© KI-basierte Grafik von Michael Katzlberger
Wirtschaft
04.11.2025

Zukunft gestalten im KI-Zeitalter

Generative Künstliche Intelli­genz (KI) beein­flusst inzwi­schen sämt­liche Lebens­bereiche und ist längst in der Wirtschaft ange­kommen.

Gleich­zeitig wird der persön­liche Kontakt für das Vertrauen wieder absolut not­wendig! Mensch­lichkeit ist demnach der Schlüssel für eine gute Zukunft. In der aktuellen advantage Ausgabe widmen wir uns dem Brückenschlag zwischen Mensch und Digitalisierung. Wir haben Persönlichkeiten im Wirtschaftsraum Südösterreich die Frage gestellt: Welchen Mehrwert bringt KI für ihr Unternehmen und welche Bedeutung kommt in Zeiten wie diesen der persönlichen Begegnung zu?

Manuela Machner, Tourismus-KI-Coach, Leoben

Durch KI mehr Zeit für echte Begegnungen

„Künstliche Intelligenz im Tourismus dient derzeit vor allem der Effizienzund Qualitätssteigerung. Doch es geht nicht nur um die Bearbeitung von Texten und Bildern, sondern um weit mehr: KI kann in Kommunikation, Analyse und Planung eingesetzt werden. Das übergeordnete Ziel ist es, Gästen ein individuelles und persönliches Erlebnis zu ermöglichen, ohne dass dafür zusätzliche Ressourcen gebunden werden und bestehende Aufgaben effizient zu erledigen. Gerade der Tourismus profitiert davon. KI entlastet im operativen und administrativen Bereich und schafft dadurch Zeit für das Wesentliche: den direkten Kontakt mit dem Gast. Denn je stärker Menschen von Technologie begleitet werden, desto größer wird die Sehnsucht nach echtem Austausch und authentischen Begegnungen. Daher bin ich überzeugt: Künstliche Intelligenz + Menschliche Intelligenz = Intelligenz²! Denn ohne menschliche Intelligenz ist die künstliche auch nichts wert!“

© Thomsen Photography

Barbara Pedretscher, Fraunhofer Austria Research GmbH, Gruppenleiterin Applied Data Science and Statistics, Geschäftsbereich KI4LIFE, Klagenfurt

Agieren zum Wohle der Gesellschaft

„Die Kreuzung aus emotionaler und künstlicher Intelligenz berücksichtigend, ist zu sagen, dass Fraunhofer Austria als gemeinnütziges Unternehmen insbesondere darauf achtet, zum Wohle der Gesellschaft zu agieren. Ein illustratives Anwendungsfeld hierzu bildet der Wald, der (über-)wirtschaftliche Funktionen vereint. Dabei ist Emotionalität bei jedweder Handlung und Umsetzung natürlicherweise zu berücksichtigten. Fraunhofer Austria unterstützt hier mit KI- und Digitalisierungslösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der persönlichen Begegnung kommt in Zeiten wie diesen eine immense Bedeutung zu! Erst durch eine sinnvolle Kombination aus menschlicher Strebsamkeit, Neugierde und Achtung, sowie der Bereitschaft zu Reflexion und Diskussion kann Wirkungsvolles entstehen. Ohne Austausch bleiben Neuentwicklungen aus, leer und mitunter irrsinnig. Es braucht den Menschen, um ihnen Sinn zu geben, und sie zu verantwortungsvollen Lösungen zu transformieren.“

© Fraunhofer Austria

Jernej Dvoršak, PiktID FlexCo, Mitbegründer und CSO

Zusammenarbeit zwischen Technologie, Intuition und der Kraft von Ideen

„Die Kamera hat die Malerei nicht ersetzt, sondern ihr neue Horizonte eröffnet. Ähnlich verändert heute KI unsere Arbeit: Sie nimmt uns Routinen ab und schafft Raum für das, was uns menschlich macht – Kreativität, Emotion und Begegnung. Genau hier setzt auch unsere Arbeit bei PiktID an. Wir entwickeln Technologien, die Modeunternehmen helfen, Bilder in Sekunden zu personalisieren und zu lokalisieren. Bildproduktion wird dadurch nicht ersetzt, sondern weitergedacht: schneller, vielfältiger und näher am Menschen. Für mich liegt darin die eigentliche Stärke von KI – nicht als Ende menschlicher Arbeit, sondern als Beginn einer neuen Zusammenarbeit zwischen Technologie, Intuition und der Kraft von Ideen.“

© Darren Osborne

Michael Katzlberger, KI-Experte aus der Kreativindustrie und Geschäftsführer 3LIOT.ai, Wien

Die Zukunft liegt in der intelligenten Kombination

„Bei 3LIOT.ai sind sämtliche Prozesse vollständig mit KI vernetzt – von der Buchhaltung bis zur kreativen Produktion würde ohne KI bei uns nichts mehr funktionieren. KI fungiert als ,steam engine of the mind‘ und automatisiert die Produktion von Bildern, Videos, Texten, Musik und Stimmen. Der Mehrwert liegt in der dramatischen Effizienzsteigerung und der Möglichkeit, kreative Inhalte in völlig neuen Dimensionen zu produzieren. Dabei bleibt der Mensch als Kurator und Qualitätskontrolleur für den finalen Output unverzichtbar. Persönliche Begegnungen werden paradoxerweise wichtiger, je mehr KI kognitive Aufgaben übernimmt. Menschliche Kreativität, emotionale Intelligenz und die Fähigkeit, komplexe zwischenmenschliche Konzepte zu verstehen, bleiben von unschätzbarem Wert. Persönliche Interaktion schafft das Vertrauen, das für erfolgreiche KI-Implementierung notwendig ist, und ermöglicht das Verständnis emotionaler und kultureller Nuancen. Die Zukunft liegt in der intelligenten Kombination.“

