© dataholix solutions GmbH
Wirtschaft
20.11.2024

„Wir entwickeln unsere Lösungen mit Menschen – für Menschen“

Ob internationaler Konzern oder einschlä­giges Start-up: Digitalisierung und KI verändern den Arbeits­markt rasant.

Wenn du morgen fünf Leute in einen Raum setzt und sagst, sie sollen KI-Ideen entwickeln, hast du nach 30 Minuten vermutlich schon hunderte Ideen. Das ist fantastisch, weil es zeigt, welches Potenzial hinter KI steckt“, erklärt Shezan Kazi, der als „Head of AI Strategy, Global IT“ verantwortlich für die KI-Strategie im Randstad-Konzern ist, dem globalen Marktführer im Bereich Personaldienstleistungen. Für das Sammeln von Erkenntnissen reist Kazi international. Er hebt hervor: „Die KI-Welt dreht sich schneller als alles von mir bisher Erlebte. Ideen, die vor sechs Monaten bahnbrechend schienen, bekommen heute nur noch ein müdes Gähnen.“

Oliver Unger ist CEO eines Münchener IT-Startups, das sich auf die Digitalisierung von Unternehmen mittels KI fokussiert – die dataholix solutions GmbH. Er sieht in KI einen unaufhaltbaren Motor für Effizienz und Qualität: „Wir nutzen KI, um die Digitalisierung nahtlos in den Arbeitsalltag von Unternehmen zu integrieren.“ Hier sei ein wichtiger Mehrwert von KI, große Mengen an Daten besser zu organisieren und schnell darauf zuzugreifen. So könne sie dabei helfen, Zusammenhänge oder Gefahren aufzuzeigen, die vom Menschen möglicherweise übersehen würden. Dadurch könnten wiederum neue Ideen und Innovationen entstehen.

„Wir entwickeln unsere Lösungen mit Menschen, für Menschen. Diese humane Dimension ist essenziell, um den Bedürf­nissen und Wünschen der Menschen gerecht zu werden.“

Oliver Unger, CEO eines Münchener IT-Startups

© dataholix solutions GmbH

Unternehmerische Verant­wortung oder: wenn alles möglich ist ...

„Nicht jeder Trend muss mitgegangen werden“, erklärt Unger. Für Unternehmen sehen beide Experten neben der Verfolgung dieses technologischen Fortschritts vor allem auch eine unternehmerische Verantwortung: „Gesellschaftlich müssen wir als Unternehmen uns mit der Frage des Sollens auseinandersetzen. Nur weil etwas möglich ist, muss man es nicht gleich machen und insofern priorisieren. Wirtschaftlichkeit, Mitarbeiterzufriedenheit und -wohlbefinden sowie Wettbewerbsfähigkeit stehen im Vordergrund. Deshalb distanzieren wir uns etwa klar von Social Scoring (= Bewertung von Personen basierend auf Verhalten wie Online-Aktivitäten oder Kaufgewohnheiten) oder vollautomatisierten Entscheidungsprozessen mittels KI“, sagt Kazi.

Mit Menschen – für Menschen

Kazi wie Unger sprechen über einen sehr bewussten, menschenzentrierten Einsatz von KI. „Es geht nicht um die Maximierung von Effizienz um jeden Preis, sondern um die Entfaltung des menschlichen Potentials“, weiß Kazi, denn: „Unsere Kund:innen und Talente schätzen nicht das, was in unseren Servern oder Clouds steckt, sondern die Menschen dahinter.“ Er nennt im Kontext von Personal und Recruiting als gewinnbringenden Einsatz von KI konkret die Reduktion administrativer Aufgaben, sodass mehr Zeit für bedeutungsvolle Gespräche mit Talenten bleibt.

Auch für Unger steht fest, dass Technologie immer nur ein Werkzeug bleibt: „Wir entwickeln unsere Lösungen mit Menschen – für Menschen. Diese humane Dimension ist essenziell, um sicherzustellen, dass unsere Technologien den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen gerecht werden.“ KI schaffe Entlastung von monotonen, repetitiven Aufgaben und neue Freiräume für kreative und wertvollere Tätigkeiten. „Unser Ziel ist es, den Menschen das Leben zu erleichtern und gleichzeitig die Qualität von Arbeit und Produkten zu verbessern“, so Unger.

