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Bildung
03.05.2022

BAU packt an: Motivierte Arbeitskräfte für die Kärntner Bauwirtschaft

In der Baubranche wird angepackt; auch wenn man sich mit diversen Herausforderungen und Krisen konfrontiert sieht. Mit der Aus- und Weiterbildungsinitiative „BAU packt an“ geht man gemeinschaftlich eigene Wege und will diese weiter ausbauen.

Die Entstehung dieses Pilotprojekts „BAU packt an“ fußt auf einer engen Zusammenarbeit der Landesinnung Bau, dem Arbeitsmarktservice Kärnten, der Gewerkschaft Bau-Holz, dem Land Kärnten und zahlreichen Kärntner Bauunternehmen. Nun soll ein Schritt nach vorne gemacht werden und der neue Lehrberuf „Bautechnische Assistenz“ mit Herbst in das Projekt aufgenommen werden.

„Nicht nur auf den Baustellen selbst, auch in den Büros gibt es einen Fachkräftemangel, dem man so entgegenwirken will“, erklärte WK-Landesinnungsmeister Robert Rauter bei dem heutigen Pressegespräch. Ebenso erhoffen die Initiatoren sich durch dieses Angebot mehr Frauen anzusprechen und für die Baubranche begeistern zu können. Im laufenden Projekt zur Weiterbildung im Hochbau ist mittlerweile Routine eingekehrt. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bereits erprobt in ihren Jobs in den zahlreichen Kärntner Partnerbetrieben und packen vor Ort kräftig mit an“, weiß Rauter. Die erste Welle an Lehrabschlussprüfungen der Absolventinnen und Absolventen wird im Herbst dieses Jahres stattfinden, neue Info-Tage und Modul-Einstiege werden laufend geboten.

In Module unterteilt

Die Motivation hinter dem Neudenken der Erwachsenenbildung für die Baubranche war das Angleichen dieser an die Realität in den Unternehmen wie auch am Arbeitsmarkt. „Die modulare Form ermöglicht es flexibler und inklusiver agieren zu können. Dieses Modell hat sich im letzten Jahr in der Praxis bewährt“, unterstrich der Landesinnungsmeister.

In Modul 1 wird die Möglichkeit geboten, sich genauer über die Baubranche zu informieren, sich in dieser zu orientieren, Interessen aufzuzeigen oder zu wecken. Modul 2 dauert insgesamt vier Wochen und widmet sich der Wissensvermittlung – theoretisch wie praktisch – in der BAUAkademie. Danach wird in der Praxis mitangepackt, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt am Ort des Geschehens – im Betrieb und auf der Baustelle – Erfahrung sammeln, bis die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einer Praxisphase in den Partnerunternehmen das Modul 3 absolvieren, das die Möglichkeit einer Aufschulung in eine höhere Kollektivvertragsgruppe bieten soll. Nach weiteren zehn bis zwölf Monaten Berufspraxis besteht in Modul 4 die Perspektive auf eine außerordentliche Zulassung zur Lehrabschlussprüfung und den Gesellenbrief in der Bauwirtschaft. Während dieser mehrjährigen Neuorientierung erhalten die Teilnehmer eine kollektivvertragsgerechte Entlohnung sowie eine finanzielle Unterstützung durch das Land Kärnten. Für die eingebundenen Betriebe gibt’s einen Ausbildungsbonus. Der erste Durchgang des abschließenden Moduls findet im Herbst 2022 statt.

Vereinte Kraft

Überzeugt von dem Kooperationsmodell ist Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig: „Fachkräfte sind das A und O für unseren Standort und für die Kärntner Wirtschaft. Zur Fachkraft wird man aber nur mit entsprechender Bildung und mit Training. Genau hier greift ‚Bau packt an‘ und ermöglicht als innovatives, praxisorientiertes Zukunftsmodell, das sich für Quereinsteigerinnen und –einsteiger genauso eignet, wie für Hilfskräfte, die schon lange in der Baubranche tätig sind, die Erlangung der notwendigen formalen Qualifikation.“ Die Weiterbildung von der Hilfskraft zur Fachkraft sei ein probates Mittel zur Absicherung der eigenen Zukunft. Alternative Bildungswege, wie „BAU packt an“ sie beschreitet, helfen bei zielgerichteter Qualifizierung, ohne den Arbeitskräften in Training zusätzliche Hürden aufzuerlegen. Besonders gelte es die Teilnehmenden finanziell in den Weiterbildungsphasen zu unterstützen. „Deshalb zahlt das Land Kärnten über die Arbeitnehmerförderung zusätzlich 450 Euro pro Monat an jene Personen in Modul drei, die in Bildungskarenz sind und die notwendige Anwesenheit erfüllen“, erklärte Schaunig.

Landesinnungsmeister Robert Rauter blickt optimistisch in die Zukunft: „Es geht uns darum, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter höher zu qualifizieren und dafür kämpfen wir gemeinsam. Wissen ist bekanntermaßen Macht und der soziale Aspekt einer abgeschlossenen Ausbildung ist nicht zu unterschätzen. Ich freue mich, dass unser Projekt ‚BAU packt an‘ sich schon einen Namen in der Branche hat machen können und dass großer Zuspruch in den Unternehmen herrscht. Laufend kommen neue Partnerfirmen dazu und es mussten aufgrund der hohen Nachfrage schon weitere Kontingente für Modul 3 und 4 geschaffen werden. Die Baubranche ist bekannt dafür, anpacken zu können. Und dieser Anschauung wollen wir gerecht werden, denn mit vereinter Kraft können wir die Herausforderungen der letzten Zeit zum Guten wenden – für die Menschen und die Bauwirtschaft.“

Wichtige Qualifizierungsmaßnahme

Auch Peter Wedenig, Geschäftsführer des AMS Kärnten, sieht viele Vorteile in der gemeinsamen Initiative: „Wir sind sehr froh, dass dieses Programm bereits vergangenes Jahr, mitten in der Corona-Zeit umgesetzt werden konnte. ‚Bau packt an‘ orientiert sich an den Bedürfnissen der Unternehmen und reiht sich ein in ein Paket an Maßnahmen, die das AMS gemeinsam mit Land Kärnten und Sozialpartnern für mehrere Branchen setzt, um das Potenzial möglicher Arbeitskräfte zu heben.“ Neben „Basics“ werden unter anderem auch neue Techniken und Digitalisierungskompetenzen vermittelt. „Das soll auch junge Menschen ansprechen, ebenso wie Quereinsteigerinnen und -einsteiger, die auf diese Weise im Baubereich eine Chance bekommen. 70 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben maximal Pflichtschulabschluss. Bau packt an führt im 4. Modul bis hin zum Lehrabschluss“, führte Wedenig aus.

Große Chance

Für Alois Peer, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Bau-Holz Kärnten, steht die berufliche Höherqualifizierung im Mittelpunkt: „Für uns hat das Schaffen und Sichern von Beschäftigung oberste Priorität. Nur wenn rechtzeitig in Aus- und Weiterbildung investiert wird, werden ausreichend Fachkräfte vorhanden sein. Durch die Lehrausbildung und laufende Weiterbildung auch für ältere Arbeitnehmerinnen und -nehmer erhöht sich die berufliche Qualifikation und das steigert die Chance, zukünftig am Arbeitsmarkt ein gutes Einkommen zu erhalten.“

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