„Meine Mutter weist schon seit Jahren immer wieder einmal auf den Ausstieg hin. Sie zieht sich auch schon langsam zurück, aber es ist ein fließender Prozess.“
Wenn Junior- und Seniorchefin an einem Strang ziehen
Als entspannter, über Jahre hinweg laufender Prozess ohne fixem Enddatum präsentiert sich die Betriebsübergabe von Michaela Tiefenbacher auf ihre Tochter Hannah Widnig in den Naturel Hotels & Resorts. Da es sich bei den ehemaligen „Dorfhotels“ um keinen klassischen, über Jahre hinweg gewachsenen Familienbesitz handelt, hatte Juniorchefin Hannah Widnig eigentlich einen anderen Berufsweg geplant. Sie maturierte zwar in der Hotelfachschule, setzte ihren Karriereweg aber an der FH JOANNEUM mit dem Studium „Management internationaler Geschäftsprozesse“ fort. Letztendlich war ihr dieses Berufsbild zu industrielastig. Die über Jahre hinweg bei der Jungen Wirtschaft engagierte Kärntnerin erkannte, dass ihr das Management der heimatlichen Betriebe am Faaker See deutlich mehr Freude bereitete.
Step by Step zur Führungsebene
Nach dieser Erkenntnis stieg sie im Jahr 2018 als Teilhaberin bei den Naturel Hotels & Resorts ein und festigte dank „Learning bei Doing“ ihr Wissen in der Praxis. Seit dem vorigen Jahr teilt sich Hannah Widnig die Geschäftsführung mit ihrer Mutter. Während die Junior-Chefin eher in den operativen Bereichen wie der Gäste- und Mitarbeiter:innenbetreuung tätig ist, zeigt sich Michaela Tiefenbacher in erster Linie für die Verwaltungs- und Reservierungsagenden verantwortlich. Strategische Entscheidungen werden hingegen immer gemeinsam getroffen.
Kommunikation als Erfolgsschlüssel
Hannah Widnig sieht einen der Schlüssel zu einem erfolgreichen Übergabeprozess in einer regelmäßigen und ausgewogenen Kommunikation: „Es war für uns von Beginn an klar – jede soll sagen können, was sie sich denkt, die Meinung beider Seiten zählt gleich viel. Daher muss auch jede von uns zu Wort kommen dürfen. Meine Mutter und ich sind dabei erschreckend gut“, fügt sie lachend hinzu. In Sachen Kommunikation hat sie auch auf Erfahrungswerte von befreundeten Touristiker:innen gesetzt, die den Übergabeprozess selbst durchlaufen haben.
Ein Blick in die Zukunft
Spezielle bauliche Änderungsvorhaben für die Zukunft hat die Junior-Chefin nicht, denn: „der letzte Umbau liegt erst eineinhalb Jahre zurück.“ Ein Novum, das sich für die nächsten Jahre ergeben könnte, wäre ein neues saisonunabhängiges Produkt, um die rund 80 Mitarbeiter:innen ganzjährig beschäftigen zu können und in Sachen Arbeitgeberattraktivität zu punkten. Ein Thema, dem schon in den letzten Jahren in den Resorts viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
Wie sehr das Mutter-Tochter-Duo harmoniert, wird auch bei der Frage nach künftigen organisatorischen Änderungen sichtbar. „Es besteht aus meiner Sicht kein wirklicher Bedarf“, so Hannah Widnig, „die aktuellen Abläufe haben alle ihre Berechtigung. Weiterentwicklungen wird es aber sicherlich trotzdem geben.“ So auch beim Führungsstil, der sich den veränderten Zeiten anzupassen hat, denn „die jungen Mitarbeiter:innen haben andere Bedürfnisse als es noch vor Jahren der Fall war.“
WISSENSWERT
In der Eröffnungsphase des ersten Dorfes Seeleitn im Jahr 1978 war der Andrang an Besuchern so groß, dass Sicherheitsleute den Eingang sperren mussten. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „Dorfschaun“.