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Leben
28.02.2022

Vom Schein und Sein im Liebeskarussell - die Sommerspiele Eberndorf 2022

Die letzten zwei Jahre stellten uns Kulturschaffende vor große Herausforderungen. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind wir wahnsinnig stolz und dankbar, dass sich unsere Bemühungen in den vergangenen zwei Jahren gelohnt haben. Die Sommerspiele Eberndorf 2021 waren ein voller Erfolg und nach unfreiwilliger einjähriger Zwangspause durften wir wieder unsere Bühne zurückerobern sowie unseren Zuseher*innen unterhaltsame und berührende Stunden im Stiftshof bescheren.

Wir schätzen uns sehr glücklich, dass unsere beiden Eigenproduktionen „Frühere Verhältnisse“ und „Gut gegen Nordwind“ gleichermaßen positiv vom Publikum aufgenommen wurden. Aufgrund der zahlreichen positiven Rückmeldungen unserer Besucher*innen haben wir uns daher dazu entschlossen, das Konzept mit zwei Neuproduktionen auch in der Spielsaison 2022 fortzusetzen und arbeiten bereits jetzt mit viel Freude und Energie wieder daran, einen abwechslungsreichen Theatersommer auf die Beine zu stellen.

Wenn es um die Liebe geht, denken wir gerne an Kärnten. Aber es soll tatsächlich Menschen geben, die dabei an Frankreich oder Paris denken. Aus diesem Grund haben wir uns für die Gestaltung der Sommerspiele 2022 von französischen Dramatikern inspirieren lassen und festgestellt, dass wir uns nicht nur mit dem „Dolce Vita“, sondern auch dem französischen „C’est la Vie“ ganz gut identifizieren können. Gerade in diesen speziellen Zeiten sind Themen wie Nähe, Zärtlichkeit und Hingabe mehr als hohle Phrasen und wieder ist es die Sehnsucht nach diesen besonderen Stimmungen, die uns einlädt, den Alltag hinter sich zu lassen. 2022 stehen neben großen Emotionen und einer ordentlichen Portion französischem Humor auch Hochspannung im Mittelpunkt. Mit unseren diesjährigen Eigenproduktionen wollen wir die unterschiedlichen Phasen einer Beziehung beleuchten. So führt uns „Herzliches Beileid“ vor Augen, dass in einer Ehe – trotz romantischem Ausmalen der wahren Liebe – nicht immer alles reibungslos verläuft. Im Gegensatz dazu zeigt das Stück „Die Falle“ auf, was passiert, wenn man nicht Tag für Tag am gemeinsamen Miteinander arbeitet. Wir möchten aber entschieden betonen, dass die Lösung, die hier angeboten wird, nicht zur Nachahmung empfohlen wird.

Ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint? Kommen Sie nach Eberndorf und finden Sie es selbst heraus.

Die erste Premiere in der Spielsaison 2022 hat es wahrlich in sich: Nach knapp 30 Jahren sorgt „Die Falle“ des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen französischen Schriftstellers, Regisseur und Schauspielers Robert Thomas (1927-1989) erstmals wieder mit einer Kriminalkomödie für eine ordentliche Portion Nervenkitzel in Eberndorf. Dieses Stück machte ihn über Nacht berühmt und zählte 1961 mit mehr als 600 Aufführungen zum meistgespielten Theaterstück des Jahres. Kein Wunder, dass sich auch Alfred Hitchcock die Filmrechte dafür sicherte (bedauerlicherweise kam es zu keiner filmischen Realisation). Größere Bekanntheit erlangte er jedoch mit „Acht Frauen“, das auch 2002 verfilmt wurde.

„Die Falle“ von Robert Thomas schafft es wie kaum eine andere Kriminalkomödie, die Zuseher*innen in Bezug auf die Frage der Schuld derart aufs Glatteis zu führen. Mitten in den Flitterwochen hat sich ein junges Ehepaar so zerstritten, dass sie ihn Hals über Kopf verließ. Zehn Tage sind vergangen und immer noch gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Ist sie untergetaucht oder in der Nähe des Ferienhauses tödlich verunglückt? Daniel ist mit seinen Nerven vollkommen am Ende. Doch gerade als er die Polizei zur Hilfe gerufen hat, verkündet ihm der dubiose Dorfgeistliche, dass seine Frau zurückgekehrt sei und sich wieder mit ihm versöhnen möchte. Aber wie soll Daniel dem Kommissar verständlich machen, dass die Frau, die plötzlich in sein Leben tritt, nicht seine Elisabeth ist? Wer sagt hier wirklich die Wahrheit? Kann man überhaupt jemandem vertrauen? Ein spannendes, psychologisches Kriminalspiel, gespickt mit feinsinnigem französischen Humor, das auch das Publikum – bis zum Ende – geschickt in die Irre führt. Lassen Sie sich vom Verwirrspiel unterhalten und von der Auflösung überraschen.

