Wirtschaft
24.02.2021
Digitalisierung: Fluch oder Segen
Digitalisierung betrifft uns alle – im Beruf, im Alltag. Was verändert sich durch Digitalisierung in unserem Arbeitsumfeld oder in unserem Unternehmen? Wir haben Kärntner Unternehmer und bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik befragt.
Und wir haben ihnen auch folgende Frage gestellt: Ist Digitalisierung Fluch oder Segen?
Günther Albel, Bürgermeister der Stadt Villach
"Eindeutig Segen!
Wichtig sind dabei zwei Faktoren: 1. Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sie muss Nutzen stiften. 2. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Es muss Hilfe für Menschen geben, denen der Umgang mit Computern fremd ist. Gewisse Grundstrukturen wird es immer auch als analoges Angebot geben müssen."
"Digitalisierung muss Nutzen stiften!"
Günther Albel: "Digitalisierung muss den Bürgern den Umgang mit dem Amt und den Mitarbeitern den Arbeitsalltag im Amt erleichtern. Wege und Bearbeitungsfristen werden kürzer, die Akzeptanz der Arbeit höher. Eine Win-Win-Situation. Digitalisierung kann auch ein Beitrag zum Umweltschutz sein. Wir sparen in Villach mittlerweile jährlich durch digitalisierte Prozesse mehr als eine Million Papierkopien ein. Villach war und ist in Österreich ein kommunaler Digitalisierungs-Pionier. Wir haben schon vor Corona viele Prozesse digitalisiert. Corona war bei einzelnen Prozessen ein Beschleuniger. Etwa beim Home-Office und den benötigten Hardware-Anschaffungen. Ich bin sicher , dass auch nach Corona etliche Meetings nur noch digital ablaufen werden."
Roland Böhme, Managing Director ilogs information logistics GmbH
"Natürlich Segen!
Digitalisierung ist unser geschäftliches Lebenselixier."
"Zentrales Element in der DNA des Unternehmens"
Roland Böhme: "Unser Unternehmen beschäftigt sich schon seit der Gründung im Jahr 2000 mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen im Bereich Banken und Versicherungen sowie seit 2010 auch im Bereich der Mobilität im Umfeld der Parkraumbewirtschaftung, Elektro-Ladeinfrastruktur und SmartCity-Projekte. Digitalisierung ist somit ein zentrales Element in der DNA des Unternehmens – sowohl intern als auch als zentrales Element unseres Geschäftsmodells. Bei unseren Hauptkunden – Flughäfen, Shoppingcenter, Kommunen, Parkhaus-Betreiber, Kliniken – ist eine verstärkte Entwicklung und Nachfrage hin zur Implementierung von digitalen Geschäftsmodellen zu verzeichnen. Damit wollen unsere Kunden für die Kundenzufriedenheit und den Komfort (Customer Journey) sorgen. Das klassische Angebot wird z. B. ergänzt durch den Einsatz von Online-Reservierungssystemen oder die komplett bargeldlose Abwicklung von Park-Transaktionen auf Basis von Kennzeichen-Erkennung und digitalen Bezahlprozessen mittels Smartphone-Apps. Durch den Einsatz unserer modernen Software-Produkte, die wir entwickeln, wird auch die kaufmännische Administration, Kundensupport bis hin zur Auswertung und Analyse der Daten digitalisiert und erleichtert. In unserem Unternehmen selbst konnten wir feststellen, dass es zum Teil – natürlich bedingt durch die Corona-Krise – ohne Digitalisierung kaum möglich wäre, gewisse Geschäftsbereiche fortzuführen. Als Beispiel dafür nenne ich den internationalen Vertrieb, den wir trotz Reisebeschränkungen mittels Einsatz der Videokonferenz-Technologie (Teams, Zoom etc.) weiterhin aufrechterhalten konnten. Auch die weitestgehend durchzuführende Umstellung auf Home-Office konnte mit Hilfe des Einsatzes entsprechender Werkzeuge bewerkstelligt werden."
