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Wirtschaft
06.03.2025

Weltfrauentag: Kräfte für Gleichstellung bündeln

Die drei Institutionen AMS, Land Kärnten und ÖGB sind sich einig: Es braucht einen Turbo in Sachen Frauen- und Gleich­stellungs­politik.

Anlässlich des Internationalen Frauentages luden AMS, Land Kärnten und ÖGB kürzlich zu einer gemeinsamen Pressekonferenz in der AMS-Landesgeschäftsstelle ein. „Gerade in stürmischen Zeiten ist es notwendig, innezuhalten, Bilanz zu ziehen und die Segel gemeinsam wieder neu zu setzen“, betonen AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Silvia Igumnov und die Frauenreferentin des Landes, LR.in Sara Schaar. Geplant ist, vorhandene Kräfte künftig noch stärker zu bündeln. Das neulich vorgestellte Bundesregierungsprogramm sehen die drei Institutionen nicht nur alleine im Frauenressort – sondern darüber hinaus auch arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitisch, als potenziellen Turbo in Sachen Frauen- und Gleichstellungspolitik. Denn, so sind sich Igumnov, Wedenig und Schaar einig: „Geht es den Frauen gut, geht es einer Gesellschaft gut und davon profitieren sowohl Standort als auch Wirtschaft.“

Starke regionale Netzwerke

Wedenig unterstreicht die regionale Kraft, die in den gebildeten Netzwerken der Zukunftskonferenzen in allen Kärntner Bezirken liegt. So wurden im Vorjahr daraus regionale Schwerpunkte gesetzt und diese Handlungsfelder gemeinsam mit dem Frauenreferat des Landes bearbeitet. Zu den Hauptaspekten zählten existenzsichernde Beschäftigung, Fachkräftesicherung und Digitalisierung, auch Kinderbildung und -betreuung wurden immer wieder thematisiert. Hier hat das Land Kärnten bereits frühzeitig den richtigen Weg eingeschlagen und erkannt, dass diese Plätze untrennbar mit der wirtschaftlichen Leistung eines Landes verbunden sind, was sich nun auch im Bundesregierungsprogramm abzeichnet.

Gleichstellung als Querschnitts­materie

Zu den wesentlichen realisierten Maßnahmen zählten die Präsentation der Gleichbehandlungsanwaltschaft für alle Teilnehmenden der AMS DIGI Lounges sowie auch der von der AK umgesetzte Kinderatlas. Detaillierte Informationen dazu sind auch unter frauen.ktn.gv.at im fertiggestellten Handlungsleitfaden zu finden. Wedenigs Resümee: „Ein erster Erfolg war sogar bereits am Ende der ersten Feedbackrunde ersichtlich, denn die Notwendigkeit, Gleichstellung als Querschnittsmaterie in alle Entscheidungsprozesse der Kärntner Regionen zu integrieren wurde von allen Teilnehmenden erkannt.“

Die verstärkte regionale Netzwerkarbeit ist ein Erfolgsfaktor und die Basis für eine weitere Sensibilisierung zum Thema Gleichstellung. Wedenig und Schaar begrüßen, dass der ÖGB und die Gewerkschaftsfrauen mit ihrer Landesvorsitzenden Silvia Igumnov künftig die regionale Netzwerkarbeit mit ihren engagierten gewerkschaftlich tätigen Frauen gezielt um ihren wertvollen Input erweitern wollen.

„Unser aller Ziel muss es sein, dass Frauen finan­ziell unabhängig sind, um ihnen ein gewalt­freies und selbst­bestimmtes Leben zu ermöglichen.“

Silvia Igumnov, GPA-Landes­frauen­vorsitzende

Finanzielle Unabhängigkeit im Fokus

Hinsichtlich des Internationalen Frauentages weisen auch die Gewerkschaftsfrauen auf die umfangreichen Belastungen und die nach wie vor bestehende Ungleichheit von Frauen in Österreich hin. „Unser aller Ziel muss es sein, dass Frauen finanziell unabhängig sind, um ihnen ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, so Igumnov,  die den Gleichstellungsindex als wertvolles Instrument für politische und wirtschaftliche Entscheidungstragende unterstreicht. Mit finanzieller Unabhängigkeit verbindet sie auch eine bessere Absicherung im Alter. Aktuell beträgt die durchschnittliche Pension von Frauen in Kärnten 1.352,93 Euro, die der Männer 2.184,83 Euro. Etwa zwei Drittel der Ausgleichszulagenbeziehenden sind Frauen. Igumnov: „Frauen sind also überdurchschnittlich oft von Armut im Alter betroffen. Der Grund dafür liegt unter anderem darin, dass Frauen überwiegend die unbezahlte Care- (Sorge-)Arbeit, wie Kinderbetreuung und Pflege von nahen Angehörigen übernehmen.“