Als zweite Premiere steht die Komödie „Herzliches Beileid“ von Georges Feydeau (1862-1921) auf dem Spielplan. Feydeau zählte zum unangefochten beliebtesten Vaudeville-Autor im Paris der Jahrhundertwende. Finanzielle Nöte, private Probleme und die Trennung von seiner Frau führten allerdings dazu, dass er nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte. Nach dem Erfolg von „Die Katze im Sack“, mit dem unser ehemaliger Intendant, der im Vorjahr viel zu früh verstorbene Jörg Schlaminger, sein Eberndorfer Regiedebüt gab, ist somit seit 1993 wieder einmal ein Feydeau im Stiftshof zu erleben.

Schlummert auch in Ihnen ein Künstler? Feydeau beschreibt in seiner Komödie in einem Akt mit Yvonne und Lucien tiefgründig und unterhaltsam die Jahreszeiten einer Ehe, ohne dabei eine wirkliche Antwort der menschlichen Herausforderungen einer Beziehung anzubieten. Mit dem plötzlichen und unerwarteten Tod der Schwiegermutter scheint allerdings zumindest für die finanziellen Sorgen des ambitionierten Hobbykünstlers (im Brotberuf Buchhalter) eine Lösung in Sicht. Ein derartiger Geldsegen lässt all die menschelnden Werte der Diskussionen im Nu vom Tisch fegen. Kann er auch die vertrackte Beziehung retten? Doch die hysterisch-heuchlerische Trauer schlägt schnell in Schadenfreude um, als sich herausstellt, dass alles doch ganz anders ist. Und der eheliche Kampf im Schlafzimmer geht in die nächste Runde. Georges Feydeau gelingt mit dieser leichten Komödie, die Irrungen und Wirrungen des – stets durch Unwahrheiten und Untreue bedrohten – menschlichen Beziehungsalltags geschickt und voller Situationskomik abzubilden. Als Besonderheit wird als Vorspiel der Feydeau-Einakter „Erste Liebe“ gezeigt.

Robert Thomas wurde von Zeitgenossen als „natürlicher Sohn von Agatha Christie und Marcel Achard“ angesehen. Kritiker erkannten in seinen Werken aber auch eine Mischung aus Alfred Hitchcock und Georges Feydeau. Und so schließt sich 2022 auch der dramaturgische Kreis zwischen diesen beiden Stücken, die hoffentlich wieder für unterhaltsame Stunden im Stiftshof sorgen werden.

Auf der Bühne erleben sie die langjährigen Ensemblemitglieder Markus Druml, Helmut Lechthaler und Hans Prilasnig sowie den Vorjahres-Neuzugang Manuel Dragan. Darüber hinaus freuen wir uns auf ein Wiedersehen mit Natalie Krainer („Die Wirtin“ 2019), Ulli Lackner („Lysistrate“ 1997, „Eunuchus“ 1998, „Ulysses von Itaca“ 1999 und „Der brave Soldat Schwejk“ 2014), Mario Podrečnik („Der brave Soldat Schwejk“ 2014) und Simone Sdovc („Viel Lärm um nichts“ 2017 und „Ein Sommernachtstraum“ 2018).

Erstmals in Eberndorf zu erleben sind Stefan Ofner (Stadttheater Klagenfurt, neuebühnevillach, Theater Rakete, Theaterleben St. Andrä, Theater im LustGARTEN Klagenfurt) und Seraphine Rastl (ehemaliges Ensemblemitglied im Stadttheater Klagenfurt, neuebühnevillach, Theater Rakete, Theater Wolkenflug, Theater der Jugend Wien, Schauspielhaus Graz, Volkstheater Wien, Theater Ulm, Rabenhoftheater, Stadttheater Wiesbaden, Schauspiel Essen; TV/Kino u. a. „Soko Donau“, „Soko Kitzbühel“, „Schnell ermittelt“ oder „Das schaurige Haus“).