Manfred Freitag, Kelag-Vorstand
"Weder noch.
Digitalisierung ist notwendig, sie gibt uns neue Möglichkeiten, mit denen wir offen und offensiv umgehen sollten."
"Mit neuen Möglichkeiten offen und offensiv umgehen"
Manfred Freitag: "Die Digitalisierung der Arbeitswelt und des Alltags hat schon vor vielen Jahren begonnen, sie verändert unser Umfeld und beschleunigt viele Abläufe. Sie ermöglichte und ermöglicht Weiterentwicklungen unseres Unternehmens. Mit der Corona-Pandemie einher geht, dass Home-Office als Hilfsmittel von unserem Unternehmen und sehr vielen Mitarbeitern innerhalb kürzester Zeit genutzt und auch allgemein akzeptiert wurde. In unserem Unternehmen arbeiten bis zu 800 Beschäftigte im Home-Office, das ist etwa die Hälfte der gesamten Belegschaft."
Franz Grünwald, Geschäftsführer PMS Elektro- und Automationstechnik
"Beides!
Digitalisierung alleine ist aber nicht das Allheilmittel. Es ist wie mit Medikamenten: Einsatz mit der richtigen Dosis und mit Hirn, dann sind sie ein Segen."
"Es werden neue Kompetenzen benötigt"
Franz Grünwald: "Die Digitalisierung verändert unser Arbeitsumfeld und unsere Arbeitsweisen. Sie trägt dazu bei, dass wir unsere Geschäfts- und Produktionsprozesse flexibler und wirtschaftlicher gestalten und neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Sie fördert und fordert uns, d. h. es werden neue Kompetenzen benötigt. Durch die Digitalisierung sind wir vom Handwerksbetrieb zum modernen Industrie-Fertiger geworden. Wir haben die Möglichkeit, Daten in Echtzeit abzurufen und können mit Kunden, Lieferanten und Entwicklungspartnern unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse gestalten. Die Digitalisierung hat in allen Bereichen – Büro, Fertigung, Supply Chain Management – Einzug gehalten. Das war schon vor Corona so – die Pandemie ist aber sicherlich ein Digitalisierungsturbo, ich denke da zum Beispiel an den Einsatz von Video-Konferenzen."
Ulrike Hochsteiner, Leiterin des Ernst & Young-Standortes Klagenfurt
"Langfristig werden fast alle Unternehmen den Schritt in die Digitalisierung gehen müssen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen der Herausforderung stellen, sich einer umfassenden digitalen Transformation zu unterziehen."
"Digitalisierung verändert die Strategie"
Ulrike Hochsteiner: "In den letzten Jahren haben wir bei EY im Bereich Wirtschaftsprüfung den Fokus auf automatisierte Datenanalysen gelegt. Für die Interaktion mit den Unternehmen haben wir eine digitale Kommunikationsplattform im Einsatz, die die Zusammenarbeit effizienter und einfacher gestaltet. Weiters beraten wir unsere Klienten dabei, ihr Unternehmen ganzheitlich zu transformieren und im digitalen Zeitalter weiterzuentwickeln. Dank unseres globalen Netzwerks können wir die digitale Transformation unserer Klienten umfassend begleiten. Die Digitalisierung verändert die Strategie, aber auch die Art und Weise, wie Unternehmen zukünftig geführt werden. Dabei werden aber auch gesetzliche und steuertechnische Aspekte sowie ein integriertes Risikomanagement immer wichtiger. Wir beobachten, wie das Kundenerlebnis dank datengesteuerter Informationen vielseitiger und individueller wird, wie mit der Blockchain-Technologie Vertrauen aufgebaut werden kann und wie sich Mitarbeiter durch den Einsatz von KI und intelligenter Automatisierung wieder auf kreative, strategische Aufgaben konzentrieren können. Die Corona-Pandemie hat das Tempo der Digitalisierung in unserem Unternehmen weiter beschleunigt. Unsere Mitarbeiter schätzen die Vorzüge der Digitalisierung und Remote-Arbeit ist zur Regel geworden. Insbesondere die junge Generation, die mit Smartphone und Social Media aufgewachsen ist, kennt sich mit den digitalen Werkzeugen sehr gut aus. Allerdings bleibt der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern sehr wichtig, damit sie ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln können. Darüber hinaus ist die soziale Interaktion ein menschliches Bedürfnis."
