Günther Goach, Präsident der Arbeiterkammer Kärnten (AK)
„Wir leiten Umdenkprozesse ein“
advantage: Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?
Günther Goach: Das sind die vier Themen, die für alle Menschen wesentlich sind: Arbeit, Einkommen, mit dem sie auskommen, soziale Sicherheit und Bildung, die der wirtschaftliche und soziale Rohstoff ist und die einzige Chance, in dieser Arbeitswelt zu überleben. In diesen Bereichen möchten wir die Menschen noch stärker unterstützen und bauen unser Angebot weiter aus.
Wo sehen Sie aktuell die größten Probleme der Menschen?
Das sind Wohnen und damit verbunden die Wohnkosten sowie die Gesundheitspolitik. Es wird immer schwieriger, einen Termin bei einem Facharzt oder für eine notwendige Operation zu bekommen. Auch beim Thema Pensionen verstärken wir unser Beratungsangebot. Das Pensionsalter der Frauen wird sukzessive angepasst und ab dem Jahr 2033 dem der Männer angeglichen sein. Hier brauchen wir familienpolitische Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Speziell dafür haben wir das Referat Beruf, Familie und Gleichstellung eingerichtet, in dem Ratsuchende Unterstützung finden. Und was natürlich Thema ist: Durch die Teuerung wissen viele Menschen nicht mehr, wie sie ihre täglichen Ausgaben bewältigen können. Hier sage ich ganz klar: Arbeitnehmer:innen, die täglich zum Erfolg des Landes beitragen, müssen sich auch ein gutes Leben leisten können! Die Bundesregierung hat viel zu lang zugewartet. Preise müssen runter und es braucht Maßnahmen, die den Sozialstaat wirklich stärken und armutsfest machen.
Welche Forderungen haben Sie für den Bereich Wohnen?
Die Mietrechtsberatung ist sicher eines unserer Schwerpunktthemen. Auch wenn Kärnten vergleichsweise nach dem Burgenland den günstigsten Wohnraum bietet machen die steigenden Miet und Energiekosten den Menschen zu schaffen. Der Sektor der Genossenschaftswohnungen ist ein Preisregulator, daher lehnen wir in diesem Bereich jede Privatisierung ab. Es war auch ein Fehler, die Mehrheitsrechte bei der Kelag abzugeben, darauf haben wir immer hingewiesen. Das Land hat jetzt keinen Einfluss mehr. So etwas darf nicht wieder passieren. Jede Daseinseinsversorgung, wie Wohnen, Müllabfuhr, Wasser und Energie, muss in öffentlicher Hand bleiben und darf nicht Spielball für Spekulationen sein.
In welchen Bereichen haben die Menschen im vergangenen Jahr vorranging Hilfe gesucht?
Ein großer Bereich war der Konsumentenschutz, der nicht nur den Mitgliedern, sondern allen Menschen in dem Land offensteht. Das ist ein Kärntner Spezifikum. Und natürlich der Bereich Arbeits und Sozialrecht, zu dem auch das Insolvenzrecht zählt, wo wir in den vergangenen fünf Jahren rund 565.000 Beratungen durchgeführt und rund 235,8 Mio. Euro für unsere Mitglieder erstritten haben. Auch beim Insolvenzrecht bieten wir ein Service, das ebenfalls vom Land unterstützt wird, an, das einzigartig in Österreich ist: Die Betroffenen bekommen bei Bedarf als Überbrückung eine Soforthilfe innerhalb von wenigen Tagen bis zu einer Höhe von 3.000 Euro. Denn es dauert oft Monate, bis der Insolvenzfonds die ausstehenden Beträge auszahlt.
Welche Fragen kommen in Zukunft auf uns zu?
Ein Thema, das wir in Zukunft nicht mehr ignorieren werden können, wird die Arbeitszeit sein. Wenn immer weniger Menschen in immer kürzerer Zeit immer mehr schaffen und produzieren, werden wir uns etwas einfallen lassen müssen. Oder das Thema Pflege: Die physische und vor allem psychische Belastung dieser Tätigkeit führt dazu, dass die Beschäftigten nur maximal sieben Jahre in dem Beruf bleiben. Die AK zeigt all diese Dinge auf und leitet damit Umdenkprozesse ein.