Landeshauptmann Peter Kaiser stellte klar, dass die Energiewende auch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ist. © Adrian Hipp
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Umwelt
15.12.2021

„Wir werden die letzte Generation sein, die etwas für das Klima tun kann“

Im Casineum Velden tagte am 3. November 2021 ein Fachpublikum aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zum Thema „Energie und Politik Visionen und Realitäten: Wie Europas und Österreichs Klimaziele unser Handeln prägen“.

Der „Green New Deal“ der Europäischen Kommission gibt das Ziel vor, Europa zum ersten Kontinent der Erde zu entwickeln, der völlig auf den Einsatz fossiler Brennstoffe verzichtet und Energie klimaneutral produziert. Österreich selbst geht dabei noch einen Schritt weiter „Zero Emission“ soll innerhalb der eigenen Landesgrenzen sogar schon im Jahr 2040 erreicht werden.

Klimaneutralität als Ziel

Die Politik hat Klimaneutralität längst als eines ihrer konkreten Ziele festgelegt. Den Planeten und die Atmosphäre zu schützen und den Schritt weg von fossilen Brennstoffen zu wagen, sind mittlerweile zu ­völkerrechtlich bindenden Zielen geworden. Die Energiebranche ist gemeinsam mit ihren Kunden und Lieferanten dazu aufgerufen, dieses Ziel zu erreichen und die Branche bis zum Jahr 2040 klimafreundlich umzugestalten. Das ist nicht einfach, denn dieses Ziel ist nicht nur mit beträchtlichen Anfangsinvestitionen verbunden, sondern betrifft obendrein auch die Prozesse in allen Bereichen und somit uns alle!

Eine Zukunft, die enkeltauglich ist

Über die Versorgungssicherheit – auch in Krisenzeiten – spricht Manfred Freitag, Sprecher des Vorstandes der Kelag. „Auf ein Blackout muss man sich ausreichend vorbereiten. In unserem Unternehmen wird das ständig geschult, um die Versorgungssicherheit im Notfall zu gewährleisten.“ Wichtig ist Freitag, dass „wir in einer Zukunft aufwachsen, die enkeltauglich ist. „Wir sind die erste Generation, auf die sich die Klimasituation auswirkt und wir werden die letzte Generation sein, die etwas für das Klima tun kann. Wir sind schon spät dran, müssen jetzt massiv eingreifen und alles tun, um hier voranzugehen und alle Menschen im Sog mitzunehmen und positiv zu beeinflussen.“ Kärnten wird bereits heute bilanziell zu 100 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren versorgt. „Die Energiewende ist, gemeinsam mit den Kunden, nur schaffbar, wenn wir in allen Bereichen fossile Energie durch erneuerbare Energie ersetzen.“

Gemeinsam gesellschaftspolitische Verantwortung tragen

Gilbert Isep, Aufsichtsratsvorsitzender der Kelag, macht zur gesellschaftlichen Verantwortung der Regionalversorger klar, dass „verglichen mit dem, was uns die Klima­katastrophe bedeuten kann, die Heraus­forderung von Covid-19 als eher gering vorkommen wird“. Es müsse alles dafür getan werden, die gemeinsame gesellschaftspolitische Verantwortung zu tragen, wie sie auch die Kelag mit der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien trägt. „Wir als Kelag sind bereit, auch weiterhin in die Nachhaltigkeit zu investieren. Kärnten soll ein guter Platz zum Leben und zum Arbeiten bleiben.“ Wie auch Freitag ist er sich sicher, dass „künftige Generationen nicht die Hauptlast des Klimawandels tragen dürfen.“

„Packen wir es an“

Landeshauptmann Peter Kaiser stellt klar, dass die Energiewende auch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ist. „Die Wissenschaft wird eine weitaus größere, wichtigere Rolle spielen als wahrscheinlich jemals zuvor. Ich halte es für fatal, wenn in Debatten über Klimaschutz Atomkraft einen Stellenwert einnimmt.“ Es gehe darum, was wir tun müssen, um nicht mehr zu bezahlen. Die Leistbarkeit ist für Kaiser einer der wichtigsten Punkte im Kampf gegen die Klimakrise. Ebenso spielen die Versorgungssicherheit und die ökologische Vernunft eine große Rolle. „Außerdem brauchen wir eine gerechte Wende. Packen wir es an.“

