© WKK | Helge Bauer 
Bildung
24.01.2025

WK Kärnten: Neue Pläne für Bildungscampus der Wirtschaft

Die Wirtschaftskammer fordert eine gezielte Stärkung der Berufs­orientierung und schafft mit dem „Bildungs­campus der Wirtschaft Kärnten“ neue Perspektiven.

Bildung schafft Perspektiven, fördert Innovationen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen und Ländern. Die Wirtschaftskammer Kärnten fungiert als zentraler Motor der Bildungslandschaft, der jährlich zehntausende Jugendliche, Eltern, Unternehmen und Schulen erreicht – und sich konsequent für die Förderung von Bildung als zentrale Säule der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einsetzt. „Bildung ist das Motoröl der Wirtschaft. Der Erfolg unserer Betriebe hängt unmittelbar von der Qualität und Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte ab“, so WK-Präsident Jürgen Mandl.

Der Bildungs­campus der Wirtschaft

In ihrer Funktion als eine der wichtigsten Bildungsinstitutionen des Landes trägt die WK Kärnten auch maßgeblich zur Fachkräfteausbildung bei. So reicht der „Bildungscampus der Wirtschaft“ von der Qualifizierung im WIFI über Kompetenztests im Testcenter Carinthia bis hin zu landesweiten Veranstaltungen wie Lehrlingscastings oder -wettbewerben. „Seit der Jahrtausendwende hat die Wirtschaftskammer Kärnten mehr als 60 Millionen Euro in die Hard- und Software der Bildungseinrichtungen investiert,“ betont der WK-Präsident.

 

Wettbewerbs­vorteil für Kärnten

Besonders begabte Lehrlinge werden im Rahmen der Talenteakademie auf ihrem Weg zu internationalen Spitzenleistungen unterstützt. „Gleichzeitig ermöglicht die jährliche Förderung der International School Carinthia in Höhe von 400.000 Euro der Industrie, hochqualifizierte Mitarbeiter:innen aus aller Welt zu beschäftigen. Das ist für Kärnten ein klarer Wettbewerbsvorteil. Auch andere Bundesländer denken darüber nach, eine solche Schulform anzubieten“, so Mandl. Auch durch die Innovationen in den Bildungscampus spiegelt sich die Innovationskraft der WK Kärnten wider: Neben dem Makerspace in der ehemaligen Postgarage entstanden so auch neue Lehrwerkstätten für Berufe wie Fleischer, Dachdecker und Maler. „Unser jüngstes Vorzeigeprojekt, das Testcenter Carinthia, revolutioniert mit einem fundierten, innovativen Testsystem die Erwachsenenbildung und erleichtert den Berufsein- oder Wiedereinstieg“, so Mandl über die europaweit einzigartige Direktinvestition in Höhe von 4,5 Millionen Euro.

„Bildung ist das Motoröl der Wirtschaft. Der Erfolg unserer Betriebe hängt unmittel­bar von der Qualität und Verfüg­barkeit gut ausge­bildeter Fachkräfte ab.“

Jürgen Mandl, WK-Präsident

Bildungs­politik als Schlüssel

Die neu gegründete Abteilung Bildungspolitik der WK Kärnten fungiert als Schnittstelle zwischen Jugendlichen, Unternehmen und den Sparten der Wirtschaftskammer – womit sie im Bildungsprozess eine Schlüsselrolle einnimmt. Andreas Görgei, Abteilungsleiter und WIFI-Geschäftsführer: „Unser Ziel ist es, das Bildungsangebot optimal auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft abzustimmen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Organisation und Begleitung von Lehrlingswettbewerben im Rahmen der dualen Berufsausbildung.“ Die Resultate der bildungspolitischen Arbeit wurden erstmals im Jahresbericht „Die bildungspolitischen Aktivitäten der WK Kärnten 2024“ umfassend präsentiert. „Wir unterstützen und fördern das dargestellte Bildungsangebot mit einem jährlichen Mitteleinsatz von mehr als drei Millionen Euro. Wir haben im vergangenen Jahr nicht weniger als 4.500 Veranstaltungen und Initiativen umgesetzt und konnten damit mehr als 93.000 Bildungskontakte mit Jugendlichen, Unternehmen, Schulen und Eltern erreichen. Rund 50.000 Menschen in Kärnten, das sind 10 Prozent der Bevölkerung, nutzen jährlich das Bildungsangebot“, so Görgei.

„Unser Ziel ist es, das Bildungs­angebot optimal auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft abzustimmen.