Golab Borzooei, Informatikerin und Werkstudentin bei den dataholix’, entwickelt im Team gerade einen, für einen Kunden angedachten KI-Prototypen, der unternehmensinternes bzw. -spezifisches Wissen sammelt und strukturiert: „Es begeistert mich, mit einer Art von Intelligenz zu interagieren, die meiner Denkweise sehr nahekommt. Umso faszinierender ist es, meine menschliche Intelligenz durch das Trainieren der KI an dieselbe weiterzugeben und ihre Fähigkeiten zu erweitern.“

„Gesellschaftlich müssen wir als Unter­nehmen uns mit der Frage des Sollens auseinander­setzen. Nur weil etwas möglich ist, muss man es nicht gleich machen.“

Shezan Kazi, Head of AI Strategy, Global IT Randstad Konzern

© Randstad

Ehrfurcht vor KI und Berufs­welt der Zukunft

Trotz menschenzentrierter Ansätze wird die Diskussion um die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt noch immer von Ängsten begleitet. Unger, selbst Informatiker, beschwichtigt: „Wir sehen keine Notwendigkeit zur Angst. Historische Beispiele zeigen, dass technologische Fortschritte immer wieder neue Jobs und Chancen schaffen. Die Kutsche wurde durch das Auto ersetzt, das analoge Telefon durch das Handy – dabei entstanden aber immer neue Berufsfelder.“ Ähnliches gelte auch für die Weiterentwicklung von KI. Neue Berufe wie Prompt Engineer, System Designer oder KI-Master könnten bald alltäglich sein. Zudem würden viele bestehende Berufe durch die Vorteile von KI ergänzt, nicht aber ersetzt werden. Auch sieht er das Potenzial für eine Renaissance klassischer Berufe: „Handwerkliche und künstlerische Tätigkeiten könnten in ihrer reinen Form wieder an Ansehen gewinnen, wenn KI zur Norm wird.“

Kazi sieht das ähnlich und warnt gleichzeitig vor zu viel Optimismus. „KI wird viele Branchen disruptiv beeinflussen. Ich bin kein Befürworter von Angstmacherei, aber wir dürfen auch nicht die Augen vor den Risiken verschließen.“ Der einzige Weg, die Balance zwischen Chancen und Risiken zu finden, liege im Wissen und im Verständnis der Technologie.

„Ich möchte etwas machen, das sowohl in der Wissen­schaft als auch in der Industrie Anwen­dung findet. So kann ich neben der Forschung den direkten Einfluss meiner Arbeit auf den Markt beobachten.“

Golab Borzooei, Informati­kerin und Werk­studentin bei dataholix solutions

© dataholix solutions GmbH

Interesse als Grundlage

Sowohl Kazi als auch Unger betonen: Der Schlüssel zum sinnvollen und verantwortungsbewussten Einsatz von KI in Unternehmen liege zunächst einmal im Interesse und Engagement. Unger deklariert Medien- und KI-Kompetenz als entscheidend: „Disruptive Entwicklungen müssen verfolgt und Mitarbeiter:innen entsprechend geschult werden, um am Arbeitsmarkt nicht abgehängt zu werden.“

Generell sei für Unternehmen eine fortwährende Beschäftigung damit unausweichlich. Denn klar ist auch: Die gerade frisch bzw. in naher Zukunft in den Arbeitsmarkt eintretenden Generationen Z und Alpha nutzen KI bereits intuitiv und werden diese als integralen Bestandteil von Arbeit und Leben betrachten. „Ich möchte etwas machen, das sowohl in der Wissenschaft als auch in der Industrie Anwendung findet. So kann ich neben der Forschung den direkten Einfluss meiner Arbeit auf den Markt beobachten“, erklärt Borzooei. Aber kein Grund zur Panik! „Wir stehen noch ganz am Anfang“, erklärt Kazi. Jedes Unternehmen könne noch den Anschluss finden.

WISSENSWERT

  • Generation Z (geb. ca. 1997–2012) ist mit dem Internet und digitalen Technologien aufgewachsen. Angehörende gelten somit als „Digital Natives“.

  • Generation Alpha (geb. ab 2013) wächst in einer Welt auf, die stark von Künstlicher Intelligenz geprägt ist. Angehörende könnten als „AI Natives“ bezeichnet werden.
Schlagwörter