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Gesundheit
25.06.2025

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Prävention trägt zur Gesundheits­förderung bei und minimiert Risiko­faktoren sowie Belas­tungen.

Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen – und zwar auch im ökonomischen Kontext. Österreich zählt zu jenen Ländern mit den höchsten Gesundheitsausgaben pro Kopf, wobei der größte Anteil in die stationäre Versorgung fließt. Aufgrund des demographischen Wandels wird unser Gesundheitssystem künftig mit weiteren Herausforderungen konfrontiert – die Zahl der Älteren wächst massiv an und damit auch die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Neben kurativen Ansätzen gewinnt Prävention demnach immer mehr an Bedeutung.

advantage hat Persönlichkeiten aus der Wirtschaft befragt, welche Rolle Prävention in Zukunft für eine nachhaltige Transformation des Gesundheitssystems spielt und welchen Stellenwert Prävention in ihrem Tätigkeitsbereich einnimmt.

Herwig Ostermann, Geschäftsführer Gesundheit Österreich GmbH, Wien

„Präventionsmaßnahmen sind besonders wirksam, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert und breit getragen werden. Darüber hinaus hat nicht jeder Mensch die gleichen Möglichkeiten präventiv zu handeln, hier spielen berufsbedingte, soziale und umweltbedingte Faktoren eine Rolle. Als Public Health Institut verfolgen wir daher einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der auf eine umfassende Transformation abstellt. Das bedeutet nicht nur eine ständige Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, sondern vieler weiterer Politikbereiche. Wir wollen unsere gesellschaftlichen Systeme so gestalten, dass sie möglichst gesundheitsfördernd sind. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Partner:innen arbeiten wir daran, Schritt zu halten und wenn möglich auch etwas voraus zu sein, um mit geeigneten Maßnahmen steuern zu können.“

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Lejla Pock, Geschäftsführerin Humantechnologie-Cluster Styria (HTS), Graz

„Prävention wird in der Transformation des Gesundheitssystems eine Schlüsselrolle einnehmen – medizinisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Ein System, das Krankheiten vermeidet statt sie zu reparieren, ist nicht nur menschlicher, sondern auch nachhaltiger. Genau hier setzen viele Unternehmen und Projekte im steirischen Life Science Cluster an. Von digitaler Diagnostik über vernetzte Sensorik bis hin zu KI-gestützten Trainings- und Therapieangeboten: Prävention wird in Südösterreich aktiv gestaltet – innovativ, interdisziplinär und immer mit Blick auf den Menschen.“

© Thomas Luef

Helga Thun-Hohenstein, Gründerin und Geschäftsführerin ionis Spagyrik GmbH, Grafenstein

„Um Menschen die Prävention als eine Möglichkeit zur Erhaltung ihrer Gesundheit näher zu bringen, ist das bewusste Wahrnehmen der eigenen Persönlichkeit mit all seinen Ebenen von Emotionen und Gefühlen und das Eingestehen ihrer Auswirkung davon auf den Körper wichtig. Je genauer wir verstehen lernen, wie das Zusammenspiel von Geist, Seele und Körper funktioniert, desto effektiver greift angewandte Vorsorge. Wir bei ionis Spagyrik produzieren und leben quasi Prävention. Spagyrische Essenzen haben einen einzigartigen Platz in der Verwendung als präventive Medizin. ‚Liebe ist die höchste Medizin‘ sagt Paracelsus. So versuchen wir durch täglich aufmerksames Beobachten unseres Betriebsklimas und des Umgangs miteinander, Veränderungen schnell zu erkennen und wirken diesen mit persönlichen Gesprächen und mit Anwendung unserer eigenen und auch fremden Erzeugnisse entgegen. ,Heile den Geist, dann wird der Körper gesunden‘ ist auch von Paracelsus. Übersetzt: ,Habe den Mut, belastende Situationen anzusprechen und zu klären, damit sie Dich nicht krank machen.‘ Die beste Prävention!“

© ionis Spagyrik GmbH

 

Irene Mitterbacher, Fachgruppenobfrau Personenberatung und Personenbetreuung, Wirtschaftskammer Kärnten

„Psychosoziale Beratung zählt zu den Säulen der Gesundheitsvorsorge in Österreich und trägt mittlerweile auch immer mehr zum Erfolg von Unternehmen bei. Psychosoziale Berater:innen unterstützen Menschen dabei, nicht in eine Krankheit zu kommen. Der Weg vor der Krankheit ist der bessere und auch der billigere. Daher ist es empfehlenswert, professionelle Angebote frühzeitig in Anspruch zu nehmen und zu beginnen, bevor es zu spät ist. Es geht oft um das Erkennen und die Bereitschaft aktiv etwas in seinem Leben zu verändern. Denn Stress und Konflikte im Berufs- als auch im Privatleben können das Wohlbefinden stark beeinträchtigen und auf Dauer sogar krank machen. Hier setzt psychosoziale Beratung auch im Unternehmen an. Ob Stressmanagement, Burnout-Prävention oder Supervision: Psychosoziale Berater:innen bieten professionelle Unterstützung bei persönlichen und beruflichen Herausforderungen und sind der Schlüssel zu gelebter Prävention.“