Dieter Jandl, Geschäftsführer addIT
"Eindeutig ein Segen!
Richtig eingesetzt, bedeutet Digitalisierung einen massiven Wettbewerbsvorteil durch zufriedenere Kunden, Mitarbeiter, neue bisher nicht umsetzbare Services, effizientere Prozesse. Digitalisierung ist mit ihren Hochleistungsrechnern und Künstlicher Intelligenz auch ein Grundpfeiler zum besseren Verstehen unseres Planeten – sei es zum Erforschen von Medikamenten, im Kampf gegen den Klimawandel oder bei der Vorhersage von Naturkatastrophen. Wer Digitalisierung aber nur als notwendiges Übel oder als Kostenfaktor sieht, für den wird sie ein Fluch bleiben."
"Grundpfeiler zum besseren Verstehen unseres Planeten"
Dieter Jandl: "Digitalisierung ist für uns als Technologie-Unternehmen der Kern unseres Geschäfts. Wir sehen aber auch, dass Digitalisierung bei unseren Kunden zum Kernbestandteil ihrer Tätigkeit geworden ist. Ob digitale Services für ihre Endkunden, effizientere Abläufe in der Produktion, im Lager und im Einkauf, die Ausstattung der eigenen Mitarbeiter mit modernen mobilen Arbeitsplätzen oder die Automatisierung von immer wiederkehrenden zeitintensiven Arbeitsabläufen: Ohne Digitalisierung kann heute keine Behörde, kein Unternehmen und keine Institution mehr zur Zufriedenheit ihrer Kunden ihre Service erbringen. Die Umstellung auf fünf Tage Home-Office ist weitgehend zum Alltag geworden. Die Technologie und die Prozesse dafür waren schon vorhanden – was wir ändern mussten, war die Art und Frequenz der Kommunikation mit unseren Mitarbeitern, aber auch mit unseren Kunden. Viele Kunden waren positiv überrascht, wie unkompliziert und rasch die meisten Dinge remote, ohne vor Ort zu sein, gelöst und umgesetzt werden können. Unsere Kunden haben – gezwungenermaßen – ihre Digitalisierungsstrategie neu überdacht: Cloud-Services, digitale Arbeitsplätze und Automatisierung spielen jetzt eine größere Rolle als noch vor einem Jahr."
Harald Kogler, CEO der Hirsch Servo AG
"Fluch!
Da Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit längst verschwommen sind und viele Menschen mit der Geschwindigkeit nicht mehr mitkommen und überfordert sind."
"Kreativen Aufgaben widmen"
Harald Kogler: "Für mich bedeutet Digitalisierung, nicht an Aufgaben festzuhalten, die Maschinen heute viel besser und schneller erledigen können als wir Menschen. Vielmehr gilt es, sich Aufgaben zu widmen, die Kreativität, Erfindergeist und Menschlichkeit erfordern, denn diese Eigenschaften bringen Maschinen nicht mit, sie sind allein uns Menschen vorbehalten. Durch die Automatiiserung verschiedenster Tätigkeiten gelingt es uns, mehr Arbeit in kürzerer Zeit zu bewältigen. Für mich persönlich bedeutet das seit der Corona-Krise auch eine massive Reduktion der Reisezeit."
Hartwin Kostron, Director Marketing & PR, Silicon Alps
"Definitiv Segen!
