Foto: Landwirtschaftskammer Kärnten
Wirtschaft
23.09.2021

„Was wir brauchen, ist ein Bekenntnis zu regionaler Qualität!“

Der Anteil der Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette und das Potenzial heimischer Lebensmittel für den Kärntner Wirtschaftsstandort sinkt, das zeigen WIFO-Studien.

LK-Präsident Siegfried Huber fordert deshalb eine Trendumkehr und eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel.
 
"In Österreich trägt die Landwirtschaft maßgeblich zum Wohlstand bei, allerdings hat das volkswirtschaftliche Gewicht in den letzten Jahren abgenommen“, erklärt Franz Sinabell, Agrarexperte beim WIFO. Hat der Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfungskette Agrargüter, Lebensmittel und Getränke im Jahr 2005 noch 20,2 Prozent betragen, waren es im Jahr 2019 nur noch 17,5 Prozent. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaft sank der Anteil um ein Zehntel, auf 0,8 Prozent.
 
Hoher Anteil an Importen
 
Werden in Österreich für 100 Euro Lebensmittel nachgefragt, liegt die inländische Wertschöpfung bei nur 46 Euro. Der Anteil für die heimische Landwirtschaft beträgt überhaupt nur 3,67 Euro. „Dieser Anteil ist vergleichsweise gering, weil viele Lebensmittel importiert werden, Steuern anfallen und mehr Wertschöpfung in den nachgelagerten Wirtschaftssektoren erzielt wird. Auf die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie entfallen neun Euro, auf den Groß- und Einzelhandel fast 18 Euro“, so Sinabell. Ein wesentlicher Grund für den niedrigen Wertschöpfungsanteil in der heimischen Landwirtschaft ist der hohe Anteil an Importen von Agrargütern. Kärnten importiert pro Jahr Fleisch-, Milch-, und Eiprodukte im Wert von rund 126 Millionen Euro alleine für den Verzehr durch Menschen. Geld, das den heimischen Bauern fehlt.
 
Wirtschaftsmotor heimische Lebensmittel
 
Neben vielen anderen Faktoren trägt dazu auch der Lebensmitteleinzelhandel bei. Denn dieser setzt verstärkt auf Eigenmarken-Linien, in denen zusehends ausländische Rohstoffe zum Einsatz kommen. So zeigt ein aktueller Markt-Check der LK Kärnten bei Milchprodukten, dass bei fünf verschiedenen Produkten einer Eigenmarke eines führenden Lebensmitteleinzelhändlers Milch aus vier unterschiedlichen Ländern enthalten ist. Dabei hätten heimische Lebensmittel das Potenzial den Wirtschaftsmotor in Kärnten weiter auf Touren zu bringen. Wie eine WIFO-Studie zeigt, würde eine Steigerung der Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln um lediglich ein Prozent dazu führen, dass die Wertschöpfung in der Kärntner Landwirtschaft um 3,8 Millionen Euro steigt, in der ganzen Kärntner Volkswirtschaft um acht Millionen Euro.
 
Trendumkehr gefordert
 
LK-Präsident Siegfried Huber sieht angesichts der Entwicklungen massiven Handlungsbedarf: „Der Lebensmittelhandel macht Werbung mit der heimischen Landwirtschaft, verwendet aber viel zu oft ausländische Produkte in den Eigenmarken.“ Er fordert vom Lebensmitteleinzelhandel mehr rot-weiß-rote Solidarität mit der heimischen Landwirtschaft ein. „Wir müssen weg von der Aktionitis mit klimaschädlichen Billig-Lebensmitteln aus dem Ausland. Was wir brauchen, ist ein Bekenntnis zu regionaler Qualität in der gesamten Wertschöpfungskette. Und wir brauchen höhere Erzeugerpreise, um die ständig steigenden Betriebsmittelkosten zu decken.“ Des Weiteren fordert LK-Präsident Huber erneut die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung als Basis für mehr Absatz und mehr Wertschöpfung in der Landwirtschaft.
Foto: Landwirtschaftskammer Kärnten
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