Meine Aufgabe als Regisseur sehe ich im Anknüpfen an die Anfänge der Südkärntner Sommerspiele mit dem Motto ‚Unterhaltung mit Haltung‘. Ich möchte Traditionen wahren und sie mit der Gegenwart und Zukunft verbinden. Theater bedeutet für mich, dem Leben und unseren Gefühlen unterhaltsam, mit ehrlichem Engagement und hoher handwerklicher Qualität auf den Grund zu gehen.“ Stephan Wapenhans, Regisseur

Die Sommerspiele Eberndorf haben seit mehr als 45 Jahren einen Kulturauftrag und dem möchten, nein, müssen wir nachkommen. Mit diesen beiden unterschiedlichen Neuproduktionen bleiben wir unseren Wurzeln treu, gehen aber wieder einen kleinen Schritt in eine neue Richtung, und hoffen sehr, dass unser Publikum so ein paar schöne und unbeschwerte Stunden im Stiftshof erleben und den Alltag hinter sich lassen kann.“ Florian Kutej, Intendant und künstlerischer Leiter

Details zu den Neuproduktionen

„Die Falle“ von Robert Thomas
mit Manuel Dragan, Markus Druml, Natalie Krainer, Helmut Lechthaler, Hans Prilasnig und Seraphine Rastl

Premiere: Freitag, 1. Juli 2022
9 Vorstellungen (Folgevorstellungen: 5., 12., 15., 19., 26., 29. Juli / 2. und 11. August)


„Herzliches Beileid“ von Georges Feydeau
mit Ulli Lackner, Stefan Ofner, Mario Podrečnik und Simone Sdovc

Premiere: Freitag, 8. Juli 2021
9 Vorstellungen (Folgevorstellungen: 14., 21., 22., 28. Juli / 4., 5., 9. und 12. August)

Spieltage: Dienstag, Donnerstag und Freitag – 20.30 Uhr

Kartenpreise: EUR 21,00 / 23,00 / 26,00
(Ermäßigungen für Schüler*innen, Student*innen, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Arbeitslose, Kelag-Plus-Club-Mitglieder und Kulturcard-Besitzer*innen)

Kartenvorverkauf ab Mai 2022

Unser bereits erprobtes und eigens konzipiertes Präventions- und Hygienekonzept soll auch 2022 für einen sicheren Besuch aller Veranstaltungen garantieren. Aktuelle Informationen dazu finden Sie regelmäßig auf unserer Website.

Vorstellung in Gebärdensprache

Nach dem großen Erfolg vom Vorjahr wird auch im Sommer 2022 wieder eine unserer Vorstellungen (heuer „Herzliches Beileid“) simultan für gehörlose Zuseher*innen in Gebärdensprache gedolmetscht. Dieser Abend wird in Kooperation mit Mag. Eva Sacherer vom ÖGSDV (Österreichischer Gebärdensprach-DolmetscherInnen- und -ÜbersetzerInnen-Verband) und dem Gehörlosenverband Kärnten realisiert. Der genaue Termin und ein spezielles Angebot für gehörlose Zuseher*innen wird demnächst veröffentlicht.

Kennen Sie bereits den Freundeskreis der Sommerspiele Eberndorf?

Um unserem Publikum etwas näher zu kommen, haben wir den „Freundeskreis der Sommerspiele Eberndorf“ ins Leben gerufen. Die Mitgliedschaft für ein Jahr beträgt EUR 99,00.

Darin sind folgende Leitungen inkludiert:

  • Gutscheine für zwei Karten (Kategorie I) für eine Vorstellung der Neuproduktion der Sommerspiele Eberndorf
  • ein Abendessen für zwei Personen (exklusive Getränke) vor der Vorstellung im Stiftshof (Catering Feinkost Partl)
  • zwei Begrüßungsgetränke am Tag der Vorstellung
  • ein Programmheft und ein Überraschungsgeschenk vor Ort

Darüber hinaus erhalten unsere „Freunde“ exklusive Vorteile in Form von Vorabinformationen und weiteren Vergünstigungen. Die Mitgliedschaft endet nach einem Jahr (keine automatische Verlängerung). Sie werden von uns im Folgejahr kontaktiert, ob sie Interesse haben, die „Freundschaft“ zu verlängern.