Jedoch nicht ohne Abstriche. Der Großteil der Teilnehmer in unserem Netzwerk wird mir zustimmen, dass die Wertschätzung für den persönlichen Kontakt erheblich gestiegen ist, denn ein Videocall erreicht selten den Wert eines persönlichen Treffens. Jedoch sind Video-Konferenzen mittlerweile auch zur Normalität für jene geworden, die vor der Pandemie wenig Bereitschaft zum virtuellen Austausch gezeigt haben, und so können wir in Zukunft auch effizienter in der Wahl unserer Meeting-Formate und Kanäle werden. Nicht immer muss man ins Auto, in den Zug oder gar ins Flugzeug steigen, um sich auszutauschen. Die Umwelt wird’s uns danken, die gewonnene Zeit ist sicher auch eine Bereicherung, aber genau hier liegt auch das Potential des Fluchs: Wir müssen aufpassen, dass die ohnehin hohe Schnelllebigkeit nicht weiter zu Lasten unserer Gesundheit und sozialen Kontakte fällt. Die Herausforderung der Zukunft wird einmal mehr das Leben und Arbeiten mit Maß und Ziel sein."
"Möglichkeiten zur Vernetzung haben sich geändert"
Hartwin Kostron: "Insbesondere Technologiecluster müssen natürlicherweise eine Vorreiterrolle in der digitalen Transformation wahrnehmen. Für die Kooperationspartner innerhalb des Netzwerks des Silicon Alps Technologie Cluster ist die Digitalisierung – der Branche geschuldet – natürlich alles andere als Neuland, jedoch sind die Kompetenzen je nach Unternehmensgegenstand entlang der Wertschöpfungskette teils sehr unterschiedlich gestreut. Hier ist das Netzwerk gefordert, sich auszutauschen und genau hierin liegt auch die Hauptaufgabe für uns als Silicon Alps Team: Es gilt, die Kompetenzen zu verschränken, Synergien zu finden und durch das Vernetzen der jeweiligen Unternehmen und Institutionen die Positionierung im internationalen Wettbewerb längerfristig zu sichern und auszubauen. Natürlich hat das vergangene Jahr auch uns als Netzwerk-Organisation gefordert. Unsere Möglichkeiten zur Vernetzung haben sich geändert und in den virtuellen Raum verlagert, was natürlich auch in der sehr persönlichen Beziehung zu unseren Kooperationspartner Abstriche bedeutete. Dennoch versuchen auch wir, in der Krise die Chancen zu sehen und die liegen definitiv in der Beschleunigung für die Entwicklung neuer Technologien – auch im Research-Bereich. Entscheidungen werden schneller gefällt aufgrund des Wegfalls der Reisezeiten und die Wege scheinen generell kürzer. Durch die ,Webinarisierung’ unserer Netzwerk-Veranstaltungen sehen wir auch einen steigenden Anteil an internationalem Publikum. Unser Fokus der letzten Monate liegt klar im Ausbau unserer digitalen Services für unsere Partner."
Maria-Luise Mathiaschitz, Bürgermeisterin der Stadt Klagenfurt
"Nicht für alle ein Segen.
Digitalisierung ist sein Segen für alle Menschen, die sie nutzen können. Personen, die keinen Zugang haben, laufen Gefahr, zurückgelassen zu werden. Wir dürfen – auch wenn die Digitalisierung in Arbeitswelt und Alltag viele Vorteile mit sich bringt – niemals auf diese Menschen vergessen und müssen ihnen analoge Alternativen bieten und so sicherstellen, dass sie nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden."
"Analoge Alternativen bieten"
Maria-Luise Mathiaschitz: "Die Digitalisierung ist in der Verwaltung kaum mehr wegzudenken. Andererseits haben uns die letzten Monate, die von der Corona-Krise dominiert wurden, gezeigt, wie unverzichtbar der persönliche Kontakt zu den Bürgern gerade in Notsituationen ist. Wenn schnelle Hilfe notwendig ist, greift man zum Telefon anstatt ein Antragsformular am Computer auszufüllen. Effektive und bürgernahe Verwaltung ist daher nur möglich, wenn sich digitale und analoge Dienstleistungen optimal ergänzen. Die Krise hat den digitalen Wandel stark beschleunigt. Die Akzeptanz und das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit von digitalen Anwendungen – wie etwa Meeting-Apps – ist deutlich gestiegen. Im Rathaus waren digitale Besprechungen und Meetings vor der Krise eher eine Ausnahme, mittlerweile sind sie die Regel."