Andreas Görgei, Geschäftsführer WIFI

Berufsorientierung im Fokus

Auch die Verbesserung der Berufsorientierung für Maturant:innen zählt zu den zentralen Anliegen der WK Kärnten. Statistiken zufolge hinkt Österreich in punkto Studienabbrecherquoten hinterher; auch der Berufsweg von AHS- und BHS-Absolvent:innen ist häufig nicht klar definiert ist. „Die Berufsorientierung von zukünftigen Maturant:innen ist uns deshalb ein ganz besonderes Anliegen, weil nicht nur der interne Befund, sondern auch der Vergleich mit Deutschland deutliche Defizite und Versäumnisse aufzeigt. Nach wie vor hat Österreich unter seinen Studierenden eine sehr hohe Drop-out-Quote“, erklärt Görgei.

Analysen der Statistik Austria zufolge haben nach zehn Jahren 21 Prozent der Studierenden ein Bachelor- und 33 Prozent ein Diplom- oder Masterstudium absolviert, knapp ein Prozent ein Doktorat. Von den Studienanfänger:innen haben 28 Prozent ihr Studium unter- oder abgebrochen, knapp ein Prozent hat die Hochschule gewechselt, zehn Prozent haben ihr Studium an einer anderen Universität abgeschlossen und sieben Prozent studieren noch. Görgei: „Diese Quoten sind aus Sicht der Wirtschaft extrem schlecht und vor allem auf die mangelnde Berufsorientierung in den Abschlussjahrgängen der AHS und BHS zurückzuführen. Während das Angebot an Studieninformationsveranstaltungen überbordend ist, findet eine Auseinandersetzung mit dem Thema Berufseinstieg so gut wie gar nicht statt. In Deutschland entscheiden sich 21 Prozent der Abiturient:innen für eine Lehre, während es in Österreich nur drei Prozent sind.“

Durch Fehlentscheidungen in der Berufswahl gehen Arbeitsjahre verloren – was wiederum den Fachkräftemangel verstärkt. Um dem entgegenzuwirken, fordert die Wirtschaftskammer Berufsorientierung als eigenes Unterrichtsfach in der Sekundarstufe zwei, verpflichtende Testungen zur Feststellung von Kompetenzen und Stärken in Testeinrichtungen wie dem Testcenter Carinthia sowie den Ausbau der Eltern- und Schülerberatung zum Berufseinstieg als „Plan B".

Bildung ist der entscheidende Hebel, um den Standort Kärnten zukunfts­sicher zu machen. Unsere Investi­tionen und Initiativen schaffen nicht nur Perspek­tiven, sondern auch wirtschaft­liche Stabilität.“

Jürgen Mandl, WK-Präsident

Vision für die Zukunft

„Bildung ist der entscheidende Hebel, um den Standort Kärnten zukunftssicher zu machen. Unsere Investitionen und Initiativen schaffen nicht nur Perspektiven, sondern auch wirtschaftliche Stabilität. Wir müssen die Berufsorientierung stärken, um junge Menschen besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten und gleichzeitig unsere Region wettbewerbsfähig zu halten,“ betont Mandl. Im Bildungscampus der Kärntner Wirtschaft sieht der WK-Präsident nicht nur ein Konzept, sondern als Vision für die Zukunft.

WIFI-Geschäftsführer Görgei ergänzt: „Unsere Aufgabe ist es, Jugendliche, Eltern und Unternehmen zu vernetzen, um die besten Möglichkeiten für die berufliche und persönliche Entwicklung zu schaffen. Bildung ist nicht nur die Basis für individuelle Karrieren, sondern auch der Schlüssel zur Lösung des Fachkräftemangels. 50 Prozent der Unternehmer:innen kommen aus der Lehre, sie haben zuerst ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen und viele von ihnen noch wichtige weitere Arbeitsplätze in ihrem Betrieb. Die Lehre ist wohlstandsursächlich und ein großer Schatz, den wir haben. Wir sind uns dessen leider nicht wirklich bewusst. Dank der Lehre haben wir auch eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit.“

„Bildung ist nicht nur die Basis für indivi­duelle Karrieren, sondern auch der Schlüssel zur Lösung des Fachkräfte­mangels.

Andreas Görgei, Geschäftsführer WIFI

Für Andreas Görgei, Leiter Bildungspolitik der WK Kärnten und WIFI-Geschäftsführer und Jürgen Mandl, WK Präsident, ist der Bildungscampus der Wirtschaftskammer Kärnten Schlüssel zur Fachkräfteausbildung und regionalen Wettbewerbsfähigkeit. © WKK | Helge Bauer

Schlagwörter