Credit: Franz Gerdl /Tourismusregion Katschberg-Rennweg
Umwelt
23.11.2020

Der Klimaberg Katschberg

So wird aus einer gemeinsamen Idee ein regionsübergreifendes – nicht nur touristisches – Projekt.

Wenn sich zwei zusammentun, dann freut sich der Dritte. In diesem besonderen Fall nicht nur ein Dritter, sondern ein ganzes Schigebiet und anhängende Regionen. Die Geschichte des Projekts „Der Klimaberg Katschberg“ beginnt im Februar dieses Jahres. Was mit einem Gespräch und einer gemeinsamen Idee begann, stellt sich heute als ein modernes Kärntner Green-Up dar und schreibt schon jetzt ein Stück touristische Kärntner und Salzburger Geschichte mit.

Das Beste aus zwei Welten: wenn sich ein erfolgreicher Hotelier mit einem Biomasse-Experten zusammentun

Die Katschberger leben vom Tourismus und einer intakten Natur. Gleichzeitig wollen sie auch Verantwortung für Mensch und Umwelt tragen. Als eine der ersten Tourismusregionen der Welt stellen sie sich nun daher der Herausforderung, bis 2030 Klimaneutralität, ja sogar eine Klimanegativität zu erlangen.

Diese bedeutende Vision entwickelten Hotelier Wolfgang Hinteregger und Anton Aschbacher gemeinsam mit anderen namhaften Unternehmern am Katschberg. Anton Aschbacher gilt am Katschberg als Ökopionier. Und als Visionär hinsichtlich des Umgangs mit und der Verwertung von Biomasse und steht betrieblich, als auch persönlich für nachhaltiges Wirtschaften und ressourcenschonenden Umgang mit Rohstoffen ein. Seit 2002 erzeugt er Wärmeenergie für die Hotellerie am Katschberg. Nächstes Jahr versorgt er den Katschberg auch mit Ökostrom. Auch Wolfgang Hinteregger, seines Zeichens richtungsweisender Hotelier, Gastronom und Weitblicker erkannte die Zeichen der Zeit und baute in diesem Frühjahr im Namen der Nachhaltigkeit um und aus: aus dem Katschberghof wurde Das Katschberg. Er setzte beim Bau auf regionale Baustoffe, lokale Dienstleister und Lieferanten und sein Neubau wurde aus 80% Holz gefertigt. Insgesamt sind dabei 26 Suiten, sowie Penthousewohnungen entstanden. Auf Minibars in den Hotelzimmern wurde völlig verzichtet, sie verursachen eine schlechte Ökobilanz. Hinteregger setzt dafür auf exklusives Catering-Service in die Suiten.

Die Besonderheit bei diesem Neubau stellt aber die Flachdachbegrünung dar. Diese überzeugt nicht nur durch einen ästhetischen Aspekt, sondern schafft eine direkte und wertvolle Verbindung zwischen Natur und Architektur. Was auf den ersten Blick wie eine simple Dachbegrünung aussieht, entspricht aber bereits einem sehr innovativen Ansatz hinsichtlich Klimaschutz. Hier wurden bereits Tonnen von Klimaerde eingebaut.

Klima Erde – der Schlüssel zum Erfolg

Das Prinzip hinter der Klimaerde ist einfach und effizient: Klima Erde ist ein biogener Kohlenstoff, welcher mit Mikroorganismen aufgeladen wurde. Biomasse, wie zum Beispiel Grünschnitt oder Abfälle aus der Holz werden dabei durch Pyrolyse soweit reduziert, dass CO2, welches beim Verrottungsprozess üblicherweise frei wird, gebunden wird und für 1.000 gespeichert bleibt. Klima Erde fungiert als großartiger Wasserspeicher und hält durch seine feinen Poren Nährstoffe im Boden fest wie ein Schwamm. Da der Kohlenstoff im Boden nur extrem langsam verwittert, werden die Nährstoffe dauerhaft und sehr langsam abgegeben. Somit erhalten die Pflanzen im Hochbeet, Garten oder in der Landwirtschaft eine permanent konstante Versorgung an Wasser und Nährstoffen. Die effiziente CO2-Speicherung der Klima Erde führt in der Folge zu freien CO2-Zertifikaten, welche durch deren Verkauf wiederum Investitionen in den Klima-, Natur- und Umweltschutz in der Region Katschberg möglich machen und zukünftig als sichere Wertanlage dienen werden. Derzeit produziert Aschbacher den Kohlenstoff noch in einem Werk in Deutschland in Schwerin. Ein Genehmigungsverfahren für den Bau eines Werkes im Kärntner Ort Fürnitz ist im Laufen. Hier sollen zukünftig 20 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

