Barbara Eibinger-Miedl und Gaby Schaunig. © Kainz
Wirtschaft
25.10.2023

„Wir setzen auf unsere gemein­samen Stärken“

Kärnten und die Steiermark arbeiten bereits seit vielen Jahren sehr eng in Wirtschaft und Forschung zusammen.

Im Interview mit advantage sprechen die beiden Technologiereferentinnen Gaby Schaunig (Kärnten) und Barbara Eibinger-Miedl (Steiermark) über ihre Zusammenarbeit.

advantage: Wieso ist diese bundesländerübergreifende Technologie- und Innovationsachse so wichtig?

LHStv.in Gaby Schaunig: Europas Regionen stehen zunehmend im Wettbewerb um die besten Köpfe. Wir müssen attraktiv sein für Forscher:innen, Studierende, Fachkräfte, denn das ist entscheidend, um auch künftig Innovationen zur Verbesserung der Wirtschaftsleistung und des Lebensstandards vorantreiben zu können. Die Kooperationen zwischen Kärnten und der Steiermark schaffen Wettbewerbsvorteile. Sie verhelfen dem „Wirtschaftsraum Süd“ zu einer kritischen Größe und erhöhter internationaler Anziehungskraft. Darüber hinaus können wir gemeinsamen Herausforderungen – wie dem Kampf gegen den Klimawandel, der Energiewende oder der Digitalisierung – durch Kooperationen weit effizienter und effektiver begegnen.

LRin Barbara Eibinger-Miedl: Wir sind davon überzeugt, dass wir im internationalen Wettbewerb mit globalen Playern gemeinsam mehr erreichen können und sichtbarer sein werden. Gerade bei den großen Herausforderungen, insbesondere bei der grünen und digitalen Transformation, gilt es, die Kräfte zu bündeln. Die Steiermark und Kärnten haben bereits in der Vergangenheit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit vorgelebt. Mit der Koralmbahn entsteht nun ein großer gemeinsamer Wirtschaftsraum. Daraus ergeben sich enorme Chancen, die es aktiv zu nutzen gilt. Daher werden wir die Zusammenarbeit weiter intensivieren und setzen dabei auf unsere gemeinsamen Stärken.

„Wir können gemeinsamen Herausforderungen wie dem Kampf gegen den Klimawandel, der Energiewende oder der Digitalisierung durch Kooperationen weit effizienter und effektiver begegnen.“

Gaby Schaunig

Was sind die Stärken des gemeinsamen Wirtschaftsraumes Südösterreich?

Schaunig: Kärnten und die Steiermark haben einige gemeinsame Stärkefelder: Mikroelektronik, Green Technologies, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft – mit starken Industriepartnern, einem breiten Feld an innovativen Klein- und Mittelbetrieben und Top-Forschungseinrichtungen am Puls der Zeit. Darüber hinaus können wir mit besonders hoher Lebensqualität und einem reichhaltigen Angebot an unterschiedlichsten Lebensräumen punkten: Von den lebendigen Universitätsstädten Graz und Klagenfurt über eine Vielzahl an charmanten Kleinstädten und Dörfern bis hin zu wunderbaren Naturlandschaften wie den Kärntner Seen, der steirischen Weinstraße, den Berglandschaften hüben wie drüben. Was uns ebenfalls eint, ist die geographische Lage im Herzen Europas, die uns in besonderem Maße für kulturelle Offenheit und sprachliche Vielfalt prädestiniert.

Eibinger-Miedl: Ich kann mich dem nur anschließen. Unseren beiden Bundesländern ist es hervorragend gelungen, wirtschaftliche Dynamik mit guter Lebensqualität zu vereinen. Im Wirtschaftsraum Südösterreich finden sich unglaublich viele Möglichkeiten: Vom Job in einem Hochtechnologie-Unternehmen oder in einem Startup bis zum innovativen Familienbetrieb reicht diese Bandbreite. Mit unseren Universitäten, Fachhochschulen und forschungsintensiven Unternehmen zählen wir zu den innovativsten Regionen Europas. Neben den genannten Stärkefeldern Mikroelektronik und Green Tech sind bei uns weiters die Mobilitätsindustrie und die Humantechnologie im Fokus.

Welche Kooperationen sind bereits entstanden?

Eibinger-Miedl: Gemeinsam haben wir 2016 den ersten bundesländerübergreifenden Cluster gebildet und wir können unsere bestehenden Kooperationen schon jetzt als Erfolgsmodelle bezeichnen. So sind unsere Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Green Tech Valley Vorreiter in der Entwicklung von grünen Technologien, wir verfügen hier im internationalen Vergleich über ein besonderes Know-how. Und mit dem Silicon Alps Cluster nimmt der Süden Österreichs im Halbleiterbereich europaweit eine Spitzenposition ein. Beide Landesregierungen sind sich einig, dass diesen Initiativen noch zahlreiche weitere folgen sollen.

Schaunig: Im Bereich Forschung- und Entwicklung kooperieren unsere beiden Bundesländer schon seit Jahren erfolgreich, u.a. im Bereich der Silicon Austria Labs, bei der Forschungsgesellschaft Joanneum Research und dem Digital Innovation Hub Süd. Auch diese Formen der Zusammenarbeit werden wir weiterhin ausbauen. Und unsere Netzwerke werden durch die Koralmbahn noch enger zusammenwachsen. Das Green Tech Valley beispielsweise – der Unternehmenscluster rund um grüne Technologien – hat erst kürzlich ein Büro in Klagenfurt eröffnet und verfügt nun als erste Organisation überhaupt über zwei Standorte in Gehdistanz zu Stopps der künftigen Koralmbahn.

Welche Projekte sind für die Zukunft im Bereich Innovation und Technologie geplant?

Eibinger-Miedl: Die stärkere Vernetzung unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat meiner Meinung nach noch viel Potenzial. Und auch die Aktivitäten unserer gemeinsamen Forschungsgesellschaften Joanneum Research und Silicon Austria Labs werden wir definitiv weiter ausbauen und weiterentwickeln.

Schaunig: Wir haben bereits sehr erfolgreich gemeinsame Projekte bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG eingereicht – das ist sicher ein Kooperationsbereich, den wir vertiefen werden. Im Bereich Mobilität und Logistik ist eine bundesländerübergreifend abgestimmte Planung der infrastrukturellen Maßnahmen essenziell, um die Anbindung der Regionen an die Koralmbahn zu sichern. Auch ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein gemeinsames Ziel der Bundesländer.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir im internationalen Wettbewerb mit globalen Playern gemeinsam mehr erreichen können und sichtbarer sein werden.“

Barbara Eibinger-Miedl

Welche Rolle spielt der Einsatz von künstlicher Intelligenz?

Eibinger-Miedl: Als Innovations- und Forschungsregionen haben wir ideale Voraussetzungen, um die Chancen des digitalen Wandels erfolgreich nutzen zu können. Die künstliche Intelligenz zählt dabei zu den zentralen Themen, die es auf die Unternehmensebene herunterzubrechen gilt. KI kann in vielen Bereichen zum „Gamechanger“ werden und ich bin davon überzeugt, dass auch das kürzlich präsentierte KI-Maßnahmenpaket des Bundes einen wichtigen Beitrag leisten wird.

Schaunig: Künstliche Intelligenz wird unsere Arbeits- und Lebenswelten intensiver revolutionieren als wir es uns heute vorstellen können. Wichtig ist, dass die Politik diese Prozesse gut und aufmerksam begleitet und über Reglements sicherstellt, dass immer das Wohl der Menschen im Vordergrund steht.

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