Innovativ, urban und zukunftsorientiert: Das BKS-Holzquartier in der St. Veiter Straße in Klagenfurt. © BKS Bank/ArchitekturConsult ZT GmbH, Arch. Halm
Wirtschaft
22.07.2021

Die Nachfrage nach Green Bonds steigt enorm

Interview mit Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank.

Die Begriffe Nachhaltigkeit und Grün haben in allen Bereichen Einzug gehalten. Was kann man sich unter Green Banking vorstellen?

Herta Stockbauer: Green Banking ist im Zusammenhang mit dem Green Deal der EU stärker in den Fokus gerückt. Es bezeichnet die Finanzierung von umwelt­relevanten Projekten oder Bauten, die den Kriterien der Nachhaltigkeit entsprechen. Dazu müssen wir uns als Bank ein technisches Know-how aneignen, um die Umweltrelevanz und Nachhaltigkeit beurteilen zu können.

In welchen Bereichen engagiert sich die BKS Bank?

Gerne begleiten wir Initiativen und Projekte auch über einen längeren Zeitraum. Das betrifft den Umweltbereich ebenso wie den sozialen Sektor. Es ist schön zu sehen, wie sich etwas entwickelt und wächst. Bei der Unternehmensfinanzierung sind kaum Grenzen gesetzt. Hier gibt es das breiteste Spektrum und auch die meisten Investitionen. Aber auch private Investitionen, zum Beispiel Häuser mit einer guten Energie­bilanz, gehören dazu.

In welchem Umfang finanziert die BKS solche Projekte?

In Jahr 2020 waren es sechs Prozent der Bilanzsumme, die die BKS Bank mit nachhaltigen Produkten erwirtschaftet hat, im Jahr 2025 soll Green Banking 15 Prozent unserer Bilanzsumme ausmachen. In Wirklichkeit ist es aber viel mehr. Denn wir engagieren uns schon seit vielen Jahren bei nachhaltigen Projekten, haben dies damals aber nicht gesondert ausgewiesen. Dieser Alt­bestand wird auch nicht aufgearbeitet, das wäre rückwirkend zu schwierig und zu umfangreich.

Wie sind grüne Projekte definiert?

Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Wir haben dazu einen hausinternen Katalog hinsichtlich Umwelt und sozialer Parameter erstellt. Dieser wird nun durch die EU-Taxonomie ersetzt. Darin wird in sechs Umweltzielen genau definiert, was als ökologisch nachhaltig betrachtet werden darf, zusätzlich sind soziale Aspekte berücksichtigt. Dieses umfangreiche Werk umfasst bereits für die ersten beiden Umweltziele über 600 Seiten, die Definitionen für die weiteren vier werden noch folgen. Die Umstellung auf diese offizielle Nomenklatur wird also eine echte Herausforderung. Wir müssen uns strikt daran halten und alles offenlegen. Das hat natürlich auch den Sinn, dass Greenwashing vermieden wird.

Wenn ich über keine großen finanziellen Ressourcen verfüge, aber diesen Gedanken dennoch unterstützen möchte, welche Möglichkeiten habe ich?

Jeder kann sich mit monatlich 50 Euro Fondssparen bei einem Nachhaltigkeitsfonds beteiligen. Die 3 Banken-General Investment GmbH, die Kapitalanlagegesellschaft der BKS Bank, Oberbank, BTV und Generali, bietet eine breite Palette an Produkten an und stellt die nachhaltigen Aspekte transparent dar. Wir sind als Bank verpflichtet, Anleger auf die Möglichkeit des Green ­B­­ankings hinzuweisen und ihnen Produkte anzubieten. Aber viele fragen von sich aus danach. So kann jeder an dieser Entwicklung teilhaben. Die größten Investoren ­derzeit sind Versicherungen und Pensions-
kassen.

Die BKS Bank bietet auch das grüne Sparbuch an. Was ist darunter zu verstehen?

Das Geld, das darin angelegt wird, investieren wir ausschließlich in ökologisch nachhaltige Projekte und müssen das auch exakt nachweisen. Alles muss offengelegt werden.

Green Bonds gibt es weltweit, die USA und China zählen zu den größten Emittenten – sowohl bei den Bonds als auch beim CO2. Wie sicher kann ich sein, dass da auch wirklich das drin ist, was versprochen wird?

Ich kann natürlich nicht für China oder die USA sprechen, aber bei uns werden die Green Bonds extrem streng geprüft. Es wird immer eine Second Party Opinion nach den Standards der International Capital Market Association eingeholt. Die EU ist gerade dabei, eigene Standards auszuarbeiten. Der erste Entwurf ist schon da. Solche Leitlinien und Gütesiegel sind ein großer Vorteil, weil sie die Orientierung erleichtern.

Wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial dafür ein und auf Kosten welcher Anlagen wird es gehen?

In Österreich war im Jahr 2020 die Nachfrage nach ökologischen Anlagen acht Mal so hoch wie die nach herkömmlichen Anlageformen. Der Zug in Richtung Ökologisierung ist nicht aufzuhalten und er ist mit einem unglaublichen Tempo unterwegs. Etwa im gleichen Ausmaß geht die Nachfrage nach Finanzierungen für konventionelle Projekte zurück. Daher rechnen wir auch nicht mit einem Engpass bei sogenannten braunen Investitionen.

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank – Foto: Arnold Pöschl
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