© Johannes Puch / KWF
Wirtschaft
28.03.2024

KWF: Starker Rückgang beim Investitions­volumen

Das Förderbudget der Kärntner Wirtschaftsförderung betrug 2023 rund 34 Mio. Euro, ausbezahlt wurden nur 24,3 Mio Euro.

Das abgelaufene Förderungsjahr war geprägt von einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur, gepaart mit unsicheren Rahmenbedingungen wie Inflation, Zinssteigerungen und einem wirtschaftlichen Umfeld, das von Konflikten und Krisen beeinflusst war. Dies führte dazu, dass Unternehmen in nahezu allen Branchen sehr verhalten investierten. So funktioniert Wirtschaftsförderung in einem immer höheren Ausmaß nicht mehr ausschließlich über monetäre Zuwendungen, es bedarf einer zusätzlichen Form der Unterstützung durch Vernetzung, Kooperation und Wissenstransfer.

Kärntens Wirtschaft punktet in Tourismus und Industrie

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte Kärnten das reale Bruttoregionalprodukt laut dem Revisionsstand der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vom September 2023 um bemerkenswerte 6,7 % steigern – dies ist der dritthöchste Wert unter den Bundesländern. Die Dynamik in Kärnten wurde insbesondere vom Tourismus und von der Industrie, bei letzterer gestützt auf die Bereiche Elektrotechnik und Elektronik sowie Maschinenbau, getrieben. Auch die Warenexporte Kärntens sind erfreulich. Demnach sind diese nach vorläufigen Daten der Außenhandelsstatistik im ersten Halbjahr 2023 um 6,5 % gestiegen. Genauso bemerkenswert sind auch die Nächtigungszahlen: Mit insgesamt 13,2 Mio. gab es einen Anstieg um 2,6 % zum Vorjahr. Insbesondere der Nächtigungsaufbau im Frühjahr und im Herbst zeigt deutliche Tendenzen einer gelingenden Saisonverlängerung in Kärnten.

Stabiler Arbeitsmarkt

Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen zeigt, dass der Kärntner Arbeitsmarkt trotz der vergleichsweise niedrigen Beschäftigungsdynamik aufgrund der konjunkturellen Eintrübung im Jahr 2023 weitgehend stabil blieb. Während die Arbeitslosigkeit in Österreich um +2,9 % anstieg, ging sie in Kärnten um -0,4 % zurück. Zudem verzeichnet Kärnten, laut der aktuellen Gründungsdaten der Wirtschaftskammer Österreich, mit 2.563 Unternehmensgründungen im Jahr 2023 eine Zunahme von +3 % zum Vorjahr bzw. +4,4 % zum Durchschnitt der Jahre 2019–2022.

Unterstützung mit Förderungen

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.704 Projekte durch Bundesförderungsstellen mit einem Förderungsbarwert in Höhe von 167,4 Mio. Euro (+76,6 % gegenüber 2022) gefördert. Die starke Zunahme beim Förderungsbarwert der FFG Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (+84,6 %) ist dem Breitband-Ausbau zuzuschreiben, jene der KPC Kommunalkredit Public Consulting GmbH (+60,1 %) den umweltrelevanten Investitionen seitens der Kärntner Unternehmen.

KWF­-Kennzahlen im Überblick

Die Förderungsaktivitäten des KWF umfassten im Jahr 2023 705 Förderungsfälle mit einem Förderungsvolumen von 24,3 Mio. Euro an bewilligten Mitteln. Damit verbunden war ein Investitionsvolumen (Projektkosten) von insgesamt 140,5 Mio. Euro mit dem Plan, einerseits 580 neue Arbeitsplätze in Unternehmen zu schaffen und andererseits 12.426 bestehende Arbeitsplätze zu sichern. Die Anzahl der Förderungsfälle lag im Jahr 2023 unter dem Vorjahreswert (2022: 849 Förderungsfälle), jedoch über dem Niveau vor der Pandemie (2019: 688 Förderungsfälle).