Georg Messner, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten
"Zwei Seiten.
Wie vieles im Leben hat auch die Digitalisierung zwei Seiten. In der Arbeitswelt ermöglicht sie große Fortschritte und bringt Zukunftschancen. Die digitale Arbeitswelt ist flexibler, ist standort- sowie zeitunabhängig und reduziert Kosten. Die – sogenannten – sozialen Medien sind beliebter denn ja und für viele Menschen ein wesentlicher Bestandteil der Alltagswelt. Im privaten Umfeld schützt eigenverantwortliches Handeln davor, von den sozialen Medien vereinnahmt zu werden."
"Investieren, um Wachstumschancen zu nutzen"
Georg Messner: "Unsere Kunden wollen einen einfachen und schnellen 7/24-Stunden-Zugang zu Bankdienstleistungen. Gleichzeitig wird ein hohes Maß an Sicherheit und Schutz der Daten erwartet. Genau das verbinden wir mit unserem Online-Banking. Bereits rund 150.000 Kärntner nutzen das Raiffeisen Online Banking ,Mein ELBA’ oder die ,Mein ELBA-App’. Damit ist bereits jeder vierte Kärntner ein Raiffeisen-Online-Kunde. Die Digitalisierung ermöglicht unseren Kunden einen bequemen und sicheren Zugang zu unseren Beratern und Informationen. Gleichzeitig können wir unseren Kunden Produkte und Dienstleistungen anbieten, die genau auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die fortschreitende Digitalisierung erfordert von uns eine laufende Weiterentwicklung unserer Abläufe und Prozesse, daher investieren wir laufend, um die Wachstumschancen zu nutzen. Noch dieses Jahr kommt die Digitale Signatur in die Bankstellen, damit wird ein papierloser Abschluss von Bankprodukten in jeder Raiffeisen-Bankstelle möglich sein. Durch die aktuelle Entwicklung hat das Interesse und die Akzeptanz von digitalen Bankdienstleistungen deutlich zugenommen. Gegenüber dem Vorjahr haben in den Kärntner Raiffeisenbanken die elektronischen Überweisungen über ,Mein ELBA’ um 50 Prozent zugenommen und die Überweisungen über die ,Mein ELBA-App’ sind sogar um 70 Prozent gestiegen. Wir lassen unsere Kunden in der Digitalisierung jedoch nicht alleine, sondern begleiten sie. Der Kern der Raiffeisen-Strategie ist die Kombination von digitalen Services und persönlicher Beratung: die digitale Raiffeisenbank. Daher hat die individuelle Betreuung und Beratung unserer Kunden in der Bankstelle vor Ort weiterhin einen hohen Stellenwert und steht im Fokus jeder Raiffeisenbank. Im Lichte der rasanten technologischen Entwicklung und den geänderten Kundenerwartungen ist es erforderlich, neue Arbeitsweisen zu lernen und die Mitarbeiter digital fit zu machen. Dabei ist es wichtig, Agilität zu leben. Home-Office und die Nutzung von Video-Konferenzen sind aus unserer Sicht eine große Chance, unsere Kunden zumindest teilweise digital zu beraten und mit unseren Partnern, Mitarbeitern schnell und ortsunabhängig zu kommunizieren."
Hannes Primus, Bürgermeister der Stadt Wolfsberg
"Beides.
Im Prinzip kann es für unsere Generation beides sein, es hängt davon ab, wie wir sie nutzen und einsetzen. Kommende Generationen werden diese Frage überhaupt nicht mehr verstehen."
