Julien Presland und Joseph Gansger / © FH Kärnten
Umwelt
22.03.2023

„Wir müssen schonend mit unseren Ressourcen umgehen“

Mit der Entwicklung eines nachhaltigen Dachziegels wollen Julien Presland und Joseph Gansger ein Zeichen gegen die Klimaerwärmung setzen.

Die beiden Gründer haben sich zum Ziel gesetzt, innovative Baumaterialen zu entwickeln: Nicht nur in der Hoffnung, dass die Klimaziele und eine CO2 Neutralität in absehbarer Zeit erreicht werden, sondern um das Bauen und das Leben auf natürliche und nachhaltige Weise zu verbessern. Ihr Startup „Solution Zero“ befindet sich derzeit in der Vorbereitung für die Unternehmensgründung. 

advantage: Wieso ist nachhaltiges Bauen wichtiger denn je?

Julien Presland: Wie mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen werden kann, ist die zunehmende Anreicherung der Treibhausgase in der Atmosphäre auf die Aktivitäten seit Beginn der Industrialisierung zurückzuführen. Der Mensch greift massiv in die Umwelt und das Ökosystem ein, das gleichzeitig die Grundlage für alles Leben bedeutet. Die Baubranche ist leider einer der großen Verursacher dieser Problematik. Wir müssen aktuell und in Zukunft schonend mit den Ressourcen umgehen, die uns noch zur Verfügung ­stehen! Bezogen auf das Bauen sollten wir grundsätzlich dem Bestand mehr Aufmerksamkeit widmen und sinnvoll sanieren und umnutzen. Dennoch muss auch neu gebaut werden, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. 

Joseph Gansger: Es bedarf in unserer Zeit cleverer Lösungen und einer starken Überzeugung diese auch umzusetzen. Nur mit einer nachhaltigen Denkweise können wir die Erde als Lebensraum für zukünftige Generationen bewahren. Unsere Lebensweise wird unser Erbe sein und unser gebautes Umfeld das Abbild dessen. Es muss ein Umdenken und eine Veränderung stattfinden. Wir wollen mit Solution Zero unseren Teil dazu beitragen.

Wie ist die Idee zur Entwicklung eines „klimafreundlichen Ziegels“ entstanden?

Presland: Wir haben während unseres Studiums an der FH Kärnten beide in Dachgeschosswohnungen gelebt und wissen aus erster Hand wie unangenehm heiß diese im Sommer sind. Als wir uns in einer Lehrveranstaltung – unter der Leitung von FH-Prof. DI Dr. Martin Schneider – etwas genauer mit der Thematik überhitzender Wohnräume und Städte beschäftigt haben, war das Grund genug den klassischen Dachziegel zu hinterfragen und ihn neu zu denken. 

Gansger: Wir sind dann auf eine sehr interessante Studie mit dem Namen „Projekt Kelvin“ von Joanneum Research gestoßen, die uns zeigte welches Potential eine solche Lösung bei flächendeckender Anwendung auf Städte und auf das globale Klima hätte. Unserem Tatendrang stand fortan nichts mehr im Wege!

© pexels

Welches Problem wird mit eurem Produkt gelöst?

Presland: Mit unserem innovativen Dachziegel wird es möglich die Sommersonne zu reflektieren und die Wintersonne zu absorbieren. So wird im Sommer, wenn wir uns vor der Sonne schützen wollen, ein Großteil der solaren Strahlung direkt in das Weltall zurück reflektiert. Hingegen fangen wir im Winter die Energie der Sonne ein und verhindern ein Auskühlen. Vorteile sind dadurch natürlich, dass in Dachgeschossen weniger gekühlt und geheizt werden muss. 

Gansger: Zudem werden aber auch die Umgebungstemperaturen und somit das Stadtklima maßgeblich beeinflusst. Das macht sich vor allem bei einem großflächigen Einsatz positiv bemerkbar. Was für uns ebenso überraschend war, ist jedoch, dass durch die Erhöhung der Albedo städtischer Strukturen mittels Geoengineering auf das Globalklima eingewirkt werden kann und sich somit enorme Energiemengen einsparen lassen. 

Wie verlief euer Weg vom Ursprung eurer Idee bis zum Startup?

Presland: Wir haben unsere Idee mit der Unterstützung der Gründergarage unter der Leitung von FH-Prof. DI Dr. Erich Hartlieb geschärft und uns schließen auf ein UiG Gründerstipendium des Kärntner Wirtschaftsfonds (KWF) beworben und eine Zusage bekommen. In diesem 9-monatigen Programm haben wir dann erste Experimente im Baulabor der FH Kärnten durchgeführt, um unsere Hypothese zu belegen. 

Gansger: Ebenso haben wir uns ein großes Netzwerk zu Experten von anderen Institutionen und Forschungs­einrichtungen aufgebaut, um die Idee immer wieder kritisch zu betrachten und iterativ weiterzuentwickeln. Auch das build! Gründungszentrum hat uns auf unserem bisherigen Weg sehr unterstützt und wir sind froh in das Move-Programm sowie in die A+B Förderung aufgenommen worden zu sein. 

In welcher Phase befindet sich euer Startup aktuell bzw. was ist der aktuelle Status in punkto Patente?

Presland: Im Startup-Jargon würde man behaupten, dass wir aktuell im „Incubator“-Status sind. Wir sind stark mit der Produktentwicklung und der strategischen Planung beschäftigt und schreiben parallel fleißig Förderanträge. Wir werden voraussichtlich im ersten Quartal 2023 unser Unternehmen gründen und hoffen dann gemeinsam mit einem Industriepartner voll durchzustarten.

Wissenswert

Julien Presland und Joseph Gansger haben gemeinsam an der FH Kärnten Architektur im Master in Spittal/Drau studiert und von Beginn an gemeinsam an Projekten gearbeitet. 2021 haben die beiden mit ihrem Studiengang den Kärntner Menschenrechtspreis für ein soziales Projekt (eine Minimalunterkunft für Menschen in Not) verliehen bekommen, das in einem Design Build Projekt sogar als Prototyp gebaut wurde. Mit dem Startup „Solution Zero“ befinden sich Julien und Joseph in der Vorbereitung für die Unternehmensgründung.

Schlagwörter