Manfred Wilhelmer
„Wir setzen noch stärker auf Kundenzentrierung“
advantage: Welche Vorteile bietet Raiffeisen seinen Business-Kund:innen?
Manfred Wilhelmer: Als führender Bankpartner in Kärnten stellen wir an uns einen besonders hohen Anspruch. In der Wirtschaft geht es um viele wichtige Themen und Herausforderungen. Bei uns hat jedes Unternehmen einen persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen kennt und über viele Jahre betreut und begleitet. Das ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Unsere Mitarbeiter:innen sind dafür speziell ausgebildet und können über die gesamte Palette von Liquiditätsmanagement über Finanzierungen bis hin zu Versicherungen passende Lösungen anbieten.
Mit welchen Herausforderungen sind die Unternehmen derzeit konfrontiert?
Je turbulenter die Zeiten, desto mehr Nähe zwischen Bank und Kund:innen ist gefordert. Das ist im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld ganz wichtig. Die Kostenentwicklung bei Personal, die Lieferketten, die Auftragsentwicklung, der teilweise massive Rückgang der Nachfrage, all das merken wir derzeit bei der Investitionsfreudigkeit. Die Unternehmen sind vorsichtig. Wichtig sind die Liquiditätssicherung und das Vermeiden von zusätzlichen Risiken.
Welche Branchen haben derzeit am meisten zu kämpfen?
Im Moment sind es die Baubranche und das Baunebengewerbe. Sie haben sich über die Jahrzehnte gut entwickelt, aber nun haben sie mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Neben der steigenden Kostenentwicklung ist es unter anderem das Kreditvergabegesetz (KIM-Verordnung), das den privaten Wohnbau dämpft. Auch der Handel verzeichnet Rückg.nge. Gut läuft es im Moment im Tourismus. Die Wintersaison ist zufriedenstellend verlaufen, auch für den Sommer schaut es gut aus. Die Menschen geben wieder mehr Geld für Urlaub aus.
Wie unterstützen Sie Unternehmer:innen bei der Betriebsübergabe beziehungsweise -übernahme?
In Kärnten gibt es 4.000 bis 5.000 Unternehmen, denen in den nächsten zehn Jahren ein Eigentümerwechsel bevorsteht, österreichweit sind es rund 40.000. Für diesen Bereich bieten wir eine spezielle Dienstleistung an: die Raiffeisen Continuum GmbH, die sich auf Nachfolge-Lösungen spezialisiert hat.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Unternehmen werden bei der Nachfolge aktiv begleitet. Der Betrieb wird analysiert, Nachfolger werden bei Bedarf gesucht. Wir koordinieren die Bereitstellung von Eigen und Fremdkapital und sorgen damit für die Gesamtfinanzierung. Die Profis von Raiffeisen Continuum betreuen Unternehmen während des gesamten Prozesses betriebswirtschaftlich sowie juristisch und beraten auch hinsichtlich Branchenvernetzung. Ziel ist, dass das Unternehmen solide weitergeführt werden kann, denn die mittelständischen Unternehmen sind ein wichtiger Faktor unserer Wirtschaftsstruktur.
Export ist ein wichtiger Bereich der Kärntner Wirtschaft. Welches Angebot hat Raiffeisen in diesem Segment?
Export ist eines unserer Kernthemen. In diesem Jahr veranstalten wir bereits den 21. Exporttag in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer. Unsere Expert:innen informieren interessierte Unternehmer:innen gemeinsam mit den Außenhandelsdelegierten der Wirtschaftskammer über Exportchancen in den einzelnen Ländern. Als Abschluss und Höhepunkt ehren wir im Rahmen einer Gala besondere Exportleistungen. Es ist jedes Mal faszinierend zu sehen, welche Unternehmen im Exportbereich erfolgreich sind.
Was ist die größte Hemmschwelle für Unternehmen, den Schritt in den Export zu wagen?
Als erstes braucht es Mut, das ist die Voraussetzung. Und es klingt vielleicht banal, aber die erste Hürde ist, in einem anderen Land ein Konto zu eröffnen. Hier kann Raiffeisen mit seinem Netzwerk – vor allem in Zentral- und Osteuropa – als Türöffner fungieren. Darüber hinaus sind unsere Mitarbeiter:innen vor Ort ausgezeichnet vernetzt, können die Risiken abschätzen und die Kund:innen begleiten. Das ist eine hervorragende Ausgangsposition, um im Export Fuß zu fassen.
Wie entwickelt sich der Export in Kärnten?
Die Entwicklung ist positiv und vielversprechend. So hat unser Bundesland im Jahr 2022 einen Handelsbilanzüberschuss erwirtschaftet. Importen von 9,2 Mrd. Euro standen Exporte in der Höhe von 9,4 Mrd. Euro gegenüber. Auch im ersten Halbjahr 2023 war die Entwicklung positiv. Der Export ist wesentlich für unsere Wirtschaft, er ist die Basis für Weiterentwicklung und Wohlstand.
Auf welche Bereiche will Raiffeisen künftig das Hauptaugenmerk richten?
Als nächsten wichtigen Schritt wollen wir noch stärker auf Kundenzentrierung setzen. Das bedeutet, dass wir uns verstärkt nach den Bedürfnissen der Menschen ausrichten wollen. So besteht in einigen Bankstellen mehr Nachfrage nach Wohnraumfinanzierungen und in anderen wird der Fokus auf das Firmenkundengeschäft gelegt. Auf diese Weise wollen wir mit Unterstützung von Analytics und KI einen Mehrwert für unsere Kund:innen schaffen.
Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiges Thema für Sie?
Wir wollen unsere Kund:innen in diesem Transformationsprozess begleiten, dabei auf die individuellen Erfordernisse des Unternehmens eingehen und auf den einzelnen Gebieten Unterstützungsleistungen anbieten. Das umfasst den gesamten ESG-Bereich (Environmental – Social – Governance = Umwelt – Soziales und Unternehmensführung, Anm.), bis hin zum Reporting, das künftig für einige unserer Kund:innen verpflichtend sein wird. Und wir wollen uns dabei nicht ausschließen und auch selbst noch „grüner“ werden.
WISSENSWERT
Mit mehr als 1.600 Bankstellen und 33.600 Mitarbeiter:innen österreichweit verfügt Raiffeisen über ein weitverzweigtes Netzwerk. Die Raiffeisen Landesbank Kärnten betreut ihre Kund:innen in sieben Geschäftsstellen in Klagenfurt, Krumpendorf und Pörtschach. Ihre Mitglieder sind Raiffeisenbanken in allen Regionen Kärntens, ebenso Lagerhausgenossenschaften, Molkereien und verschiedene andere Genossenschaften aus den Bereichen Landwirtschaft und Energie.