"Digitalisierung gleicht Standortnachteile aus"
Hannes Primus: "Wolfsberg ist flächenmäßig die sechstgrößte Gemeinde Österreichs mit vielen dezentralen Ortschaften. Digitalisierung kann diese Orte näher ans Zentrum bringen und der Bevölkerung den Zugang zu Ämtern erleichtern. Ein Dokument per E-Mail an das Rathaus zu schicken, geht schneller und ist komfortabler als persönlich mit dem Auto oder Bus in die Stadt zu fahren. Um die Digitalisierung für die Gemeinde und die Bürger aber wirklich voll nutzbar zu machen, etwa durch verschiedene elektronische Anwendungen wie Parkleitsysteme etc., investiert Wolfsberg auch in die Basis-Infrastruktur. In Zeiten der immer größer werdenden Datenmengen geht es uns darum, Bürgern und Unternehmen störungsfreie Breitbandverbindungen über unser Glasfasernetz anzubieten. Wir werden heuer mit den nötigen Investitionen den Ausbau weiter vorantreiben. Generell ist die Digitalisierung ein großer Vorteil für regionale Unternehmen, auch für unsere in Wolfsberg, die international tätig sind. Digitalisierung gleicht Standortnachteile aus und sorgt für Chancengleichheit am Weltmarkt. Davon profitiert auch der Wirtschaftsstandort Wolfsberg, wie einige erfolgreiche Betriebe zeigen. Auf der anderen Seite ist die Digitalisierung noch immer ein schlafender Riese, den es zu wecken gilt. Da hat die Corona-Krise sicher auch eine Beschleunigung gebracht. Wir sind ja gezwungen, über Kontaktvermeidung nachzudenken. Daraus ergeben sich automatisch Lösungen, die auf digitaler Kommunikation basieren, z. B. Testanmeldungen übers Internet statt übers Telefon, Video-Konferenzen, Home-Office usw."
Gaby Schaunig, Landeshauptmann-Stellvertreterin
"Segen.
Wenn sie zum Nutzen der Menschen eingesetzt wird, ein Segen. Dass dies so passiert, liegt in unser aller Verantwortung."
"Zum Nutzen der Menschen einsetzen"
Gaby Schaunig: "In meinem Fall betrifft es hauptsächlich die Form der Kommunikation, sprich Video-Konferenzen, Online-Meetings… Das ist aber eigentlich nur eine erweiterte Nutzung von digitalen Medien und keine Digitalisierung im tatsächlichen Sinn. Digitalisierung bedeutet ja einerseits Umwandlung von analogen in digitale Prozesse und andererseits Vernetzung. Meine Aufgabe sehe ich darin, diese Umwandlungs- und Vernetzungsprozesse zu ermöglichen, mit dem Einsatz von Landesmitteln strategische Richtungen vorzugeben und mit der Förderung von Weiterbildung und Qualifizierung die Kärntner bestmöglich darauf vorzubereiten. In meinem Arbeitsumfeld ist es, wie gesagt, in erster Linie eine Frage der Kommunikation und welche Medien dafür verwendet werden. Mit der Umsetzung des elektronischen Akts werden wir in der Verwaltung einen Zukunftsschritt setzen, für das Bearbeiten von Regierungsunterlagen nutzen wir eine eigene, sichere Plattform. Was sicher zugenommen hat, ist die Zahl der Endgeräte, die ich nutze – Handy, Tablet, Laptop, PC, Headset, digitales Flipchart… Aber gleichzeitig immer noch gerne und täglich mein ganz und gar analoges Notizbuch."
Martin Stefan, Factory Integration bei Flex
"Segen.
Digitalisierung unterstützt uns in allen Arbeitsbereichen."
