Eva-Maria Puschan
Zurück zu den Wurzeln
Unweit der Burgruine Finkenstein ist ein einzigartiger Ort der Bildung entstanden, der „Waldmomente“ für Jung und Alt in den unterschiedlichsten Facetten erlebbar macht. Im Zukunftsgespräch mit advantage spricht Waldpädagogin Eva-Maria Puschan (36) – selbst Mutter – über ihr Herzensprojekt, den Waldkindergarten „Wurzelkinder“.
Wodurch zeichnet sich Ihr persönlicher Zugang zum Wald aus?
Eva-Maria Puschan: In meinem ursprünglichen Beruf bin ich Kleinkinderzieherin. Gleichzeitig liegt der Werkstoff Holz quasi in meiner DNA, mein Vater ist Tischlermeister. 2011 habe ich den Betrieb übernommen und ein Geschäft in Villach mit dem Fokus auf gesunden Schlaf und kreative Holzarbeiten geführt. Durch meinen Lebensgefährten, der eine Landwirtschaft mit Wald besitzt, wurde der Wunsch das ursprüngliche Wissen zu erweitern immer größer. Nach einer forstlichen Aus- und Weiterbildung habe ich die Waldpädagogik für mich entdeckt und es entstand die Idee meinen Mitmenschen den Wald wieder näher zu bringen. Somit konnte ich das Thema „Wald und Holz“ ideal mit meinen Grundkompetenzen als Kleinkinderzieherin verbinden. Dadurch, dass mein Elternhaus in Latschach nahe der Burgruine Finkenstein mitten im Wald steht und im Erdgeschoss Räumlichkeiten verfügbar waren, hat sich die Möglichkeit aufgetan, den umliegenden Wald als offenes und freies Bildungshaus zu nutzen. Die „Waldmomente Station“ wurden ins Leben gerufen. Ich begann Führungen im Wald sowohl für Groß und Klein anzubieten sowie speziell Walderlebnisse für die Jüngsten in Form von Kindergeburtstagen und Ferienbetreuungsangeboten bereitzustellen.
Wie entstand die Idee einen eigenen Waldkindergarten zu eröffnen?
Das Konzept der „Wurzelkinder“ ist noch relativ jung. Wir sind ein privater Kindergarten, der seit 2020 auf Vereinsbasis geführt wird und auf individuelle, ganzjährige Betreuung in einem familiären Umfeld setzt. Die Idee entwickelte sich aus meinen Erfahrungen im klassischen Gemeindekindergartenbereich und meiner selbstständigen Tätigkeit als Waldpädagogin in verschiedenen Bildungseinrichtungen sowie den Erkenntnissen aus meinen Ferienbetreuungsangeboten. Unser Team betreut aktuell 29 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Die Nachfrage ist immens, unsere Warteliste lang. Zu Beginn habe ich nicht damit gerechnet, dass der Zuspruch so groß sein wird, denn wir liegen ja für die meisten Eltern nicht direkt am Weg.
Was macht das Angebot so einzigartig?
Es ist ein bodenständiges Betreuungskonzept für Kinder im schnelllebigen, digitalen Zeitalter, die kein „entweder oder“, sondern ein „sowohl als auch“ lernen sollen! Das Angebot richtet sich an Eltern und Erziehungsberechtigte, denen Natur- bezug und traditionelles Wissen am Herzen liegen. Derzeit sind wir im Verfahren mit dem Land Kärnten, um eine Landesanerkennung zu erhalten.
Welche Vision verfolgen Sie mit dem Projekt?
Meine Vision ist es, Kindern von heute eine Kindheit zu schenken „wie es früher einmal war“ unter Miteinbeziehen der digitalen Möglichkeiten – im Einklang mit der Natur, begleitet von christlichen Jahresfesten und mit bäuerlichen Prozessen. Neben ausreichend Bewegung in der Natur – frische Luft zu jeder Jahreszeit schafft ein starkes Immunsystem – spielt auch der richtige Umgang mit unseren wertvollen Lebensmitteln eine wesentliche Rolle. Mitgründerin des Vereins ist meine Kusine, die selbst einen Bauernhof bewirtschaftet. Von dort beziehen wir das Fleisch. Ein eigener großer Gemüsegarten ist, neben unseren Bauern, Hauptlieferant für das tägliche Essen. Ich möchte den Kindern von klein auf ein Grundwerkzeug in die Hand geben, das durch Achtsamkeit Wurzeln schafft und damit eine starke Resilienz für das weitere Leben gewährleistet. Gerade in unserer heutigen digitalen Welt sind starke Wurzeln wichtiger denn je. Wer den Naturkreislauf versteht, versteht auch das Leben selbst und bekommt damit Halt und Sinn.
Digital Natives mit bodenständigen Wurzeln: Im Waldkindergarten des Vereins WurzelWerk wird auf Betreuung in natürlicher und familiärer Umgebung gesetzt. © Verein WurzelWerk