Neues „Konjunktur­.BONUS“-Paket

Gemessen an der Anzahl der geförderten Fälle kommt dem Gewerbe nach wie vor die größte Bedeutung zu. Mit einem Anteil von 54 % entfiel mehr als jeder zweite Förderungsfall auf das Gewerbe. Auch beim Investitionsvolumen nimmt das Gewerbe (57 Mio. Euro), gefolgt vom Tourismus (37,6 Mio. Euro) und von der Industrie (21,4 Mio. Euro) die Spitzenposition ein. Auf den starken Rückgang beim Investitionsvolumen (-54 %) im letzten Jahr wurde seitens des Landes und vom KWF rasch reagiert. „Wir haben dafür ein Maßnahmenpaket aufgelegt, damit die Betriebe weiter investieren können und es wieder zu einer konjunkturellen Erholungsphase kommt. Gerade jetzt sind investive Impulse besonders wichtig, damit die Wirtschaftsleistung wieder steigt und wir so Wertschöpfung und Arbeitsplätze am Standort sichern“, so Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig. Dabei stehen 2024 die Klein- und Mittelbetriebe sowie Investitionen in Nachhaltigkeit und Digitalisierung besonders im Fokus. „Damit diese Impulse auch rasch wirken, bauen wir bürokratische Hürden bei der Wirtschaftsförderung weiter ab und bringen den KWF näher zu den Unternehmen“, gibt Schuschnig die Richtung für die Weiterentwicklung des KWF vor. „Mit dem „Konjunktur.BONUS“-Paket, das Ende Februar beschlossen wurde, und drei neuen Förderungsprodukten wird dem negativen Trend gegengesteuert“, erklärt Martin Zandonella in seiner Funktion als KWF-Kuratoriumsvorsitzender. Alle Details zum KWF-„Konjunktur.BONUS“-Paket finden Sie unter https://kwf.at/konjunkturstaerkende-massnahmen/

Förderungen in KMU

Mit 646 geförderten Fällen entfiel auch im Jahr 2023 der Großteil der Förderungsfälle auf KMU (Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen), die mit 14,8 Mio. Euro auch 61 % des Förderungsvolumens binden konnten. Sie verzeichnen auch für die meisten durch Förderungen neu geschaffenen Arbeitsplätze (566 von insgesamt 580). Da ein Großteil der geförderten Investitionen bei KMU abseits des Kärntner Zentralraums erfolgt, tragen diese im besonderen Maße dazu bei, periphere Regionen zu stärken.

Technologie­fonds Kärnten

Im Rahmen des Technologiefonds Kärnten wurden mit einem Förderungsvolumen von 12,9 Mio. Euro im abgelaufenen Jahr 123 Fälle gefördert. Damit einher ging ein Investitionsvolumen von 42,4 Mio. Euro. Im Vorjahresvergleich war sowohl bei der Förderungsanzahl (+53,8 %) als auch beim Förderungsvolumen (+10,8 %) ein deutlicher Anstieg, entgegen dem allgemeinen Trend, zu verzeichnen. Im Bereich „Einzelbetriebliche Maßnahmen“ wurden und werden Unternehmen bei der Heranführung an Forschung & Entwicklung (F&E), der Bereitstellung von Ressourcen für F&E, der Umsetzung von F&E-Vorhaben sowie durch Anschlussförderungen an Bundes- bzw. EU-Programme unterstützt. Mehr als die Hälfte des Förderungsvolumens (6,8 Mio. Euro) aus dem Technologiefonds ist institutionellen Maßnahmen – und hier den stark nachgefragten KWF-Produkten „Innovations.TALENT“ sowie „Internationalisierungs.TALENT“ – zuzuordnen.

Kärnten als erfolgreicher Technologie­standort etabliert

„Die Fördermittel des Technologiefonds haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich Kärnten zu einem vielfältigen und erfolgreichen Technologiestandort etablieren konnte. Unstrittig ist, dass innovative Technologien zukünftig an noch mehr Stellenwert gewinnen werden und neben verfügbaren finanziellen Unterstützungen, Vernetzung eine große Rolle spielt. Der KWF ist hier mit Kooperationen in der Steiermark, wie etwa dem Mikroelektronik Cluster Silicon Alps, dem Green Tech Valley Cluster oder dem SAL Silicon Austria Labs gut aufgestellt. Mindestens genauso wichtig ist junge Fachkräfte in Kärnten halten zu können und diese nicht in andere Länder abwandern zu lassen“, betont Technologiereferentin LHStv. Gaby Schaunig. Der F&E-Standort Kärnten profitiert mit der aktuellen F&E-Quote von 3,05 % insbesondere von einem sehr aktiven Unternehmenssektor. Gemessen an den F&E-Ausgaben der Unternehmen von zuletzt 677 Mio. Euro nimmt Kärnten auch im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein.