Weitere Informationen und Buchung unter www.sommerspiele-eberndorf.at

Die „Packages“ können ab sofort gebucht werden. Abholung bzw. Versand der Gutscheine erfolgt ab Mai 2021.

Biographische Informationen

Stepan Wapenhans – Regie

Der 1966 im deutschen Schönebeck geborene Stephan Wapenhans studierte Schauspiel, Tanz und Gesang in Hamburg. Neben zahlreichen Engagements in Deutschland, Italien und Österreich lebte er mehr als zehn Jahre in Wien und arbeitete in dieser Zeit vor allem an der Bühne Baden und der Volksoper Wien. Parallel zu seiner Bühnentätigkeit absolvierte er an der Uni Wien ein Kulturmanagement-Studium. Seit mehr als zehn Jahren wurde die Regie-Arbeit zu seiner Passion, auch wenn er nach wie vor noch regelmäßig selbst in Sprech- und Musiktheaterproduktionen auf der Bühne steht. 2012 rief er den „Rüdersdorfer Operettensommer“ und die „Komödie am Prinzesschen“ in seiner Heimat Sachsen-Anhalt ins Leben. Er engagiert sich auch für die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen, beispielsweise in dem von ihm gegründeten „Pelle Musicalcamp“. Als Regisseur brachte er in den vergangenen Jahren „Boeing Boeing“, „Die Fledermaus“, „Die Csárdásfürstin“, „Die lustige Witwe“, „Die Reise des kleinen Prinzen“, „Im weißen Rössl“, „Jedermann“, „Keine Leiche ohne Lilly“ und „My fair Lady“ auf die Bühne.

Eine intensive und langjährige​ Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Theatertagen der Kulturinitiative Bleiburg (KIB), wodurch Kärnten inzwischen zu seiner „heimlichen Liebe“ geworden ist.

Seit Herbst 2019 gehört Stephan Wapenhans dem künstlerischen Team der Sommerspiele Eberndorf an und führt nach dem Erfolg der Vorjahresproduktionen „Frühere Verhältnisse“ und „Gut gegen Nordwind“ auch 2022 wieder Regie im Stiftshof.

Florian Kutej – Intendanz und künstlerische Leitung

Florian Kutej wurde 1990 in Klagenfurt geboren und verspürte bereits von Kindesbeinen an eine große Affinität zum Theater. Erste Bühnenluft schnupperte er bei der Kulturinitiative Bleiburg, der er sieben Jahre als aktives Kabarett-Ensemble-Mitglied angehörte und auch als Autor Programme mitgestaltete. Parallel zu privatem Schauspiel- und Sprechunterricht folgten zahlreiche Rollen in verschiedenen Theaterformationen in Kärnten und der Steiermark. 2017 und 2018 war er in den Shakespeare-Produktionen „Viel Lärm um nichts“ und „Ein Sommernachtstraum“ bei den Sommerspielen Eberndorf engagiert. Darüber hinaus steht er regelmäßig für Kino- und TV-Produktionen sowie Werbespots vor der Kamera und moderierte eine Talkshow mit Angelika Kirchschlager und Karlheinz Hackl für ORF III. Seine große Liebe gehört dem Improvisationstheater, dem Spielen im Moment – ohne Netz und doppelten Boden.

Seit einigen Jahren zieht es ihn auch verstärkt hinter die Bühne. So arbeitet er seit 2016 als Regieassistent und Abendspielleiter für Opern-, Operetten- und Musicalproduktionen an der Oper Graz und war dort auch für die szenische Einstudierung der Wiederaufnahme von Mozarts „Le Nozze di Figaro“ verantwortlich. Im August 2021 übernahm er die szenische Einrichtung von Puccinis „Tosca“ auf der Grazer Schlossbergbühne Kasematten mit Jonas Kaufmann, Kristine Opolais und Ludovic Tezier in den Hauptpartien. 2022 gibt er sein Schauspielregiedebüt mit der österreichischen Erstaufführung von Stefan Schroeders „Heldentod“ im Grazer Kristallwerk. Seit Herbst 2019 ist Florian Kutej Intendant und künstlerischer Leiter der Sommerspiele Eberndorf.

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