„Menschen in ländlichen Regionen sollen mobil sein, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Mobilität schafft Teilhabe und stärkt den sozialen Zusammenhalt.“
„Wir stellen jetzt die Weichen für die Koralmbahn“
In dieser Funktion sorgt sie für einen nahtlosen Anschluss an die Koralmbahn. Dabei verbindet sie technologische Innovationen mit sozialer Verantwortung. Aufgewachsen im Gailtal, war Alexia Getzinger früh auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. „Ich bin acht Jahre lang täglich mit dem Autobus zur Schule nach Villach gefahren“, erzählt sie. Damals ließen sich die Abfahrtszeiten allerdings noch an einer Hand abzählen: „Der Bus fuhr morgens, um 12 Uhr, 14 Uhr und 17 Uhr“, erinnert sich Getzinger. Heute sieht die Situation ganz anders aus. Dank der Einführung einer neuen S-Bus-Linie fährt zwischen Hermagor und Villach alle 30 Minuten ein S-Bus bzw. eine S-Bahn. Diese Steigerung steht stellvertretend für rund 1,1 Mio. zusätzliche Angebotskilometer, die das neue Regionalbuskonzept in Kärnten bringt.
Dekarbonisierung
Als Regionalmanagerin orientiert sich Getzinger an drei zentralen Themen: Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung. Der ÖBB-Postbus treibt die Nutzung klimaneutraler Technologien voran. Während E-Busse aufgrund hoher Anschaffungs- und Infrastrukturkosten eine Herausforderung bleiben, setzt die Postbus AG verstärkt auf Wasserstofftechnologie. Bereits fünf Wasserstoffbusse sind in der Region Villach-Land im Einsatz, bis 2026 sollen es 36 in ganz Kärnten sein. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten umgesetzt. Ziel ist es, eine gesamte Verkehrsregion klimaneutral zu gestalten.
Demografie
Eine zentrale Rolle bei der strategischen Planung spielt auch die Demografie, denn je nach Bevölkerungsgruppe haben Fahrgäste unterschiedliche Bedürfnisse: Eltern erwarten sichere Verbindungen für ihre Kinder, ältere Menschen in ländlichen Gebieten wollen mobil bleiben. „Mobilität schafft Teilhabe und stärkt den sozialen Zusammenhalt“, betont Getzinger. In den städtischen Ballungszentren sei die Mobilität flexibel nutzbar. „In den Regionen ist es schwieriger, aber dafür gibt es den Postbus. Wir sind die Profis für den städtischen und regionalen Verkehr“, sagt Getzinger.
Taktverdichtungen
In Umfragen äußern Fahrgäste den Wunsch nach häufigeren Verbindungen, besonders außerhalb der Pendlerzeiten. Um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten, setzt Postbus im Auftrag von Land und Verkehrsverbund auf Takterweiterungen. „Ein verlässliches Angebot ist entscheidend, um Menschen zum Umstieg zu bewegen“, erklärt sie.
Koralmbahn
Gleichzeitig wird die Anbindung an die Koralmbahn vorbereitet. Die Koralmbahn ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas. Als Teil der Südstrecke schafft sie einen gemeinsamen Wirtschaftsund Lebensraum zwischen der Steiermark und Kärnten. „Die Koralmbahn wird dem gesamten Wirtschaftsraum im Süden Österreichs entscheidende Impulse geben und eine verstärkte Fachkräftemoblität in beide Richtungen ermöglichen“, erklärt Getzinger. Für Postbus bedeutet dies, die eigenen Fahrpläne eng mit dem überregionalen Verkehr zu verzahnen. „Als Busunternehmen arbeiten wir bereits jetzt daran, die neuen Fern- und Nahverkehrsverbindungen auf der Schiene ideal in unsere Fahrpläne einzubinden“, so Getzinger. Im Dezember 2025 wird ein integrierter Taktfahrplan eingeführt. Was bedeutet das konkret?
Ein riesiges Netz
„Der Öffentliche Verkehr ist wie ein gewaltiges Netz, das sich über Europa spannt“, erklärt Getzinger. „An der Spitze der Hierarchie steht der internationale Fernverkehr, gefolgt vom nationalen Fernverkehr, dem Nahverkehr, dem regionalen Verkehr mit Bussen und schließlich dem Mikro-ÖV.“ Die Entwicklung neuer Taktungen sei eine Art Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, die Rhythmik des übergeordneten Verkehrs nahtlos aufzunehmen. „Ein enges Zusammenspiel aller Stakeholder ist dafür unerlässlich.“ Bis zur vollständigen Inbetriebnahme der Koralmbahn liegt der Fokus des Postbusses also auf der Harmonisierung der Fahrpläne. „Es gilt, Anschlüsse sicherzustellen und Wartezeiten zu minimieren“, betont Getzinger. Besonders wichtig sei die Anbindung der Regionen. Neue Mobilitätsdrehscheiben, wie der moderne Bahnhof in St. Paul im Lavanttal, werden bis zu 2.000 Fahrgäste täglich bedienen und damit die regionalen Anbindungen stärken.
„Die Koralmbahn wird dem gesamten Wirtschaftsraum im Süden Österreichs entscheidende Impulse geben. Als Busunternehmen arbeiten wir bereits jetzt daran, die Auswirkungen in unsere Fahrpläne zu integrieren.“
Der Mensch im Fokus
Trotz technischer Innovationen bleibt für Getzinger die soziale Dimension entscheidend. „Als Führungskraft muss man sich immer bewusst sein, dass man mit Menschen arbeitet. Unsere Lenker:innen leisten täglich einen anspruchsvollen Job. Sie tragen die Verantwortung für ihre Fahrgäste, müssen in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen und haben dabei stets im Hinterkopf, dass sie ihre Fahrgäste sicher ans Ziel bringen.“ Auch Lehrlingsprojekte zeigen das soziale Engagement des Unternehmens: So restaurierten Auszubildende heuer eine BMW Isetta, die später zugunsten eines wohltätigen Zwecks im Rahmen der „Licht ins Dunkel“-Gala versteigert wird.
Herzensanliegen
Als weibliche Führungskraft setzt sich Getzinger besonders für die Förderung von Frauen ein. Derzeit liegt der Frauenanteil bei Postbus bei 12 Prozent. „Ich selbst gehöre einer Generation an, in der es nur wenige weibliche Vorbilder gab. Ich möchte daher als Role Model wirken“, betont sie. „Frauen zu unterstützen und sichtbar zu machen, ist essenziell – gerade in einem Verkehrsunternehmen, das traditionell stark von Männern geprägt ist.“
WISSENSWERT
Die Österreichische Postbus AG ist seit 2003 ein Teil der ÖBB-Personenverkehr AG und das größte Busunternehmen in Österreich sowie das größte Einzelbusunternehmen in Europa. In der Steiermark hat Postbus 380 Busse, in Kärnten 210 Busse im Einsatz. Österreichweit wählen jährlich rund 213 Mio. Fahrgäste den Postbus für ihre Fahrt.