Winfried Haider (links) und Günther Goach – Foto: AK/Hannes Krainz
Wirtschaft
26.05.2021

AK: Vollversammlung zur Post-Corona-Zeit

Anlässlich der morgigen Vollversammlung der Arbeiterkammer (AK) Kärnten präsentierte Präsident Günther Goach die wesentlichsten Inhalte und Forderungen. Auch Rechnungsabschluss wird dem Parlament vorgelegt.

An Bundes- und Landesregierung adressiert sind Resolutionen und Anträge, die morgen in der Vollversammlung der AK Kärnten Thema sind. AK-Präsident gab heute einen Ausblick auf die Sitzung, die sich schwerpunktmäßig mit der Post-Corona-Zeit beschäftigen wird.

Arbeitslosengeld zumindest temporär erhöhen

Sorge macht der Arbeiterkammer die Situation am Kärntner Arbeitsmarkt, obwohl dieser sich durch die Öffnungen in Tourismus und Gastronomie weiter erholt. Würden Arbeitssuchende (ca. 18.300) und offene Stellen (ca. 5.300) genau zusammenpassen, gäbe es immer noch 13.000 Jobs zu wenig. Viele Kärntner sind unverschuldet arbeitslos geworden und müssen mit 55 Prozent ihres früheren Einkommens auskommen. Der Wirtschaftsbund schlug nun vor, das Arbeitslosengeld sogar auf 40 Prozent zu senken, zeigt sich Goach empört. Weiterhin fordert er eine Erhöhung auf 70 Prozent – zumindest temporär. "Es geht um jene, die unverschuldet arbeitslos sind", so Goach.

Fokus auf ältere Arbeitslose

Die Sorgenfalten werden noch tiefer, wenn man sich die Zahlen der Langzeitarbeitslosen ansieht (über ein Jahr ohne Job). Davon ist ein Großteil älter, ortet Goach eine "Verfestigung der Altersarbeitslosigkeit". Mit 30. April 2019 zählten 3.383 Kärntner zur Kategorie Langzeitarbeitslose, 2020 waren es zum selben Stichtag schon 3.897 – und heuer 5.948. "Für diese Gruppe (Langzeitarbeitslose über 50 Jahre) müssen gemeinnützige und kommunale Arbeitsplätze geschaffen werden. Für die Wiedereingliederung von älteren Arbeitslosen muss es finanzielle Unterstützung geben. Die ,Aktion 20.000' war ein probates Mittel", so Goach. Die aktuelle "Aktion Sprungbrett" sieht er kritisch und ortet "Verdrängungswettbewerb bzw. Mitnahmeeffekte". Den größten Erfolg würden Stiftungen mit hohen Vermittlungsquoten von über 80 Prozent bringen.

Abschlagsfreiheit verlängern

Als ungerecht bezeichnet Goach die Abschaffung der Hacklerregelung: "Die Abschlagsfreiheit – nach 45 Jahren in Pension gehen zu können –, die nun mit 31. Dezember 2021 ausläuft, muss verlängert werden!"

Zum Thema Kurzarbeit wird gefordert, dass diese nur mit deutlicher Begründung der wirtschaftlichen Notwendigkeit verlängert werden soll.

Bildungsoffensive

Goach tritt weiters für eine Bildungsoffensive ein. Vor allem für Langzeitarbeitslose müsse in Qualifizierung investiert werden. Dies sei aber auch zentral in Bezug auf den Facharbeiter-Mangel. Die Forderung: Aufstockung der Lehrlingsplätze im öffentlichen Bereich (Gemeinden, Land, Bund) und Schaffung von mehr überbetrieblichen Ausbildungsplätzen. Goach: "Kärntens Wirtschaftskraft kommt aus der Industrie. Diese braucht dringend Fachkräfte aus überbetrieblichen Fachwerkstätten!"

"Cyber Factory"

In diesem Zusammenhang kündigte er ein neues Projekt an: "Das bfi von AK und ÖGB hat gerade ein Leuchtturmprojekt in der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung – namens ,cyber factory' – in Planung. Es werden zwei Millionen Euro in eine ,Pilotfabrik' für Digitalisierung investiert. Der Spatenstich dieser Lehrwerkstätte in St. Stefan im Lavanttal erfolgt in Kürze."

Ausbildung in Pflege und Sozialem

Aus- und Fortbildung sind für ihn vor allem im Sozial- und Pflegebereich zentral. Goach fordert: "Erstens sollte die Ausbildung kostenlos sein, damit Gesundheits- und Pflegeschüler ihre Alltagskosten decken können und zweitens muss das Gesundheits- und Pflegepersonal – wenn man allein an ihre Leistungen in Covid-Zeiten denkt – besser bezahlt werden. Auch bessere Arbeitsbedingungen müssen geschaffen werden! Die zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen ist dabei nicht gerade förderlich."

Rechnungsabschluss wird vorgelegt

In seiner letzten Vollversammlung vor dem Ruhestand legt AK-Direktor Winfried Haider der Vollversammlung trotz einem schwierigen Jahr einen ausgeglichenen Rechnungsabschluss vor. Einnahmen wie Aufwendungen betragen 28,6 Millionen Euro. Dabei fließen rund 93 Prozent der Erträge aus der gesetzlichen Kammerumlage (26,7 Millionen Euro) – das sind 874.000 Euro oder 3,2 Prozent weniger als im Budget 2020 vorgesehen. Durch Umbuchungen und die Auflösung einer Rücklage konnte der Rechnungsabschluss ausgeglichen erstellt werden.

Die Aufwendungen – 20,2 Millionen Euro – flossen vorwiegend für den Dienstleistungs- und Unterstützungsbereich. Sie gliedern sich wie folgt auf:

  • 35,6 Prozent Rechts- und Sozialbereich
  • 30,4 Prozent Bildung, Jugend, Kultur
  • 22,3 Prozent Wirtschaft, Umwelt- und Konsumentenschutz
  • 11,7 Prozent Öffentlichkeitsarbeit

Unabhängige Wirtschaftsprüfer haben die Korrektheit und ordnungsgemäße Buchführung des Rechnungsabschlusses bereits bestätigt.

Winfried Haider (links) und Günther Goach – Foto: AK/Hannes Krainz
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