"Wachstumsgarant und Jobmotor"
Martin Stefan: "Digitalisierung ist für uns nicht ,nice to have’, sondern mittlerweile ein kritischer Erfolgsfaktor geworden und wird von uns daher täglich gelebt. Wir stehen in globaler Konkurrenz mit dem Mitbewerb und sind durch unseren Standort in einem Hoch-Lohn-Land sogar stärker als andere gezwungen, mit Hilfe von Technologie unsere Prozesse, Produkte und die Art und Weise, wie wir mit unseren Lieferanten und Kunden zusammenarbeiten, stetig zu verbessern. Dabei ist die Technologie nur ein Werkzeug, um die Verbesserungsideen unserer geschätzten Mitarbeiter umzusetzen, die uns als ,Great Place to Work’ sehen. Rückblickend auf die letzten Jahre hat sich Digitalisierung für uns als Wachstumsgarant und Jobmotor herausgestellt. Wir sind flexibler, schneller, robuster und smarter geworden. Beispiele: Unsere Kunden können bis zu zwei Stunden vor Produktionsstart noch Einfluss auf die Produktionsplanung nehmen. Wir tauschen Daten mit unseren Lieferanten und Kunden vollautomatisch aus und sparen uns dadurch viel Zeit in der Abstimmung. Bei Problemen mit unserer Lieferkette helfen uns Analysesysteme, schnell und rasch die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die Produktion nicht negativ zu beeinflussen. Unsere Mitarbeiter berücksichtigen die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung bei ihren Verbesserungsvorschlägen und setzen sich intensiv mit Daten auseinander."
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank
"Gesamt betrachtet ein Segen.
Aber wo Licht ist, da gibt es immer auch Schatten. Das Tempo ist hoch und überfordert oft Mitarbeiter und Kunden."
"Bankgeschäft in hohem Maße digitalisiert"
Herta Stockbauer: "Die Transformation der gesamten Organisation, eine rasante Weiterentwicklung unseres Produktangebotes, die laufende Optimierung unserer internen Prozesse sowie eine intensive Auseinandersetzung mit neuesten Technologien. Wir befinden uns inmitten einer großen Umbruch-Situation, die die Chance bietet, unsere Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Das ist ein Geschenk, welches wir annehmen und verantwortungsvoll nützen sollten. Im Fokus bleibt bei uns als BKS Bank immer der Mensch. Die Expertise unserer Kundenberater ist aufgrund der zunehmenden Komplexität des internationalen Finanzmarktes gefragter denn je. Mit BKS Bank Connect haben wir eine hochmoderne digitale Bank geschaffen, die gut mit unseren Filialen vernetzt ist, sodass digitale Kunden immer auch auf das Know-how unserer Kundenberater zurückgreifen können. Das gibt es bei reinen Online-Banken nicht. Fast alles hat sich verändert, denn das Bankgeschäft ist in einem hohen Maße digitalisiert. Die letzten Monate haben diesen Prozess noch beschleunigt. Immer mehr Kunden nützen unsere modernen Online-Angebote, wie unsere Kundenportale My Net und Bizznet, die BKS-App und eröffnen ein Natur & Zukunft-Konto oder beantragen einen Wohnkredit ganz bequem von zu Hause aus. Einen Boost haben auch kontaktlose Zahlungsmethoden erhalten, wie Apple-Pay, Garmin-Pay oder Bluecode. Vollständig etabliert haben sich auch Kundenberatungen per Video und Video-Konferenzen, die mittlerweile so alltäglich sind wie Telefongespräche."
Oliver Vitouch, Rektor der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
"Richtig angewandt ein Segen.
Richtig angewandt und konsequent hinterfragt ist sie ein Segen. Aber die Digitalisierung dient dem Menschen, nicht umgekehrt. Und dass viele Dinge heute noch nicht so funktionieren, wie sie eigentlich sollten – Stichwort Video-Konferenzen –, ist bisweilen ein Fluch."
