© Mudita Yogawear
Leben
27.11.2020

Wie ein Schmetterling

Lisa Steurer ist begeisterte Yogalehrerin. Hat sie schon vor mehreren Jahren die Philosophie für sich entdeckt, geht sie nun mit „Mudita Yogawear“ einen Schritt weiter.

advantage: Wie ist die Idee für „Mudita“ entstanden?

Lisa Steurer: Durch meine Yogalehrerausbildung habe ich angefangen, mich und meinen Lebensstil zu hinterfragen. Ich bin sehr modeinteressiert und besitze auch sehr viel Kleidung – ich begann, mich mit der Industrie dahinter zu beschäftigen: Was steckt in einem Stück Kleidung? Materialien, Ressourcen, Arbeitsaufwand, Lieferketten – die Rechnung zwischen Aufwand und Kleidungspreisen geht einfach nicht auf! Es kann also entweder unsere Natur sein, indem Ressourcen ausgebeutet werden oder eine überzahl an synthetischen Stoffen produziert wird, die nicht mehr natürlich abgebaut werden können. Oder um diese schiere Menge an Kleidungsstücken produzieren zu können, werden Pestizide z.B. bei der Anpflanzung von Baumwolle verwendet und somit die Böden vergiftet - das wiederum kann in das Grundwasser gelangen. Es kann auf der anderen Seite aber auch das vermeindlich schwächste Glied in der Lieferkette sein, das sind so meist die Bauern, die FärberInnen oder die NäherInnnen. Im Zuge meiner Masterarbeit habe ich mir die Webauftritte und die Strategien von Impact Brands angeschaut und mich getraut, Mudita ins Leben zu rufen.

Welche Materialien werden verwendet?

Mein Sortiment ist derzeit sehr klein und besteht aus sogenannten Yoga-Kimonos, die während der Meditation oder Entspannung übergezogen werden können. Natürlich können sie aber auch im Alltag getragen werden – z.B. als Alternative zu Blazern. Ich verwende für meine Kimonos ausschließlich natürliche Materialien. Meine Bio-Baumwollkimonos bestehen aus biologischer Baumwolle und werden mit natürlichen Farbmitteln gefärbt. Sie werden mit einer indischen Webtechnik gefertigt, die einen „Khadi“ Stoff produziert. Der rostfarbige Kimono wurde beispielsweise aus Insekten gefärbt. Die Seidenkimonos bestehen aus einer sogenannten „Ahimsaseide“ – also „gewaltfreier Wildseide“. In der kommerziellen Seidenherstellung werden Kokons samt Raupe in eine heiße, alkalische Lösung geworfen, dadurch löst sich der Seidenleim auf und die Seide kann vom Kokon aufgesponnen werden – die Raupe stirbt in dieser heißen Flüssigkeit. Ahimsa Seide stammt von wildlebenden Seidenraupen, aus denen der Falter bereits geschlüpft ist und sein Leben als Schmetterling fortführen kann. Ich möchte den natürlichen Prozess unterstützen.

Wo werden die Kimonos hergestellt?

Die Herstellung erfolgt in Indien, innerhalb eines Frauenprojekts: „Saheli Women“. Diese Frauen werden in der Werkstätte zu Näherinnen ausgebildet, sind zum Teil die einzigen Einkommenserbringer in der Familie und können dadurch auch eine gute Zukunft für ihre Kinder, vor allem für ihre Mädchen ermöglichen. Im ländlichen Indien ist es nicht selbstverständlich, dass Frauen arbeiten gehen dürfen. Jeder Kimono erzählt auch die Geschichte der Frau, die ihn handgefertigt hat.

Wie stehst du zum Thema Nachhaltigkeit?

Es ist schwer, Nachhaltigkeit zu 100 Prozent abzudecken. Meine Kimonos wurden per Flugzeug nach Europa transportiert und ich habe noch keine Möglichkeit gefunden, diesen CO2-Ausstoß zu kompensieren. Dafür sind meine Versandkartons aus Gras – man versucht auf allen Ebenen sein Bestes. Im Allgemeinen finde ich, sollte diese Einstellung wieder vielmehr in unserer Gesellschaft Platz finden. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft die uns leider dazu erzieht immer „Mehr“ zu wollen und meines Erachtens führt uns das in einen Egoismus und das bewirkt ein Gegeneinander und weniger ein Miteinander.

Wie siehst du das Konsumverhalten der heutigen Gesellschaft?

Ich möchte uns und unser Konsumverhalten nicht verurteilen, wir sind damit aufgewachsen und wurden darauf konditioniert. Ich denke aber wir sollten beginnen, bestimmte Dinge zu hinterfragen und uns auch weiterbilden. Ich möchte hier aber sagen, dass ich durch mein Projekt vor allem versucht habe, mein Konsumverhalten zu ändern. Auch das gelingt mir nicht vollständig. Niemand von uns ist perfekt und den täglichen Versuchungen unserer Konsumgesellschaft zu widerstehen, ist nicht einfach und muss auch nicht immer sein. Wichtig ist, dass wir uns
dafür nicht verurteilen, aber Bewusstsein und Verantwortung für unseren Konsum übernehmen.

„Der Trend, lediglich in Europa zu produzieren, schafft das Problem, dass in vielen anderen Ländern der Welt Menschen die Lebensgrundlage genommen wird.“

Lisa Steurer
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