Zu den zentralen Forderungen der Gewerkschaftsfrauen zählen deshalb die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch den weiteren Ausbau der Kinderbildungs- und betreuungsangebote sowie ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag des Kindes. Zudem setzt sich der ÖGB für eine stärkere Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, am Arbeitsplatz wie im Privatleben, ein. Die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende ist überzeugt. „Auch Arbeitgeber gilt es diesbezüglich zu sensibilisieren und auf ihre Fürsorgepflicht aufmerksam zu machen.“

„Das Bundesregierungs­programm benennt endlich, dass wir der unbe­zahlten Arbeit einen Wert geben müssen, denn Unter­nehmen würden sich die Tätigkeiten der Care-Arbeit beispiels­weise auch bezahlen lassen.“

LR.in Sarah Schaar, Frauen­referentin Land Kärnten

Bericht zeigt Mankos auf

Dass es bis zur echten Gleichstellung noch ein weiter Weg ist, verdeutlicht auch der umfassende Bericht Frauen in Kärnten 2024. Er basiert auf der Erhebung „Studie zur Gleichstellung in Kärnten“, ergänzt um die Inputs aus den gemeinsamen Zukunftskonferenzen mit dem AMS in den Regionen, in denen auch das Beratungsnetzwerk in Kärnten beteiligt war. Landesrätin Schaar fasst zusammen: „Die identifizierten Handlungsfelder wurden seitens des Kärntner Frauenforums priorisiert und der tiefergehende Auftrag ist es nun, zuordenbare Maßnahmen in Umsetzung zu bringen, um weiterhin die Lebenssituation von Frauen in Kärnten zu verbessern, dabei ist die Unterstützung der aufgebauten Netzwerke in den Regionen essentiell.“

Neben der Aufholjagd der letzten Jahre im Bereich Bildung, Kinderbildung und -betreuung oder Pflege verdeutlicht der Bericht jedoch auch das große Manko der Mobilität sowie die immer noch erschreckend hohe Teilzeitquote in der Erwerbstätigkeit. „Auch hier benennt das Bundesregierungsprogramm endlich, dass wir der unbezahlten Arbeit einen Wert geben müssen, denn Unternehmen würden sich die Tätigkeiten der Care Arbeit beispielsweise auch bezahlen lassen“, ist Schaar überzeugt. Noch immer zeigen die Zahlen im Gewaltkontext ein schreckliches Bild – allein im heurigen Jahr wurden bereits drei Femizide und zehn Fälle von schweren Gewalttaten an Frauen verzeichnet. Die steigende Zahl der Annährungs- und Betretungsverbote zeigt, dass sie immer häufiger in Anspruch genommen werden. „Hier fordern wir schon länger einen Nationalen Aktionsplan für Gewaltschutz, der jetzt endlich erarbeitet und umgesetzt werden soll,“ betont Schaar.

„Geht es den Frauen gut, geht es einer Gesell­schaft gut und davon profi­tieren sowohl Standort als auch Wirtschaft.“

AMS-Kärnten-GF Peter Wedenig, ÖGB-Landesfrauen­vorsitzende Silvia Igumnov und Frauen­referentin LR.in Sara Schaar

Bewusstsein schaffen

Kontinuierliche Angebote zur Förderung der Gleichstellung finden sich im Jahresprogramm des Frauenreferates wieder – darunter der Girls’Day sowie Girls go Technik, der Frauenbildungsfonds oder der Lehrgang politische Bildung. Das Qualifizierungsprogramm FiT – Frauen in Handwerk und Technik des BFC – Business Frauen Center und AMS ermöglicht Frauen eine Ausbildung in technischen und handwerklichen Berufen, die mit besseren Karriere- und Verdienstchancen einhergehen.

Maßnahmen zur Sensibilisierung, wie das Aufzeigen von Lücken (Einkommenslücke 12,8%, Pensionslücke 39,3%) sind essentiell, können aber nur als Anstoß dienen, um die Gesellschaft zu mobilisieren. „Denn ich bin mir sicher, dass kein Mann mit diesem Wissen möchte, dass seine Frau ungerecht behandelt wird“, so die Frauenreferentin. Im Land Kärnten wurden und werden dazu auch einige europäisch initiierte und kofinanzierte Projekte umgesetzt: Das Projekt „Equal Pay Netz“ unter der Leitung von Elke Beneke, FEM, Struktur- und Netzwerkaufbau oder REGinA, der Kärntner Volkshochschulen fokussieren sich auf die individuelle Ausbildung von Frauen – z. B. die innerbetriebliche Höherqualifizierung – und tragen damit ebenso positiv zur regionalen Situation am Arbeitsmarkt bei.

V. l.: LR.in Sarah Schaar, AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig, GPA-Landesfrauenvorsitzende Silvia Igumnov und Ingrid Manthei, Gleichstellungsbeauftragte für den Arbeitsmarkt im AMS © LPD Kärnten/Varh
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