LK-Präsident Siegfried Huber (re.) und Waldverbandobmann Karl Kurath warnen vor den Folgen der EU-Waldstrategie. Foto: LK Kärnten
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22.10.2021

Waldbesitzer schlagen Alarm: EU-Waldstrategie gefährdet Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Kärnten

Wald-Stilllegungen heizen Klimawandel an. LK-Präsident Huber und Waldverband-Obmann Kurath appellieren an den Kärntner Landtag, sich gegen die EU-Waldstrategie in der vorliegenden Form auszusprechen.

Im Sommer 2021 hat die EU-Kommission ihre Vorschläge für eine europaweite Wald-Strategie auf den Tisch gelegt. Jetzt sickern immer mehr Details durch. „Unter dem Deckmantel von Klimaschutz und Biodiversität soll die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder massiv eingeschränkt werden“, stellt Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, fest. Geht es nach den Vorschlägen der EU-Kommission, sollen 30% der Waldflächen unter Schutz gestellt werden, einem Drittel davon droht strenger Schutz und damit ein kompletter Bewirtschaftungs-Stopp.
 
Kalte Enteignung
 
Dass die EU-Kommission durch großflächige Waldstilllegungen Klimaschutz betreiben und Biodiversität erhöhen will, ist laut Huber der falsche Ansatz: „Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein ungenutzter Wald längerfristig einen geringeren Beitrag zum Klimaschutz leistet als ein bewirtschafteter Wald. Der EU-Strategie fehlt der ganzheitliche Ansatz. Sie lässt die positiven Klimaeffekte durch die langjährige CO2-Speicherfähigkeit des Holzes und die klimaneutrale Nutzung als Heizstoff völlig außer Acht!“ In den geplanten Stilllegungen sieht Huber eine „kalte Enteignung“. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes soll auch das Subsidiaritätsprinzip ausgehebelt werden, weil vorgesehen ist, dass die Kommission von Brüssel aus künftig Vorgaben zu Waldbewirtschaftungsmaßnahmen erlassen kann. „Wer auch immer diese Strategie entworfen hat, hat keine Ahnung von nachhaltiger Forstwirtschaft, wie sie in Kärnten seit Generationen praktiziert wird. Wir müssen diesen Unsinn abwenden, bevor er in nationale Gesetze gegossen wird“, fordert Huber.
 
Auch der Obmann des Kärntner Waldverbandes, Mag. Karl Kurath, schlägt Alarm: „In der vorliegenden Forststrategie werden die Bedürfnisse der tausenden Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Kärnten ignoriert. Viele Maßnahmen würden eine massive Entwertung der Wälder mit sich bringen, welche die Einkommensbasis für unzählige Familien in den Tälern Kärntens darstellen. Statt Stilllegungen brauchen wir Nutzungskonzepte – nur so können wir den Klimawandel effektiv bekämpfen!“
 
Economica-Studie zeigt: 3.500 Arbeitsplätze sind in Gefahr
 
Für den Standort Kärnten wäre die Umsetzung der EU-Forststrategie fatal. Laut einer aktuellen österreichweiten Studie des Economica Institutes für Wirtschaftsforschung ist umgelegt auf Kärnten mit einem Wertschöpfungsverlust von rund 142 Mio. Euro pro Jahr und mit einer Gefährdung von mehr als 3.500 Arbeitsplätzen zu rechnen. Kein Wunder, immerhin ist Kärnten mit einem Waldanteil von 62% neben der Steiermark das waldreichste Bundesland in Österreich. Rund 20.000 Waldbesitzer erwirtschaften Einkünfte aus der Forstwirtschaft, die heimische Forst- und Holzindustrie trägt rund 20% zur gesamten Wirtschaftsleistung bei und sichert mehr als 40.000 Arbeitsplätze, davon viele im strukturschwachen ländlichen Raum. Darüber hinaus hält Kärnten eine Spitzenposition in der Nutzung erneuerbarer Energieträger: 55% des Gesamtenergiebedarfs werden heimisch und erneuerbar gedeckt, wobei die Biomasse hiervon den Löwenanteil ausmacht. Derzeit heizen ca. 60.000 Haushalte in Kärnten mit fossilen Brennstoffen, viele davon könnten in Zukunft mit Biomasse beheizt werden. Ob das mit einer bürokratischen EU-Forststrategie noch möglich ist, ist jedoch mehr als fraglich.
 
Appell an Landtagsabgeordnete
 
Vor diesem Hintergrund appellieren Huber und Kurath nun an die Abgeordneten im Kärntner Landtag, sich klar gegen die Pläne der Europäischen Kommission auszusprechen und diese in der vorliegenden Form abzulehnen. In einem Brief an die Landtagsabgeordneten aller im Landtag vertretenen Fraktionen bringen sie zum Ausdruck, dass Waldbewirtschaftung und Holzverwendung nicht nur Einkommen für die bäuerlichen Betriebe, sondern auch Arbeitsplätze im ländlichen Raum sichern und eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels einnehmen. Außernutzungsstellungen und Bewirtschaftungseinschränkungen gegen den Willen von Grundbesitzern seien abzulehnen.
 
„Für eine positive und nachhaltige Entwicklung Kärntens ist die Nutzung der strategischen Ressource Holz zentral. Die Landespolitik ist gefordert, den Plänen der EU-Kommission die rote Karte zu zeigen. Außernutzungsstellungen sind der falsche Ansatz, wenn man dem Klimawandel ernsthaft entgegentreten will“, betonen Präsident Huber und Obmann Kurath unisono.
LK-Präsident Siegfried Huber (re.) und Waldverbandobmann Karl Kurath warnen vor den Folgen der EU-Waldstrategie. Foto: LK Kärnten
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