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Wirtschaft
18.09.2021

Digitalisierung – macht Sinn, oder?

Gastkommentar von Elmar Lichtenegger, Head of Operations addIT.

Als ich vor zwei Jahren in einem Artikel über das Mindset in Unternehmen schreiben durfte, war Digitalisierung als Buzzwort gegenwärtig. Es beschäftigte viele Entscheidungsträger in Organisationen, Business Owner wurden angehalten Ideen zu entwickeln und bestenfalls auch sinnbringend umzusetzen. Externe Berater wurden ins Haus geholt, um mit innovativen Vorgehensweisen Customer Journeys zu zeichnen und die Grundlage für neue Business Modelle – digitale Businessmodelle – zu schaffen. Ziel war es, sogenannte „Minimal Viable Products“ zu entwickeln, diese schafften ihren weiteren Weg in einen „Proof of Concept“, manche Ideen wurden auch tatsächlich realisiert.

Mit ein paar trendigen Zutaten wie Cloud Computing, Robotics, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz hat sich jeder Business Case locker rechnen lassen. Vorstände waren zufrieden – „Wir sind als Unternehmen ganz in der Digitalisierung angekommen“, Stakeholder beruhigt „Mein Investment in die Zukunft“, die zu wenig eingebundene Organisation mit der operativen Umsetzung meist überfordert und die potentiellen Kunden kamen manchmal tatsächlich auch vor.

Weil aber gerade die „Customer Experience“ betonend in den Mittelpunkt der Innovationen gestellt wird, hab ich mich bei dieser Zielgruppe informiert, wie Digitalisierung wahrgenommen wird. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass Digitalisierung oft am Menschen vorbei entwickelt wird, den Menschen zu Nebenfiguren in einer großen digitalen Wolke verkümmern lässt. „Ein Backofen der mit einer fix verbauten Kamera den sonntäglichen Braten fotografiert und direkt den Instagram-Account beglückt, ist zwar witzig aber völlig sinnlos“, soll nur als ein plakatives Beispiel genannt werden.

Bleiben wir beim Menschen und blicken auf das People-Management in Unter­nehmen. Insbesondere das Recruiting bringt immer größere Herausforderungen mit sich und ist mittlerweile ein echter Kostentreiber geworden – von den Kosten der Personalsuche, Onboarding, Ramp-Up-Phase bis zur ausbleibenden Wertschöpfung bei unbesetzten Stellen. Selbstverständlich bieten digitale Technologien Werkzeuge, um Recruiting 4.0 zu betreiben: Kampagnenmanagement, Media- und Web-Analytics, Landingpages, Bewerber Management Systeme, E-Mail Marketing Systeme, Account-Based Marketing mit Social Media Plattformen um einige zu nennen. Die Frage ist jedoch viel mehr, findet man mit diesen Tools auch die richtigen Personen und hat damit echte Fortschritte gemacht? Die New Work Verantwortlichen gefragt, ist die Antwort klar: Nein. Wir brauchen technologieunterstützte eignungsdiagnostische Methoden, die unser Konzept „hire mindset, train skills“ unterstützen.

Experten und eingesetzte digitalen Technologien müssen daher nahe am Business sein, um zu verstehen, was wirksam sein kann. Der smarte Backofen mag vielleicht fürs Foto mit dem Chef am jährlichen Messestand geeignet sein, nachhaltig entwickeltes Nutzenverständnis für den Kunden ist es offenbar nicht. Stehen wir in Unternehmen vor Entscheidungen wie die digitale Transformation gestalten werden kann, so ist man gut beraten, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen: Die richtigen Fragen an die richtigen Personen zu stellen. Bevor in Plattformökonomie und neue Geschäftsmodelle investiert wird.

Wir sind daher, auch in unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, angehalten, digitale Technologien einzusetzen, um Nutzen zu stiften. Digitalisierung macht daher absolut Sinn, wenn sie einen Zweck erfüllt.

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