Das Land baut Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche im Bildungs- und Sozialbereich aus. – Foto: Pixabay/JerzyGorecki
Gesundheit
15.05.2021

Wegen der Pandemie: Rund 9.000 Kärntner Schüler brauchen besondere Aufmerksamkeit

Ergebnisse einer Studie geben dem Land Aufschlüsse darüber, wo bei Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche nachgeschärft werden muss. Sie leiden ja unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders. Nun soll es mehr Beratungslehrer und auch einen mobilen Familiencoach geben.

Kinder und Jugendliche sind durch die Corona-Pandemie ganz besonders betroffen – das belegen zahlreiche Studien. Das Land Kärnten hat in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion und der Kinder- und Jugendanwaltschaft ebenfalls eine Studie dazu in Auftrag gegeben, allerdings wurden dabei Kärntens Pädagogen befragt. Sie sollten einschätzen, welche Veränderungen sie bei ihren Schülern im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie wahrnehmen. Ergebnisse der Studie nutzt das Land nun, um bei Unterstützungsmaßnahmen nachzuschärfen.

Antworten haben 1.281 Pädagogen aller Schultypen ab der fünften Schulstufe in ganz Kärnten geliefert.

Schere geht auseinander

Etwa die Hälfte der Teilnehmer gab an, dass es bei Anwesenheit, Pünktlichkeit, Erledigung von Arbeitsaufträgen und Qualität des zwischenmenschlichen Kontakts nun etwas oder viel schlechter läuft als vor der Pandemie. Kritisch sehen die Lehrer wahrgenommene Veränderungen bei Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit der Schüler, bei Wissensstand und Lernmotivation. Besonders gefährdet seien Schüler aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status. Hatten Schüler vor der Pandemie schon stabile Leistungen, fanden sie sich auch während der Pandemie besser zurecht. „Doch hier geht die Schere auseinander“, sagt Kinder- und Jugendanwältin Astrid Liebhauser.

Die Pädagogen beobachten auch psychische Veränderungen bei ihren Schülern, am häufigsten sind intensive Mediennutzung, vermehrte depressive Stimmungen wie Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit, Schlafprobleme und sozialer Rückzug. Andere Studien bestätigen diese Wahrnehmungen.

Was wird benötigt?

Es gibt auch Schüler, die von ihren Lehrern kaum oder gar nicht mehr erreicht werden – rund acht Prozent. Liebhausers Fazit: "Es muss etwas passieren, dass sie wieder zurück in den Alltag finden!" Die Teilnehmer an der Studie wurden auch dazu befragt, welche Unterstützungsmaßnahmen forciert werden sollten. Die Antworten: Schulpsychologie (niederschwellig und greifbar, vor Ort), Schulsozialarbeit, Beratungslehrer, Jugendcoaches (vor allem für ältere Jugendliche), Lernförderung und Supervision für die Lehrer selbst. Liebhauser fasst zusammen: "Die Kinder und Jugendlichen brauchen dringend Bewegung, Begegnung und so etwas wie Normalität!"

Maßnahmen im Bildungsbereich

Für Landeshauptmann Peter Kaiser sind diese Ergebnisse ein klares Signal: "Es geht um Struktur, einen geregelten Tagesablauf und um Ansätze, hierbei zu helfen. Ca. 9.000 Kärntner Schüler brauchen besondere Aufmerksamkeit!"

Im Bildungsbereich sollen nun in drei Etappen entsprechende Maßnahmen folgen. Die erste Etappe läuft schon. Es wurden 50 zusätzliche Dienstposten im Bildungswesen geschaffen, die Reduzierung der Überhang-Stunden wurde ausgesetzt. Erhöht wurden so zum Beispiel die Stunden für außerschulische Lernförderung und für Sprachfördermaßnahmen.

Etappe 2 ab 17. Mai:

  • Aufstockung der Beratungslehrer um zusätzlich 50 Stunden pro Woche, die sich um Schüler mit psychischen Belastungen oder massiven Lernproblemen kümmern
  • Corona-Förderstunden im Ausmaß von 63 Dienstposten
  • Bildungsdirektion wird beauftragt, alle vorhandenen Unterstützungssysteme auf Covid-Entlastungsmaßnahmen zu fokussieren
  • zentrale Stelle soll den „Sozialraum Schule“ systematisch erheben

Etappe 3 ab dem nächsten Schuljahr im September:

  • weitere Aufstockung bei Beratungslehrern
  • zusätzliche Sprachfördermaßnahmen
  • Fortführung der außerschulischen Lernförderung
  • Vorziehen des Ausbaus der Schulsozialarbeit – inklusive schulübergreifender (mobiler) Zuständigkeit

Für diese Adaptierungen nimmt das Land 600.000 Euro in die Hand. Auch der Bund müsse seinen Fokus auf Kinder und Jugendliche richten – einen diesbezüglichen Appell gibt es von Kärntner Seite.

Maßnahmen im Sozialbereich

Sozial-Referentin Beate Prettner präsentierte heute weitere Maßnahmen im Sozialbereich, um noch gezielter zu unterstützen. "Wir haben uns in den letzten Monaten stark vernetzt. Es gibt sehr viele Hilfeleistungen in Kärnten", so Prettner. Doch diese müssten auch bei den Betroffenen ankommen. Um mehr Treffsicherheit bei diesen Hilfeleistungen zu erzielen, wird nun eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, welche durch diese Hilfestellungen lotst. Bei dieser Stelle wird auch ein Datenerfassungssystem eingerichtet, um Informationen zu generieren, wo noch nachzuschärfen ist.

Mehr mobile Angebote

Da es mehr niederschwellige Angebote braucht, entsteht nun ein "mobiler Familiencoach" als zusätzliches Angebot. Dieser soll in Familien vor Ort durch Beratung helfen, wo es zwar noch keine Eskalation (Gewalt) gab, aber wo Hilfe benötigt wird.

Als weiteres Projekt, das momentan umgesetzt wird, stehen künftig vier mobile Psychologen bereit, die vor Ort in Familien, Betrieben oder Lehrwerkstätten mit jungen Kärntnern zwischen 14 und 25 Jahren gezielt therapeutisch arbeiten. Prettner: "Damit kommt die Beratung zu den Betroffenen. Diese mobile Stelle wird eng mit den Familiencoaches vernetzt sein."

Das Programm für die Kleinen (null bis drei Jahre) „Frühe Hilfen“ soll in Kärnten flächendeckend ausgebaut werden.

Das Land baut Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche im Bildungs- und Sozialbereich aus. – Foto: Pixabay/JerzyGorecki
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