Das Team hinter den Plattformen WeLocally und imGrätzl: Mirjam Mieschendahl, Lena Schartmüller und Michael Walchhütter. © Elif Lisa Hakcobani
Wirtschaft
24.02.2022

„Wir glauben an Gemeinschaft und daran, dass man zusammen mehr erreichen kann“

Auf der Plattform WeLocally.at werden Unternehmer, Vereine, Kreative und Kulturschaffende unterstützt – das kooperative Wir als Lösung für viele Herausforderungen steht hier im Fokus.

Die gemeinwohlorientierte Plattform WeLocally.at steht für die Vernetzung und Sichtbarmachung von lokalen Akteuren. Kooperationen, gemeinsames Nutzen von Ressourcen und regionale Zusammenarbeit werden mit unterschiedlichen Tools ermöglicht. Mitte Jänner diesen Jahres ist die Plattform auch in den drei Kärntner Pilotgemeinden Griffen, St. Andrä und Völkermarkt gestartet. Unterstützt werden auf WeLocally.at vor allem Selbstständige, lokale Unternehmen, Kunst- und Kulturschaffende, Kreative und Vereine. „Kurz, alle die etwas auf die Beine stellen wollen. Wir glauben an Gemeinschaft und daran, dass man zusammen mehr erreichen kann. Weg vom Einzelkämpfertum hin zu einem kooperativen wir, als Lösung für viele Herausforderungen. Wir denken dabei an den Strukturwandel, Digitalisierung, eine sich verändernde Arbeitswelt, aber auch an die Klima­krise“, so die WeLocally und imGrätzl-­Gründerin Mirjam Mieschendahl. Auf der Plattform kann ein virtuelles Schaufenster eingerichtet werden, die eigenen Veranstaltungen und Kurse online gestellt werden, über den Raumteiler Raum angeboten und gesucht werden oder man kann auch am Coop & Share Marktplatz Kooper­ationspartner und neue Mitglieder für Vereine finden.
Positive Auswirkung auf Ortskerne

Die Besonderheit der Plattform erklärt die Gründerin so: „Wir arbeiten gemeinwohlorientiert und setzen digitale Tools so ein, dass sie die Menschen vor Ort in ihrem Tun unterstützen. Dadurch werden nicht nur die lokalen Akteure und das Miteinander, sondern auch die lokalen Strukturen gestärkt.“ Durch den regionalen Ansatz von WeLocally rücken aber auch die Gemeinden wieder ein Stück weiter zusammen. „Das kann und wird auch positive Auswirkungen auf die Belebung der Orts- und Stadtkerne haben. Zum Beispiel dann, wenn über den Raumteiler Leerstand aktiviert wird“, so Mieschendahl.

Aktivierung von Leerstand

In Zusammenarbeit mit Ortskern- und Stadtentwicklungsexperten wurde nämlich erkannt, dass sich der Raumteiler, der auf WeLocally und imGrätzl angeboten wird, als innovative Ergänzung zum klassischen Ansiedlungsmanagement für Gemeinden im ländlichen Raum eignen könnte. „In Wien konnte bereits bewiesen werden, dass die digitale Vermittlung von Raumpatenschaften sowie die Mehrfachnutzung von Räumen zur Vermeidung und Aktivierung von Leerstand beiträgt. Da viele Gemeinden mit wachsendem Leerstand und der Verödung ihrer Ortskerne zu kämpfen haben, wird im ländlichen Raum ebenso eine ­positive Entwicklung erwartet“, erklärt Mieschendahl.

Neue Lösungsansätze

Der Einsatz von imGrätzl in anderen Städten und Gemeinden war anfangs jedoch mit der auf Wien angepassten Plattform-Struktur technisch nicht möglich. Ebenso unklar war auch, wie sich die Bedürfnisse der lokalen Macher im urbanen und im ländlichen Raum voneinander unterscheiden und welche zusätzlichen Funktionen die Plattform benötigt. Um Lösungen für diese Fragestellungen zu erarbeiten, wurde das Vorhaben mit dem Namen „WeLocally“ bei der FFG-Förderung „Impact Innovation“ eingereicht. Im Mittelpunkt dieser Förderung steht ein Innovationsprozess zur Entwicklung neuer Lösungsansätze. „Basis für die Durchführung des Innovationsprozesses war die enge Zusammenarbeit mit den zwei Pilotgebieten. In Kärnten sind das Griffen, St. Andrä und Völkermarkt und
in Oberösterreich die Leader-Region Mühlviertler Kernland“, verrät Mieschen­dahl. Mit den drei Kärntner Gemeinden wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, in der verschiedene Themenfelder bearbeitet wurden. Parallel dazu wurden Interviews mit Machern geführt, um deren Bedürfnisse zu erheben. Auch die Bürgermeister der Gemeinden wurden in den Entwicklungsprozess eingebunden.

Bandbreite des gemeinsamen Tuns

So sieht auch der Bürgermeister von Völkermarkt, einer der Mitwirkenden Gemeinden von WeLocally, Markus Lakounigg viele Vorteile in der Plattform:„Digitalisierung, Vernetzung, Innovation und Kooperation dürfen keine Schlagworte mehr sein, sondern müssen mit Leben gefüllt werden, wenn Gemeinden attraktiv für Jungunternehmer, Start-Ups und Macher bleiben und werden wollen. „Die Bandbreite des gemeinsamen Tun reicht aber weit über die Wirtschaft hinaus, es betrifft auch das Ehrenamt genauso wie Kunst, Kultur und Brauchtum.“ Josef Müller, Bürgermeister von Griffen, stimmt seinem Amtskollegen zu: „Das interkommunale Pilotprojekt ist für uns ein weiterer Meilenstein in den Bemühungen und Investitionen zur Ortskernstärkung. Es bietet Machern aus der Bevölkerung aber auch Wirtschaftstreibenden, Jungunternehmern und Vereinen die Möglichkeit einer gezielten Vernetzung. Angebote und Ideen werden sichtbar und führen zu Kooperationen und Synergien.“

Lieblingsgemeinde und Marktplatz

Technisch kann WeLocally jetzt sowohl große Städte als auch Regionen und kleinere Gemeinden über ein flexibles Ebenenmodell abbilden. „Die Funktion Lieblingsgemeinde wurde eingeführt und mit dem Coop & Share Marktplatz ein ganz neuer Bereich geschaffen, um unter anderem auch Vereine besser unterstützen zu können“, erklärt die Gründerin der Plattform. Neben technischen Fragen wurde auch der Ausroll-Prozess und die Verankerung der Plattform in der Region gemeinsam mit der Arbeitsgruppe erarbeitet.

Austausch zwischen den Gemeinden

Das eine Plattform wie WeLocally etwas bewegen kann, hat bereits die Wiener Plattform gezeigt. Dort ist imGrätzl.at die Anlaufstelle von über 8.000 Machern. Damit auch weitere Gemeinden von der Plattform profitieren können, wurde ein Aufruf für das Jahr 2022 gestartet. Interessierte Gemeinden und Gemeindeverbündete sind eingeladen sich WeLocally anzuschließen und können sich noch bis Ende Februar melden. „Der Start der neuen Gemeinden erfolgt dann wieder gemeinsam, damit zusätzliche Synergien entstehen können und es einen Austausch zwischen den Gemeinden gibt“, erklärt Mirjam Mieschendahl.

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