KWF verfolgt beharrlich Ziele mit neuen Produkten

Im Jahr 2023 entwickelte der KWF 15 neue Produkte. Den Produkten liegen die Schwerpunktsetzungen der „KWF-Strategie 2030“ zugrunde (www.kwf.at/strategie-2030). Das oberste Ziel ist dabei, den zukünftigen Wohlstand Kärntens zu sichern. Auch wenn sich in diesem Punkt alle einig sind, gehen die Meinungen darüber, wie dieses Ziel am besten erreicht werden kann, dennoch auseinander. Das Begriffsverständnis des KWF geht mit jenem der Twin-Transition einher, wonach Digitalisierung der zweite Faktor neben Nachhaltigkeit ist, der einen Wandel hin zur zukunftsfähigen Entwicklung einer Region ermöglicht. Der KWF ist demnach der Überzeugung, dass es neben der monetären Förderung auch einer anderen Form von Unterstützung – nämlich dem Wissenstransfer – bedarf. Dieser findet laut KWF-Verständnis in einem Dreieck aus Unternehmen – Bildung – Wissenschaft (bzw. Forschung) statt. Der KWF sieht dabei seinen Platz in der Mitte, als Institution, die in diesen drei Bereichen interveniert und Netzwerke ermöglichen kann. Dafür wurden vom KWF Produkte wie z. B. „Digitalisierungs.IMPULS“, „Kooperations.TALENT“, „Innovations.TALENT“ oder „Transformations.BEGLEITUNG“ entwickelt.

Transfer zwischen den Institutionen wichtig

„Wissens- und Technologietransfer führen direkt in die Zukunft, zudem ist Wissen eines der wenigen Dinge, das sich sogar vermehrt, wenn es geteilt wird“, so KWF-Vorstand Sandra Venus. Regionen, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich und wettbewerbsfähig, sondern vor allem zukunftsfähig sind, achten bewusst auf das Zusammenspiel zwischen Unternehmen, Forschung, Bildung und öffentliche Verwaltung. Durch den Transfer zwischen den Institutionen lassen sich auch zusätzliche Finanzmittel über Bund und EU generieren, wodurch eine starke Hebelwirkung erzeugt wird. So stärken Beteiligungen am Silicon Alps Cluster (seit 2017) und dem Green Tech Valley Cluster (seit 2023) die Innovationsachse und den Wirtschaftsraum entlang der neuen Koralmbahn. Über die beiden Cluster werden beispielsweise Unternehmen auf dem Weg zur grünen und digitalen Technologiespitze (EU Green Deal) unterstützt.

Kompetenz­aufbau der Wissenschaft

Über Vernetzungsmaßnahmen wird der Kompetenzaufbau der Wissenschaft mit der Wirtschaft gekoppelt. Damit werden Potenziale für intelligente Spezialisierungsfelder (Smart Specialisation) der Zukunft erschlossen. So wurden 2023 z. B. in einem ersten Call in Kärnten acht Projekte von Forschungseinrichtungen mit einem Volumen von knapp 18 Mio. Euro – und Chancen auf eine EU-Kofinanzierung – eingereicht. Für die EU EFRE-Maßnahme „Stärkung der Forschungs- und Transferkompetenzen“ schlossen sich die drei Bundesländer Vorarlberg, Salzburg und Kärnten zusammen mit dem Hintergrund, auch bundeslandübergreifende Zentren zu initiieren. Vorbild ist die nationale COMET-Ausschreibung (Competence Centers for Excellent Technologies) der FFG. Das Puzzle komplettieren die engagierten KWF-Mitarbeiter:innen, die einerseits maßgeschneiderte Produkte zur Unterstützung der ersten zaghaften Schritte im Bereich F&E (Bsp. „Start.F&E“: https://kwf.at/foerderungen/startfunde/) entwickeln, und andererseits F&E-Profis bei komplexen Programmen wie „HORIZON“ (https://www.ffg.at/Europa/Horizon-Europe) kompetent beraten und begleiten.