Klimaschutz als Kollaborationsprojekt

Für Brigitte Ederer, österreichische Industriemanagerin, ist klar, dass Klimaschutz ein interdisziplinäres und parteiübergreifendes Kollaborationsprojekt ist. „Auf die Frage, ob wir für den Ausbau von Photovoltaik oder Windkraft, genügend Arbeitskräfte haben: nein. Es bräuchte jetzt sofort ganz konkrete Schritte, die gesetzt werden müssten.“ Von den Forderungen wird wenig konkret umgesetzt. Dafür wären die Parteien in der Verantwortung, beispielsweise mit schnelleren Bewilligungsverfahren. Die Industrie müsse sich unter anderem Gedanken über den Umgang mit E-Autos – im konkreten den Umgang mit Batterien – machen. Auch mit dem Wasserstoff gäbe es einige Möglichkeiten.

„Politischer Druck ist wichtig“

In der Podiumsdiskussion stand das Thema, ob wir in Österreich Zero Emission bis 2040 schaffen werden, im Mittelpunkt. Manfred Freitag sagt dazu: „Das Thema wird sein, die übergeordneten Bundesziele auf Länderebene herunterzubrechen. Ein Begriff steht aber über allem: Wir müssen den Begriff ‚Wert der Energie‘ neu auf­stellen. Es geht um Werte und das müssen wir verinnerlichen.“ Brigitte Ederer beantwortet die Frage, was passieren muss, damit die Bundesländer Fahrt aufnehmen: „Politischer Druck ist wichtig. Man muss politische Raumordnungen festsetzen und an Schnelligkeit gewinnen. Ich sehe es nicht ganz in der Länderverantwortung.“ Wie man den Druck auf die Länder aufbauen wolle, beantwortet Jürgen Schneider: „Wir haben nicht unendlich viele Mittel. Wir reden mit den Ländern. Wo der Bund Verantwortung übernehmen kann, tut er das auch. Wir werden sicher auch Bewusstseinsbildungskampagnen machen, um zu erklären, was wir machen. Wir möchten Österreich lebenswert machen und den Industriestandort erhalten. Es geht um die Erhaltung der Ökonomie und Ökologie. Das alles muss ab sofort passieren – wir können uns keine weitere Verzögerung erlauben.“

„Mit dem richtigen Mix zum Ziel“

Danny Gütlein, Mitglied des Vorstands der Kelag, sprach über den Ausbau der erneuerbaren Energien unter dem Motto „Mit dem richtigen Mix zum Ziel“. So müsse das große Thema mit dem richtigen Mindset angegangen werden: „Wir sehen darin mehr Chance als Bedrohung. Wichtig ist, dass wir in einen guten Kreislauf kommen und mit den ersten Schritten beginnen.“ Über reale Photovoltaikpotenziale in Österreich von Gebäuden bis zur Landwirtschaft referierte Hubert Fechner, Obmann der österreichischen Technologieplattform Photovoltaik und Vice Chair. „Viele Studien gehen in die Richtung, dass Photovoltaik 30-40 Prozent des Europäischen Strombedarfes decken kann. Es ist am Weg, eine dominierende Form der Energiegewinnung zu werden. Das muss uns erst richtig bewusst werden, was wir da für eine Chance haben.“

Horst Steinmüller (Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas), Manfred Freitag und Danny Güthlein (Kelag), Brigitte Ederer (Industriemanagerin), Stefan Moidl (IG Windkraft), Hubert Fechner (Technologieplattform PHOTOVOLTAIK).© Adrian Horst
Landeshauptmann Peter Kaiser stellte klar, dass die Energiewende auch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ist. © Adrian Hipp
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