Zero Project Unternehmensdialog im Zeichen der Vielfalt
Der Zero Project Unternehmensdialog ist eine Initiative der Essl Foundation und der autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH gemeinsam mit dem Land Kärnten, der Wirtschaftskammer Kärnten, dem AMS Kärnten sowie weiteren Partnern. Die Veranstaltung knüpfte heuer an aktuelle Themen des Fachkräfte- und Mitarbeitermangels sowie der beruflichen Inklusion in der Handelsbranche an. Als Best-Practice-Beispiele mit dabei: BILLA, IKEA und die Trafik Kolmann aus Klagenfurt. Sie leben die Beschäftigung von Menschen mit Benachteiligungen bereits erfolgreich vor.
Die Scheuklappen abnehmen
„Inklusion ist alternativlos – in der Arbeitswelt und im gesellschaftlichen Miteinander“, bekräftigte Kärntens Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig. Zero Project zeige, dass Dinge, die man sich als unglaublich kompliziert vorstellt, sehr gut funktionieren können. Möglichkeiten gibt es in vielen Branchen. Als zuständiger Referent für Tourismus hob auch Landesrat Sebastian Schuschnig beispielgebend hervor: „In Kärnten haben wir viel in die Barrierefreiheit im Tourismus investiert. Menschen wollen sich im Urlaub in jeder Hinsicht verstanden fühlen. Für Betriebe ist es sicher ein Vorteil, wenn Menschen mit Behinderungen zu Gast sind und erkennen, dass dort auch Menschen mit Behinderungen arbeiten.“
Soziale Verantwortung
„Unternehmen können anderen Unternehmen am besten sagen, dass und wie berufliche Inklusion funktioniert“, erklärte Karin Praniess-Kastner von Zero Project Austria. „Es gibt hier viele tolle Erfahrungen“, ergänzte sie. Es gehe darum, Menschen mit Behinderungen eine Chance zu geben, sowie ihre Talente und Fähigkeiten sichtbar zu machen. „Probiert es aus“, appellierte BILLA-Vertriebsdirektor Kurt Aschbacher an die Unternehmen. Er hob die soziale Verantwortung hervor, die man bei REWE Group, BILLA wahrnehme. Auch Aschbacher sprach den angespannten Arbeitsmarkt an und betonte Menschen mit Behinderungen auf der Suche nach Talenten eine Chance zu geben.
NEBA Betriebsservice unterstützt Unternehmen
autArK-Geschäftsführer Jesse unterstrich, dass berufliche Inklusion nicht nur ein soziales, sondern immer mehr auch ein wirtschaftliches Thema sei. Bei autArK ist das NEBA Betriebsservice die erste Anlaufstelle für Unternehmen. Zahlen zufolge haben insgesamt 15 % der Menschen in der Bevölkerung eine Behinderung. Durch das kärntenweit kostenlose Angebot von NEBA können Potenziale von Menschen mit Beeinträchtigung erkannt und für Unternehmen genutzt werden. Das Angebot umfasst u.a. Förderberatungen und das Koordinieren von Recruitingprozessen. 2022 sind 260 offenen Stellen für Menschen mit Behinderungen akquiriert worden. „Wir wollen inspirieren, motivieren, Vorteile und Fördermöglichkeiten aufzeigen sowie Ängste, Unsicherheiten und Mythen ausräumen“, so Jesse.
365 Tage gelebte Inklusion
Ein Best-Practice-Beispiel von gelebter Inklusion am Arbeitsplatz ist Alina König, die seit zwei Jahren eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau in der Trafik Kolmann in Klagenfurt absolviert. Alina ist 21 Jahre alt und hat Epilepsie. „Durch die Tätigkeit in der Trafik habe ich viel Selbstvertrauen gewonnen, Selbstständigkeit gelernt und eine Perspektive bekommen. Die Lehre hat mir neue Möglichkeiten eröffnet und bereitet mir viel Freude.“ Inhaberin Astrid Kolmann bekräftigt: „Es gibt einen großen Zusammenhalt in unserem Team, auf das ich sehr stolz bin. Wir sind füreinander da wie eine große Familie, haben einen sehr offenen Umgang miteinander.“ Markus Raffer, CSR-Beauftragter der MPV, hob im Rahmen des Zero Project Unternehmensdialogs hervor, dass das Tabakmonopol die größte inklusive Unternehmerplattform in Österreich - auch im Handel - verantwortet, indem es Menschen mit Behinderung zu Trafikanten macht: „Derzeit sind 54 % der selbstständigen Unternehmer, die eine Trafik führen, Menschen mit einer Behinderung.“ Auch Astrid Kolmann ist sehr dankbar: “Damals habe ich selbst vor 22 Jahren die Chance von der MPV bekommen, diese möchte ich nun weitergeben.“
Man ist nicht behindert, man wird behindert!
Dass Menschen mit Behinderung wertvolle und vor allem loyale Mitarbeiter sind, kam beim Zero Project Unternehmensdialog mehrfach zum Ausdruck. Raimund Haberl, Spartenobmann Handel/ Wirtschaftskammer Kärnten: „In einer Zeit, wo Arbeit als notwendiges Übel angesehen wird, sind jene Mitarbeiter das beste Beispiel, die nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung gefunden haben.“ Tina Malle vom NEBA Betriebsservice betonte abschließend: „Wir müssen Arbeit neu denken, um die Potenziale sehen zu können: Wir haben einen riesengroßen Schatz, auf den wir viel zu wenig Rücksicht nehmen.“
Fotohinweis: LPD Kärnten/Varh bzw. Plimon