"Digitalisierung dient dem Menschen"
Oliver Vitouch: "Zum derzeit Offensichtlichen: Die Umstellung aller Lehrveranstaltungen auf den digitalen Betrieb ist schon im Frühjahr quasi über Nacht gelungen. Die Distanzlehre, inklusive der Online-Prüfungen, läuft dank des Einsatzes aller Beteiligten ausgesprochen gut. Die Universität Klagenfurt ist aber viel mehr als digitale Lehre. Schon 2019 wurde das Digital Age Research Center D!ARC an der Universität Klagenfurt gegründet. Das D!ARC hegt den Anspruch, in Forschung und Lehre maßgeblich zu den Entwicklungen des Digitalen Zeitalters beizutragen und die bestehenden Fakultäten der Universität Klagenfurt dabei entsprechend zu vernetzen. Ziel des D!ARC ist es, nicht allein die technologischen, sondern auch die ökonomischen, rechtlichen, gesellschaftlichen, verhaltensrelevanten und kulturellen Aspekte der Digitalen Revolution zu beleuchten. Die Universität Klagenfurt hat auch eine Reihe von technischen Studien mit international reputierten Professoren zu bieten. Ganz neu ist das Masterstudium Artificial Intelligence and Cybersecurity, das seit dem Wintersemester 2019/2020 in englischer Sprache angeboten wird. Die gesamte Lehre an der Universität Klagenfurt läuft derzeit im digitalen Betrieb. Zu verdanken ist dies dem Elan aller Beteiligten, die kreative interaktive Konzepte und neue Prüfungsformen entwickelt und technisch umgesetzt haben. Manche Formen der Digitallehre werden Teil der Zukunft werden, keine Frage. Dennoch merken wir, wie wichtig Präsenzlehre ist: Diskussionen, soziale Interaktion, das gemeinsame Arbeiten an Problemen. Vieles davon geht nur in Präsenz auf Dauer gut. Mittelfristig wird es sich wohl auf eine gute Mischung aus beiden Modalitäten einpendeln. In der Forschung beschäftigt sich die Universität seit jeher mit der Digitalisierung, verstärkt seit der Gründung des D!ARC. Wie wichtig diese Forschung in allen Facetten unserer Gesellschaft ist, sehen wir an vielen aktuellen Entwicklungen, von Cybersicherheit über Hate Speech bis hin zum Erkennen von Fake News in Sozialen Medien. Für den Großteil der Universität ist derzeit Home-Office die Regel. Aufgrund der Reisebeschränkungen finden auch wissenschaftliche Kongresse auf absehbare Zeit nur mehr virtuell statt. Das hat positive Aspekte (Stichwort CO2), bringt aber auch Herausforderungen mit sich, wenn internationale Konferenzen die Zeitzonen mehrerer Kontinente umspannen."
Harald Weilguni, Informatik-Lehrer an der HTL Wolfsberg
"Weder noch.
Die Digitalisierung ist weder Fluch noch Segen. Für unsere Absolventen des Zweiges ,Betriebsinformatik’ ist dies natürlich ein Vorteil, da sie sehr viel an Fachwissen mitbringen. Es gibt derzeit am Markt fast keine Firma, die nicht IT- Spezialisten sucht. Viele Firmen (Infineon, Mahle, Magna etc.), mit denen wir gemeinsame Projekte machen, möchten unsere Absolventen schon übernehmen."
"Weder Fluch noch Segen"
Harald Weilguni: "Digitalisierung ist für die HTL Wolfsberg, speziell für den Informatik-Bereich, nichts Neues. Unter diesem Begriff verstehen wir die Verwendung und Programmierung neuer Technologien wie z. B. Eine Microsoft Hololens2 oder eine VR-Brille. Durch den Ausbildungsschwerpunkt ,Betriebsinformatik’ ist die Digitalisierung unser alltägliches Brot. Alexa, fahrerlose Transportsysteme, Industrie-Roboter, Vernetzung der unterschiedlichen Systeme und Online-Zusammenarbeit sind bereits vor der Corona-Zeit Themen an unserer Schule gewesen. Die wesentliche Änderung in der Schule durch Corona war die Nicht-Anwesenheit der Schüler. Die Themen bleiben dieselben (Programmierung, 3D-Design, Multimedia, Robotik). Das Austesten der Programme am realen Roboter und anderen Hardware-Geräten (fahrerloses Transportsystem, intelligente Fördersysteme) war nicht in der Schule möglich. Es wurden mehr Videos von den Schülern erstellt und auf unseren YouTube-Kanal gestellt."
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