© kk

Magdalena Druml, Gründerin des Startups Noxavis, Klagenfurt

Die Entscheidungshoheit liegt stets beim Menschen

„KI im Gesundheitswesen eröffnet Chancen, muss jedoch kritisch betrachtet werden: Ohne transparente Datenbasis und kontinuierliche Integration aktueller Forschungsergebnisse kann sie keine verlässliche Unterstützung bieten. Nicht jede Herausforderung verlangt nach KI, häufig schaffen nutzerfreundliche, praxisnahe Anwendungen den größeren Mehrwert. Empathie, Beziehung und emotionale Intelligenz sind nicht automatisierbar. Mit HeliDoc nutzen wir KI gezielt, um in hochstressigen Situationen eine rechtskonforme, strukturierte Dokumentation sicherzustellen. Dadurch gewinnen Healthcare Professionals wertvolle Zeit und können sich auf die Patient:innenversorgung fokussieren. Die Entscheidungshoheit liegt stets beim Menschen. Zugleich bleibt die persönliche Begegnung von zentraler Bedeutung. Denn Technologie kann unterstützen, doch Leben retten gelingt nur im menschlichen Miteinander.“

© Noxavis

Vahid Badeli, CEO und Mitgründer, arterioscope FlexCo, Graz

Medizin bleibt mehr als Daten

„Bei arterioscope sind wir überzeugt, dass Technologie den menschlichen Aspekt der Medizin stärken und nicht ersetzen sollte. Herzinsuffizienz betrifft allein in Österreich rund 300.000 Menschen und bleibt dennoch oft unentdeckt, bis es zur Hospitalisierung kommt. Unsere KI unterstützt dabei, Risiken und Frühstadien der Herzinsuffizienz schon frühzeitig bei Routineuntersuchungen zu erkennen. Der Mehrwert liegt darin, verborgene Signale sichtbar zu machen und Ärzt:innen präzisere Einblicke für rechtzeitige Interventionen zu geben. Dank der digitalen Vernetzung ist diese Technologie heute überall leicht zugänglich, solange ein Internetzugang besteht. Medizin bleibt mehr als Daten: Vertrauen, Zuversicht und Empathie entstehen nur in persönlichen Begegnungen, die wir mit der Präzision von KI verbinden, um Versorgung intelligenter und zutiefst menschlich zu machen.“

© Klaus Morgenstern

Alexander Windbichler, CEO Anexia, Klagenfurt

Begegnungen machen Innovation erst lebendig

„Bei Anexia setzen wir KI dort ein, wo sie uns sinnvoll weiterbringt: etwa bei der Optimierung digitaler Lösungen, bei Reviews, der Verbesserung technischer Dokumentationen, beim Brainstorming oder als begleitendes Element bei der Konzeptentwicklung. Das spart Zeit, unterstützt uns bei der Qualitätssicherung und schafft Freiräume für kreative und komplexere Aufgaben. Doch Technik allein reicht nicht. Gerade in einer zunehmend digitalen Welt ist die emotionale Intelligenz des Menschen wichtig: zuhören, Vertrauen aufbauen, gemeinsam Lösungen entwickeln. Diese Qualitäten entstehen nicht durch Algorithmen, sondern im direkten Austausch. Begegnungen – sei es im täglichen Austausch mit Kolleg:innen, bei Konferenzen und CommunityEvents – machen Innovation erst lebendig und sorgen dafür, dass wir Technologie mit Verantwortung und Menschlichkeit verbinden.“

© Anexia

Menschengemachte Inhalte kennzeichnen

„In der Softwareentwicklung kommen KI-Tools wie beispielsweise Co-Piloten bereits seit einigen Jahren zum Einsatz. Ich glaube, dass sie großes Potenzial haben, die Entwicklungs- und auch die Planungszeit zu verkürzen. Es wird zukünftig notwendig sein, darauf zurückzugreifen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es sich um einen Assistenten handelt, dessen Arbeit kontrolliert und nachvollzogen werden muss. Die Angst, dass die KI all unsere Entwickler ersetzt, habe ich daher nicht. Der Mensch ist und bleibt ein soziales Wesen. Daher glaube ich, dass den persönlichen Kontakten immer ein wesentlicher Stellenwert zukommen wird. Vielleicht werden wir in Zukunft nicht mehr die KI-generierten Inhalte, sondern die menschengemachten kennzeichnen, um zu zeigen, dass wir uns diese mit all unseren Emotionen und menschlichen Erfahrungen überlegt haben und sie dadurch einzigartig werden.“

© Foto Fischer

Paul Wegerer, Geschäftsführender Gesellschafter clone:it, Graz

Brückenschlag zwischen Effizienz und menschlicher Nähe

„Der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz schafft in unserem Geschäftsfeld einen echten Brückenschlag zwischen Effizienz und menschlicher Nähe. Mit unserer Eigenentwicklung „clone:it – Simple Site“ App ermöglichen wir KI-gestützte Fototagebücher, automatisierte Protokolle und eine intuitive Q&A-Funktion, die Projektinformationen jederzeit verfügbar macht. So werden Routineaufgaben beschleunigt, Fehler reduziert und Teams entlastet. Gleichzeitig bleibt Raum für das Wesentliche: die persönliche Begegnung. Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung ist der direkte Austausch unverzichtbar, um Vertrauen aufzubauen, kreative Lösungen zu entwickeln und komplexe Sachverhalte zu klären. KI unterstützt uns, damit wir unsere Energie dort einsetzen können, wo sie am meisten Wirkung entfaltet – bei der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Menschen.“

© clone:it GmbH

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