CEBC 2023: Ohne Biomasse keine Energiewende
Mit 170 Vorträgen, vier Exkursionen, der Erstaustragung des Europäischen Pellets-Forums und dem Waldtag der Wintertagung des Ökosozialen Forums, wurde den Gästen drei Tage lang ein sehr umfang- und abwechslungsreiches Programm geboten. Mit etwa 1600 Tagesteilnehmern gibt es bei der CEBC einen neuen Besucherrekord.
Raus aus der Energieabhängigkeit
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betonte die Bedeutung der Biomasse für die Energiewende. Gerade das vergangene Jahr habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir auf allen Ebenen unsere Unabhängigkeit stärken. „Eine unabhängige Energieversorgung heißt immer Energiewende. Nur wenn wir die Energie, die wir brauchen, auch selbst produzieren, kann uns niemand mit Energielieferungen erpressen. Das geht etwa, indem wir die heimische Biomasse nutzen, damit unsere Häuser heizen oder klimafreundliches Biogas erzeugen“, so Klimaschutzministerin Gewessler. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung auf der Regierungsklausur auch die Umsetzung des neuen Erneuerbare-Gase-Gesetzes angekündigt. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass die heimische Grüngasproduktion bis 2030 auf 10,5 Terawattstunden pro Jahr ausgebaut wird. „Jede Terawattstunde Grüngas bedeutet eine Terawattstunde weniger Abhängigkeit. Grünes Gas wird unser Brennstoff für eine klimaneutrale Industrie“, betont die Ministerin. Auch von der Sanierungsoffensive „Raus aus Öl und Gas“ konnte die Ministerin ein positives Ergebnis berichten. Das vergangene Jahr hat einen neuen Rekord bei den Anträgen gebracht.
Biomasse als Eckpfeiler im Ausstieg aus fossilen Energieträgern
Bioenergie ist weltweit der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieträger und ein wichtiger Eckpfeiler für den Ausstieg aus fossilen Heizungen, der Defossilisierung der Nah- und Fernwärme sowie der bedarfsgerechten Stromproduktion. „Ohne Bioenergie kann die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wärme und Strom bei einem Ausstieg aus Erdgas und Erdöl nicht aufrechterhalten werden. Bei Implementierung effizienter Technologien wie die kombinierte Wärme- und Stromproduktion, hocheffiziente Biomasseheizungen, Gebäudedämmung und im Zusammenspiel mit anderen Erneuerbaren ist die Defossilisierung des Wärme-, Strom- und Fernwärmesektors praxistauglich darstellbar. Es bleibt auch ausreichend Raum für neue innovative Anwendungen im Grüngas-, Wasserstoff-, Treibstoff- und Industriebereich“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. Das Ausbaupotenzial der Bioenergie ist in Österreich groß. Aktuell werden etwa 48 Mio. Tonnen Biomasse in Österreich umgesetzt. 13 Mio. Tonnen davon werden auch energetisch verwertet. Dieser Anteil könnte durch effizienten Biomasseeinsatz, Reststoffnutzung in der Landwirtschaft und Industrie sowie durch nachhaltige Intensivierungen – wie etwa die aktive Klimawandelanpassung des Waldes – auf bis zu 24 Mio. Tonnen erhöht werden.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist Klimaschutz
Der Ukraine-Krieg verdeutlicht, wie wichtig es ist, von fossilen Energieimporten unabhängiger zu werden. „Unsere aktive Waldbewirtschaftung und Bioökonomie sind der Weg dorthin! Ein bewirtschafteter Wald bindet mehr CO2 als ein unbewirtschafteter Wald. Zudem ist nachhaltige Holzverwendung aktiver Klimaschutz! Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher und wirken wie ein zweiter Wald. Damit das so bleibt, muss sichergestellt werden, dass die aktive Waldbewirtschaftung weiterhin die Basis für Bioökonomie sein kann und der nachwachsende Rohstoff Holz auch genutzt werden kann“, so Günter Liebel, Generalsekretär des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. „Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, sind jedoch praxisfremd. Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert. Aber die Nutzung von nachwachsender Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen. Gerade in Zeiten der Energiekrise muss es unser aller Ziel sein, den nachwachsenden und regional verfügbaren Rohstoff Holz bestmöglich und effizient zu nützen.“
Österreichischer Waldfonds macht Wälder klimafit
Ein Herzstück der Österreichischen Waldfonds ist die Österreichische Holzinitiative mit einem aktuell laufenden Fördercall zur Umsetzung eines Reallabors, zur Erzeugung und Anwendung von Grünen Gasen und Biotreibstoffen aus nachhaltiger Biomasse sowie biogenen Reststoffen. Damit soll die Erzeugung nachhaltiger Energieträger auf biogener Basis erforscht und optimiert werden. Es werden dafür 28 Mio. Euro aus dem Waldfonds zur Verfügung gestellt. Damit wird ein weiterer Schritt gesetzt, um unabhängiger von fossilem Gas und Erdöl zu werden und die Umsetzung der Bioökonomie weiter voranzubringen. Nähere Informationen zum Thema sind unter www.waldfonds.at ersichtlich.
Umfangreiches Rahmenprogramm
„Die Beiträge innovativer Industrieunternehmen und ambitionierter Forscher bilden auch dieses Mal wieder das hervorragende technisch-wissenschaftliche Programm der CEBC 2023. Die Workshops, Vorträge und Poster spannen den Bogen von nachhaltig bereitgestellten biogenen Energieträgern, über die einschlägigen Umwandlungstechnologien, bis zu deren Integration in die nachhaltige und zirkuläre Bioökonomie. Der Forschungsstrategie von BEST folgend, setzen wir auch im Programm mit dem Thema Digitalisierung einen neuen Schwerpunkt. Zum einen holen wir die digitalen Methoden vor den Vorhang, die in der Entwicklung und der Optimierung von Bioenergie- und Bioraffinerietechnologien eingesetzt werden. Zum anderen zeigen wir auch auf, welche Möglichkeiten sich durch die Nutzung von digitalen Planungs- und Betriebsführungskonzepten für den effizienten und flexiblen Einsatz von Bioenergielösungen in einem immer herausfordernden Energiesystem ergeben“, schildert Walter Haslinger, CEO BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH, Adj. Prof Luleå University of Technology.
Fotos: CEBC/ Österr. Biomasse-Verband