INTERREG: Territoriale Zusammenarbeit

Das Jahr 2023 war ein Jahr von überlappenden EU-Förderungsperioden. Die auslaufende Förderungsperiode stand noch unter dem Vorzeichen, die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie abzufedern und zugleich eine grüne, digitale und stabile Erholung einzuleiten. Geprägt vom EU Green Deal, wird das neue österreichweit erarbeitete Rahmenprogramm durch die Mittel aus dem Just Transition Fund (JTF) ergänzt, um regional die Transformation der Wirtschaft voranzutreiben. Dabei hat der KWF erfolgreich an der optimalen Ausnutzung der EU-Förderungsmittel gearbeitet: Insgesamt wurden für Kärnten in der EU-Förderungsperiode 2014–2020 rund 55,7 Mio. Euro an EFRE-IWB-Mitteln und – um die Folgen der COVID-19-Pandemie abzufedern – zusätzlich 15,5 Mio. Euro an EFRE REACT-Mitteln für Projekte in insgesamt fünf im operationellen Programm festgelegten Prioritätsachsen genehmigt. In der aktuellen EU-Förderungsperiode 2021-2027 stehen Kärnten im Zuge des Programms „IBW | EFRE & JTF“ insgesamt rund 69,7 Mio. Euro zur Verfügung, wobei 2023 bereits acht Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 8,7 Mio. Euro und einer Mittelbindung von 3,9 Mio. Euro seitens des KWF genehmigt wurden. Als regionale Koordinationsstelle beider INTERREG A-Programme „Italien – Österreich“ und „Slowenien – Österreich“ unterstützt der KWF Kärntner Projektträger sowohl finanziell als auch inhaltlich-administrativ bei der Entwicklung und Umsetzung grenzüberschreitender Initiativen in Zukunftsfeldern. 2023 wurden alle Projekte der Förderungsperiode 2014–2020 abgeschlossen, in der 9,6 Mio. Euro EFRE-Mittel und rund 1,3 Mio. Euro KWF-Mittel vergeben wurden und zu einer sehr guten Mittelausschöpfung führten. Die ersten Aufrufe bzw. Projektgenehmigungen der neuen Förderungsperiode 2021–2027 – Kärnten stehen insgesamt 19,8 Mio. Euro an EFRE- und 10,0 Mio. Euro an KWF-Mitteln zur Verfügung – haben das Jahr 2023 getaktet.

Ausblick 2024

„Ich habe den KWF über 20 Jahre begleitet und durfte Teil der Entwicklung sein“, so KWF-Vorstand Sandra Venus im Hinblick auf die Beendigung ihrer langjährigen Tätigkeit im KWF mit Ende April 2024. Die Arbeit des KWF ist eingebettet in die europäische Förderungspolitik. Mit dem Green Deal der EU wurde der Weg zu einer grüneren, ressourceneffizienten und modernen EU-Regionalpolitik eingeschlagen. Der KWF hat somit das Ziel, mit seinen Maßnahmen diese grüne und digitale Transformation voranzutreiben. Das Leistungsportfolio wird auch zukünftig laufend in diese Richtung ausgebaut, um vorausschauend den Bedürfnissen der Kärntner Wirtschaft zu begegnen. „Die Begeisterung für den Wirtschaftsstandort Kärnten hat mich immer motiviert, zukunftweisend mit dem KWF-Team zu gestalten und das Innovationsökosystem voranzutreiben“, so Venus weiter. Venus ist überzeugt, dass der KWF die Herausforderungen der kommenden Jahre mit der Kompetenz und Motivation seiner Mitarbeiter:innen und dem neuen Vorstand, Roland Waldner, gut meistern wird.

Schlagwörter