Für Herwig Ronacher ist die beste Wohnqualität nur ein Argument für den Holzbau. – Foto: Franz Gerdl
Wirtschaft
27.05.2021

Herwig Ronacher: Bei all unseren Häusern dominiert der Baustoff Holz

Um die 500 Projekte hat Architekt Herwig Ronacher mit Gattin und Architektin Andrea schon verwirklicht. Sein Lieblingsbaustoff ist Holz. Warum? Das hat er uns verraten…

advantage: Holz spielt bei Ihren Projekten eine wesentliche Rolle. Warum?

Herwig Ronacher: Schon mein Vater liebte den Wald und das Holz. Er hat sich im späteren Leben ein kleines Waldstück gekauft, welches ich im Laufe der Jahre erweitern konnte. Während meiner gesamten Jugend habe ich Bildhauerei betrieben und mir damit auch mein Studium mitfinanziert. Der Duft des Zirben- und Lindenholzes begleitet mich. Das erste Haus, welches ich geplant und gebaut habe, war bereits ein Holzhaus. Im Speziellen aber liegt mir die Mischbauweise, also die Kombination von Holz einerseits und massiven Baustoffen andererseits, am Herzen. Die Liebe zu Holz war also von Anfang an da, hinzu kommt das ökologische und baubiologische Argument, die Vorzüge der Wohnqualität. Ein Holzhaus ist wie ein großes Möbelstück, das man zusammenbaut.

Welche Vorteile hat Holz als Baustoff für Sie?

Es gibt viele Argumente, die für Holz sprechen. Es ist volkswirtschaftlich zu bevorzugen, da hierzulande mehr Holz nachwächst als wir verarbeiten können. Holz hat beste statische Eigenschaften im Verhältnis zum Eigengewicht – ein Drittel von Stahlbeton. Holz erlaubt kürzere Bauzeiten, die Austrocknungszeiten sind wesentlich geringer bzw. gar nicht erforderlich. Es ist auch der einzige Baustoff, wo die Konstruktion selbst schon dämmt. Bauphysik, Baubiologie, Statik und die Kosten sprechen für Holz. Es ist im Gegensatz zu Stahl, Stahlbeton und Ziegel ein CO2-neutraler Baustoff und der Energieverbrauch bei Holzrahmen- oder Holzskelett-Bauweise ist halb so hoch wie bei Beton- oder Ziegel-Bauweise.

Herwig Ronacher (am Bild mit Gattin Andrea)

"Auch bei unseren laufenden Projekten dominiert fast immer der Baustoff Holz."

Sie wohnen selbst in einem Holzhaus…

Ja, seit 30 Jahren. Und auch bei unseren laufenden Projekten dominiert fast immer der Baustoff Holz. Wir haben sehr früh damit begonnen, auch öffentliche Gebäude in Holz zu bauen. Doch vielfach wünschen sich Bauherren, dass auch andere Materialien zum Einsatz kommen – das ist für uns kein Problem, wir setzen auf das Prinzip „Holz im Dialog“. Ich bin kein Fundamentalist. Auch in der Tradition wurden nicht alle Teile in Holz gebaut, dies meist aus Brandschutz-Gründen oder wegen des Schutzes vor Feuchtigkeit vom Boden her.

Welche Holzarten verwenden Sie vornehmlich?

Als Bauholz kommt praktisch ausschließlich die Fichte, zum Teil die Lärche, zum Einsatz, weil diese Hölzer am günstigsten sind. Bei fassadenbewitterten Teilen eines Hauses bevorzugen wir die Lärche, da sie witterungsbeständiger ist. Die Eiche spielt mittlerweile wieder eine größere Rolle und die Buche ist derzeit weniger gefragt – aufgrund ihres ungünstigen Schwindverhaltens. Für Böden empfehle ich Hartholz wie Eiche, Ahorn oder Esche.

Wichtig bei einem Holzhaus ist für mich die Dachlandschaft. Diesbezüglich schätzen wir traditionelle Prinzipien und planen ausreichend Vordächer, was aus vielerlei Gründen vernünftig ist. Bei der modernen Bau- und Dachform des reinen Kubus fehlt der Fassaden-Schutz. Ein traditionelles Dach, ein Vordach, schützt nicht nur die Fläche innerhalb des Bauwerks, sondern auch die Fassaden und weite Bereiche vor dem Gebäude. Denn der größte Feind des Holzhauses ist das Wasser.

Für Böden empfiehlt der Architekt Hartholz wie Eiche, Ahorn oder Esche. – Foto: Hannes Pacheiner

Was sind die Trends im Holzbau?

Es ist insgesamt ein deutlicher Vormarsch von Holzbauten zu erkennen. Jahrelang war der Holzbau wegen der Brandschutz-Bestimmungen in Verruf geraten, doch man hat zum Glück die Bestimmungen zugunsten des Holzbaus geändert. Maßgeblich beteiligt am Trend zum Holzbau ist die Hotellerie. Diese Branche erkannte frühzeitig, was die Menschen benötigen, um sich wohlzufühlen. Bei öffentliche Gebäuden und Hotels spielt Holz mittlerweile eine große Rolle. Weitere Trends sind, dass der Massivholzbau mit Brettsperrholzwänden und -decken den Holzskelettbau teilweise ablöst. Und natürlich ist zwischenzeitlich die Höhenentwicklung beachtlich, da international bereits Hochhäuser in Holz gebaut werden. In der Planung geht die Entwicklung weg von der 2D- hin zur 3D-Planung, die mittlerweile auch in unserem Büro bereits einen ca. 50-prozentigen Anteil hat. Meine Entwurf-Skizzen werden jedoch immer noch von Hand gefertigt.

Bei Holzbauten fragen sich viele, wie aufwendig sich die Pflege gestaltet…

Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich akzeptiere, dass Holz mit der Zeit vergraut. Oder ich streiche es alle fünf Jahre mit Lärchenharz-Öl. Aber auch hier spielt der konstruktive Holzschutz eine ganz wichtige Rolle.

Für Herwig Ronacher ist die beste Wohnqualität nur ein Argument für den Holzbau. – Foto: Franz Gerdl

Spielt die Bildhauerei heute noch eine Rolle in Ihrem Leben?

Weniger. Ich habe meiner Frau zuletzt vor ca. zehn Jahren einen Engel geschnitzt (das passt zu ihr), allerdings male ich regelmäßig in meinen Urlauben Aquarelle, meist gemeinsam mit meiner Frau Andrea, mit der ich auch gemeinsam den Beruf des Architekten ausübe.

Welche Ziele haben Sie als Architekt?

Ich werde heuer im Mai 66 Jahre alt, aber die Arbeit macht mir immer noch große Freude. Ich möchte gerne bis 70 als Architekt tätig sein, kann es mir aber danach auch noch vorstellen, wenn es die Gesundheit zulässt. Es freut mich, dass beide Büro-Standorte weitergeführt werden – in Hermagor wird es möglicherweise mein Sohn Erwin sein, in Annenheim mein Partner Thomas Freunschlag.

Besondere Projekte der Architekten Ronacher finden Sie in diesem Beitrag!

Die Architekten Ronacher setzen auf Mischbauweise, also die Kombination von Holz einerseits und massiven Baustoffen andererseits. – Foto: Thyssenkrupp Materials Austria GmbH
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