Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler: "Milchpreise reichen nicht aus!" – Foto: LK Kärnten/Paul Gruber
Wirtschaft
01.06.2021

Weltmilchtag: 64 Kärntner Betriebe hörten 2020 auf

Die Landwirtschaftskammer (LK) Kärnten schlägt zum Weltmilchtag Alarm: Die Milchpreise, welche die Bauern erhalten, würden nicht ausreichen, um gestiegene Kosten für Futtermittel, Energie und Baustoffe zu decken.

Der 1. Juni ist Weltmilchtag. Daher meldet sich LK-Präsident Johann Mößler besorgt zu Wort. Die Milchpreise, die bei den Bauern ankommen, würden nicht ausreichen, um gestiegene Kosten für Futtermittel, Energie oder Baustoffe zu decken. Immer mehr Milchbetriebe hören auf, allein in Kärnten waren das letztes Jahr 64 Betriebe. "Seit dem Jahr 2000 haben damit mehr als 700 Betriebe die Milchproduktion eingestellt, was einen Rückgang von fast 30 Prozent bedeutet", bilanziert Mößler.

Ausländische Rohstoffe in Eigenmarken-Produkten der Supermärkte

Der Lebensmittelhandel habe laut Mößler Mitschuld: "Während die Supermarkt-Konzerne im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn steigern konnten, wird den Milchbauern ein fairer Anteil an der Wertschöpfung vorenthalten." In vielen Eigenmarken der Supermärkte würden ausländische Rohstoffe stecken. Die Landwirtschaftskammer habe einen "Store-Check" absolviert, der gezeigt habe, dass in über einem Viertel der Eigenmarken-Butter in den Geschäften Milch aus Frankreich, Holland oder Deutschland steckt. Er appelliert an den Handel, keine Rohstoffe aus dem Ausland zu verwenden und den Bauern höhere Milchpreise zu zahlen.

Beste Klimabilanz bei heimischer Milch

Mößler will aufzeigen, dass die heimische Milch die beste Klimabilanz in der EU aufweist. Bei der Produktion von einem Liter heimischer Milch würde rund ein Kilogramm CO2 entstehen, der EU-Durchschnitt liegt um 40 Prozent darüber (1,4 Kilogramm CO2 je Kilogramm Milch).

Milchwirtschaft in Kärnten

Betriebe:

  • 2020 gab es 1.782 Betriebe, die Milch an Molkereien abgeliefert haben (64 weniger als 2019, Minus von 3,5 Prozent).
  • Im Jahr 2000 gab es noch 2.486 Milchviehbetriebe.
  • 98 Prozent der Milchviehbetriebe liegen im benachteiligten Gebiet, 69 Prozent sind Bergbauern, 21 Prozent arbeiten biologisch.

Milch:

  • 206.838 Tonnen Milch wurden 2020 abgeliefert.
  • durchschnittliche Anlieferung pro Betrieb 2020: 116.000 Kilogramm (2019: 110.800 Kilogramm)

Kühe:

  • 2020 gab es in Kärnten 22.979 Milchkühe.
  • Im Durchschnitt hält ein Betrieb 18,8 Milchkühe (Österreich-Schnitt: 19,4 Milchkühe).

Preise:

  • aktueller Auszahlungsmilchpreis für Bauern: ca. 0,35 Euro netto pro Kilogramm
  • Anteil der Bauernpreise an den Konsumentenpreisen bei Trinkmilch: rund 30 Prozent (2013: über 34 Prozent)

Umwelt und Klima:

  • Milch aus Österreich ist zu 100 Prozent gentechnikfrei.
  • Heimische Milch hat die beste Klimabilanz in der EU.
  • Bei der Produktion von einem Liter heimischer Milch entsteht rund ein Kilogramm CO2, der EU-Durchschnitt liegt 40 Prozent darüber.
Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler: "Milchpreise reichen nicht aus!" – Foto: LK Kärnten/Paul Gruber
Schlagwörter