© Büro LH Kaiser
Wirtschaft
09.03.2024

„Wir wollen unsere Kooperationen ausweiten“

Kärnten und die Steiermark wachsen mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn im Dezember 2025 zu einem gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraum zusammen.

Im Interview mit advantage sprechen die beiden Landeshauptleute Peter Kaiser (Kärnten) und Christopher Drexler (Steiermark) über ihre Zusammenarbeit.

advantage: Welche Auswirkungen hat die Koralmbahn konkret für den Einzelnen, die Einzelne?

Kaiser: Es ergeben sich ganz neue, ungeahnte Perspektiven und Möglichkeiten, dadurch dass sich die Fahrzeit zwischen Klagenfurt und Graz auf 45 Minuten verkürzen wird. Der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs entsteht. Es werden sich neue, zusätzliche Unternehmen ansiedeln, die Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen. Die Zubringer- und Mikroverkehre werden ausgebaut, wodurch die Anbindung an das transeuropäische Netz gewährleistet ist. Die Koralmbahn öffnet nicht nur ein neues Tor in die Zukunft, sie wird für Kärnten und die Steiermark zu einer neuen pulsierenden Lebensader.

Drexler: Wenn man in Zukunft in nur 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt kommt, eröffnen sich ganz neue Chancen – in der einen Landeshauptstadt wohnen und in der anderen arbeiten oder studieren stellt in Zukunft keine Herausforderung dar. Und dabei gibt das Ganze nur einen Vorgeschmack auf die Zukunft, denn mit dem Ausbau der Strecke Graz­Maribor, dem Semmeringbasistunnel und dem viergleisigen Ausbau der Strecke Graz­Bruck wird der steirische Zentralraum hervorragend in ein internationales Verkehrsnetz eingebunden sein und einen zusätzlichen Aufschwung erleben.

„Die Koralmbahn öffnet nicht nur ein neues Tor in die Zukunft, sie wird für Kärnten und die Steiermark zu einer neuen pulsierenden Lebensader.“

Peter Kaiser

Wie wird die Zusammen­arbeit der beiden Bundesländer forciert?

Kaiser: Um die Chancen der Koralmbahn für Kärnten und Steiermark bzw. für unsere Bevölkerung optimal zu nutzen und die Entwicklung unserer gemeinsamen, zusammenwachsenden Region proaktiv zu begleiten, haben wir bei der ersten gemeinsamen Kärnten­Steiermark­Konferenz im September 2023 in einer Absichtserklärung bereits konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen festgelegt, die wir fortan gemeinsam bearbeiten.

Drexler: Ich bin davon überzeugt, dass unsere beiden Bundesländer gemeinsam und verbunden durch die Koralmbahn eine äußerst positive Zukunft vor sich haben. Mit der ersten Kärnten­Steiermark­Konferenz haben wir die Weichen gen Zukunft gestellt, um die zahlreichen Chancen, die sich durch die Koralmbahn ergeben, bestens zu nutzen. Das soll in vielen Bereichen passieren – die Kooperationen sollen von der Nachhaltigkeit bis zur Kultur ausgeweitet werden. Dieser neue Zentralraum wird unseren beiden Bundesländern unschätzbare Vorteile bringen und kann zu einer Benchmark, einem Role Model, in der interregionalen Zusammenarbeit werden.

Welche Projekte und Maßnahmen sind für die Zukunft geplant?

Kaiser: Vorab darf auf die schon sehr gut etablierte, erfolgreiche Kooperation im Bereich Forschung und Entwicklung u. a. im Bereich der Silicon Austria Labs, bei der Forschungsgesellschaft Joanneum Research, dem Digital Innovation Hub Süd oder dem Silicon Alps Cluster hingewiesen werden. Diese Zusammenarbeit soll weiter ausgebaut werden. Vereinbart wurde auch, dass vermehrt Anstrengungen unternommen werden, um als gemeinsamer Lebens­ und Wirtschaftsraum Südösterreich auch international wahrgenommen zu werden. Im Bereich nachhaltige Entwicklung und Wirtschaft gibt es darüber hinaus bereits gute Kooperationen zwischen den beiden Bundesländern mit den Projekten „Green Tech Valley“, „Netzwerk Verantwortung zeigen“ und dem „Social Business Hub“ sowie im Bereich Wasserstoff vom Projekt H2Carinthia mit der HyCentA GmbH. Zudem sollen zur Stärkung der Forstwirtschaft und der Nachhaltigkeit im Bereich „Bauen mit Holz“ gemeinsame Akzente gesetzt werden u.a. durch eine Kooperation des Netzwerks TINAA und dem Holzcluster Steiermark. Im Bereich Gesundheit sollen auch Kooperationsmöglichkeiten zwischen Krankenhäusern ausgelotet werden, um mögliche Synergien für eine optimale Patient:innenversorgung nutzen zu können. Das Ziel einer engen Kooperation zwischen dem Klinikum Klagenfurt und der Med­Uni Graz rückt erfreulicherweise näher. Zudem soll die gemeinsame Planung und Koordination von tertiären Bildungsangeboten durch eine enge Abstimmung im Rahmen einer gemeinsamen Hochschulkonferenz forciert werden.

Drexler: Die Koralmbahn ist ein Jahrhundertprojekt für den Süden Österreichs, welches sorgsam in eine Vielzahl weiterer Projekte eingebettet wird. So entsteht etwa im Zuge der Koralmbahn ein viergleisiger Ausbau der Strecke vom Grazer Hauptbahnhof in Richtung des Cargocenter Graz und in weiterer Folge in den kommenden Jahren ein Ausbau der Bahnstrecke bis zum Hafen in Koper, um den gesamten Wirtschaftsraum noch besser an die internationalen Verkehrsstrecken und den sogenannten baltisch­adriatischen Sektor anzubinden. Zudem entwickelt sich auch abseits dieser Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur einiges. So haben wir etwa die Kooperation zwischen der Steiermark und Kärnten mit der schon zuvor angesprochenen Kärnten­Steiermark­Konferenz institutionalisiert. Das heißt, wir werden uns mindestens einmal jährlich treffen und die Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen intensivieren, um die Potentiale des gemeinsamen Wirtschaftsraums Steiermark­Kärnten optimal zu nutzen.

„Die Koralmbahn ist ein Jahrhundertprojekt für den Süden Österreichs, welches sorgsam in eine Vielzahl weiterer Projekte eingebettet wird.“

Christopher Drexler

Für das Daten­-Monitoring ist ein Koralm­-Index vorgesehen. Welche Parameter sollen darin berück­sichtigt werden?

Kaiser: Bei der Auswahl der Parameter für den Koralm­Index sind Aussagewert, Qualität und längerfristige Verfügbarkeit der Daten zu beachten. Eine mögliche Zusammensetzung des Index soll von Expert:innen aus dem Bereich Statistik und Wirtschaftswissenschaften ausgearbeitet werden. Grundsätzlich könnten regional verfügbare Parameter verwendet werden wie etwa Verkehrszählungen (z. B. PKW, Busse, Züge und Flüge), wirtschaftliche Entwicklung (z. B. Pendlerströme, Anzahl der Arbeitsstätten, Arbeitsmarktdaten, Tourismus – Nächtigungsstatistik und Unternehmensneugründungen), soziale Veränderungen (z. B. Bevölkerungsentwicklung) und Bildung (z.B. Studierendenzahlen).

Schlagwörter