1 Berg – 2 Regionen – 3 Ziele

Damit stellt Der Klimaberg Katschberg nicht nur einen einzigarten innovativen und wirkungsvollen Kreislauf im Klimaschutz her, sondern es haben sich bereits viele UnternehmerInnen gefunden, die diese Idee rund um den Klimaberg unterstützen und das gemeinsame Ziel der Klimaneutralität bereits jetzt mittragen. Sie widmen sich bereits stark den Themen des Nachhaltigen Tourismus am Katschberg und in den Regionen. Bewusstseinsbildung und konkrete Umsetzungen im Klima- und Umweltschutz, Regionalität und Nachhaltigkeit, Kultur und Tradition. Für Nina Strafner von der Gamskogelhütte besteht Unternehmertum immer aus Geben und Nehmen. Ein bewusstes Umgehen mit den Ressourcen und achtsames Handeln hinsichtlich der Umwelt ist für sie Selbstverständlichkeit. Otto Grossegger von der Frühstückspension Bergnest hat sich zum Beispiel auf die ­Plastikvermeidung spezialisiert. Sabine Lerchner von der Branntweineralm verbindet Sennerei und altes Heilwissen aus  der Traditionell Europäischen Heilkunde. ­Susanne und Andreas Kößlbacher von der Kößlbacher Alm warten täglich frisch gebackenes Brot auf und kredenzen lokale Köstlichkeiten aus ihrem Bauerngartl. Ein Hochbeet mit Kräutern und Gewürze rund um das Brot rundet das kulinarische Thema ab. Andi Neuschitzer vom Pferdezentrum setzt Aschbachers Kohlenstoff erfolgreich in der Versorgung seiner Pferde ein.

(Wieder-)Herstellen von dynamischen Kreisläufen

Die Klima Erde als CO2-Speicher und als bedeutendster Ausgangspunkt für ökologische und ökonomische Kreisläufe wurde bereits in vielen Teilprojekten umgesetzt.  47 mit Klimaerde ausgestattete Hochbeete, davon 7 auf spezielle Heilkräuter und Alpenblumen thematisierte, wurden am Katschberg fix installiert. Blumen- und Graswiesen wurden angelegt und bei ­Christoph Hofmayers Stamperl wurde Hopfen in 1670m Seehöhe in Klimaerde angebaut, ­welcher in kurzer Zeit in die bedeutsame Höhe von 5 Metern rankte. 1,2 Millionen Bienen wurden temporär angesiedelt und stellen eine wichtige Verbindung im Kreislauf mit dem Klima Erde-Boden und der Natur dar. Dach- und Fassadenbegrünungen speichern Tag und Nacht, im Sommer- wie auch im Winter, CO2. Umweltzeichen für die Betriebe werden umgesetzt und Regionalität und Saisonalität in der Kulinarik. ­Klimafreundliches Anreisen und diesbezüglich spezielle Anreize für Touristen wurden bereits in das allgemeine Angebotsrepertoire aufgenommen.

Es ist Zeit für Veränderung

Die Katschberger haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen mit voller Tatkraft und Willen für bedachtsamen Fortschritt bereits ihre hochgesteckten Ziele um. Sie blicken auf beachtliche Umsetzungen in den letzten Monaten zurück und voller Vorfreude bereits auf eine enkeltaugliche Umwelt und spannende Zukunft.

„Wir müssen beginnen, im Promille-Bereich zu denken und zu wirken!“

Prof. Türk
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