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Ferdinand Bucher, Landesdirektor der Wiener Städtischen in Kärnten/Osttirol

„Vorsorge bedeutet, nicht erst zu handeln, wenn es notwendig wird, sondern klug und vorausschauend zu agieren, bevor Risiken überhaupt entstehen. Genau darin zeigt sich die Kraft von Prävention: Sie schafft Stabilität, bevor Belastungen spürbar werden. Für die Wiener Städtische ist Vorsorge weit mehr als nur ein Teil des Produktportfolios – sie ist Ausdruck unserer Haltung und unseres Verständnisses von Verantwortung. Wir begleiten Menschen dabei, frühzeitig finanzielle und gesundheitliche Sicherheit aufzubauen. Denn wer vorausdenkt, stärkt nicht nur die eigene Lebensqualität, sondern entlastet auch das Pensionsund Gesundheitssystem. Eine echte Transformation unseres Sozialsystems gelingt nämlich nur dann, wenn individuelle Verantwortung auf stabile, verlässliche Strukturen trifft. Und: Wenn wir den Mut aufbringen, heute Entscheidungen zu treffen, die uns die Krisen von Morgen ersparen.“

© Gernot Gleiss

Andrea Kurz, Rektorin der Medizinischen Universität Graz

„Prävention ist der zentrale Schlüssel zur nachhaltigen Transformation unseres Gesundheitssystems – sie wirkt vorausschauend, stärkt eine breite Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz und entlastet langfristig medizinische Strukturen. An der Med Uni Graz ist Prävention daher ein integraler Bestandteil von Forschung, Lehre und Wissenschaftskommunikation. Wir setzen gezielt auf evidenzbasierte Gesundheitsinformation – sowohl im Bildungsangebot für Studierende als auch in der Vermittlung von wissenschaftlichen Ergebnissen in Richtung Öffentlichkeit. Unsere Initiativen in Forschung und Lehre verfolgen das Ziel, Vertrauen durch nachvollziehbare, fundierte Information zu schaffen. Denn eine informierte Gesellschaft ist Voraussetzung dafür, dass präventive Maßnahmen wirksam greifen können.“

© Med Uni Graz/Lunghammer

Wolfgang Warum, Managing Director CTO WILD Gruppe, Völkermarkt

„Eine nachhaltige Transformation des Gesundheitssystems kann nur gelingen, wenn Vorsorge zur tragenden Säule wird. Dafür braucht es mehr Gesundheitswissen in der Bevölkerung, gezielte Angebote für gefährdete Gruppen und modernste Technik zur Früherkennung. Digitale Helfer wie KI, Wearables oder Gesundheits-Apps können hier viel erreichen, weil sie individuelle Risikofaktoren berücksichtigen. Auch genetische Informationen helfen, Risiken früh zu erkennen und Maßnahmen individuell anzupassen. So wird Prävention personalisierter, wirksamer und effizienter. Die WILD Gruppe hat eine Vielzahl von Projekten, die sich der Prävention widmen. In der Augenmedizin sind wir seit über 20 Jahren Technologiepartner führender europäischer Hersteller. Die Lasertechnologie spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Highlight ist die Produktion eines RetinaTomographen mit OCT-Technologie zur Untersuchung des Augenhintergrunds. Das Gerät gilt als Goldstandard in der Diagnostik und ist essenziell für die Glaukomfrüherkennung.“

© Wild

Elisa Böhm und Johannes Smolle, Gründer des Startups „manadental“, Graz

„Wissenschaftlich fundierte Prävention ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit unseres Gesundheitssystems angesichts einer älter werdenden Gesellschaft und steigender chronischer Erkrankungen. Sie ist Investition in gesunde Lebensjahre und reduziert volkswirtschaftliche Lasten. Prävention ist das wissenschaftliche Fundament von manadental. Wir adressieren die ineffektive Mundhygiene – die eigentliche Wurzel gravierender Parodontalerkrankungen. Klinische Studien belegen eine signifikante Verbesserung der Zahnfleischgesundheit um durchschnittlich 49,4 % nach nur vier Wochen Anwendung. Angesichts jährlicher Kosten von 2,54 Mrd. Euro allein in Europa durch Munderkrankungen etabliert manadental einen neuen, wissenschaftlich validierten Standard für verlässliche Mundpflege und leistet so einen substanziellen Beitrag zur präventiven Gesundheitsversorgung.“

© manadental

WISSENSWERT

Nach dem Prinzip der Salutogenese ist Gesundheit kein Zustand, sondern ein dynamischer Prozess. Im Zentrum des auf den Medizinsoziologen Aaron Antonovsky zurückgehenden Modells steht die Frage: „Wie entsteht Gesundheit und was fördert sie?“ Demnach wird Gesundheit nicht bloß als Abwesenheit von Krankheit, sondern als etwas Aktives, Gestaltbares definiert. Etwas, das nicht erst in den Arztpraxen, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft, im Alltag jedes Einzelnen beginnt.

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