Stefanie Rud und Josef Ortner. Fotocredit: Kohlmaier
Wirtschaft
27.04.2023

„Heute gemeinsam für morgen denken"

Das Kärntner Familienunternehmen Ortner gilt europaweit als Vorreiter auf dem Gebiet der Reinraumtechnik.

2018 übergab Gründer Josef Ortner die Leitung der Firmengruppe in die Hände von Tochter Stefanie Rud. Im Interview mit advantage sprechen die beiden über den Generationenwechsel, ihre Werte und die Fähigkeit, Trends frühzeitig zu erkennen.

advantage: Was war die größte Herausforderung bei der Betriebsübergabe?

Stefanie Rud: In einem längeren Prozess haben wir gemeinsam einen Generationenvertrag erarbeitet, denn bis jede Vorstellung klar ist, dauert es einfach.

Josef Ortner: Als Unternehmer musst du Weichen für die Zukunft stellen, die nicht belegbar sind. Wichtig ist dabei der Glaube und die Fähigkeit, fünf, zehn, 20 Jahre voraus zu denken und Trends und Tendenzen im Keim zu erkennen.

Frau Rud, was hat Sie persönlich motiviert den elterlichen Betrieb zu übernehmen?

Rud: Als Unternehmerin hat man die Chance mitzugestalten. Das ist ein wichtiger Motor. Einen Betrieb übernehmen zu dürfen ist ein Geschenk. Denn wie und wo hat man sonst einen so direkten Einfluss auf die Zukunft?

Welche Werte zeichnen die Firma Ortner aus?

Ortner: Uns war immer wichtig, dass wir über Generationen hinweg denken und alle Altersstufen im Unternehmen integrieren: Vom jungen Erwachsenen bis zum 65-jährigen. Denn jedes Alter hat seine Stärken und Schwächen und das gleicht sich aus. Auch die Mischung zwischen Männern und Frauen ist wichtig in den verschiedensten Positionen.

Rud: Ein zentraler Wert für uns ist Innovationsfähigkeit. Das zieht sich von der Gründer-Generation bis jetzt durch: Innovative Antworten zu finden – sowohl was unsere Produkte, aber auch was unsere Leistungen und Dienstleistungen betrifft. Handschlagqualität ist ein ebenso wichtiger Wert, das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns steht bei uns im Fokus. Wie blickt man auf sein Umfeld, welche Ressourcen nimmt man von der Umwelt? Wie nachhaltig agiert man? Das gilt in jeder (Geschäfts-)beziehung.

Stichwort „Fachkräfte“: Welche Kompetenzen sind besonders gefragt?

Ortner: Was wir tatsächlich brauchen sind Menschen, die lernwillig und lernfähig sind! Eines davon ist nicht ausreichend. Wir müssen das Thema gesamtwirtschaftlich für die Region betrachten: Wir brauchen Konzepte, damit wir eine Zulieferkompetenzregion werden! Die Betriebe suchen Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen und sich mit ihrer Aufgabe  identifizieren. Es braucht den Willen und Konzepte, damit wir uns in diese Richtung weiter entwickeln und das in der gesamten Wertschöpfungskette! Es braucht eine andere Denkweise, damit das funktioniert. Für die Fachkräfteausbildung brauchen wir Menschen, die die Fähigkeit haben etwas umzusetzen.

Rud: Neben fachlichem Know-How schätzen wir bei Ortner besonders soziale Kompetenzen. Was bei uns sehr willkommen ist, ist wenn jemand eine eigene Meinung hat. Dass man etwas hat, wofür man steht und, dass man grundsätzlich Spaß daran hat, an dem was man tut. Diese Eigenschaften machen Mitarbeiter für uns sehr wertvoll, weil das bis hin zu unseren Kunden ausstrahlt.

Ortner: Wir haben viele Hebel, wo wir ansetzen können. Auch das Thema Kooperation ist wichtig: Gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Es dreht und fällt alles mit dem Thema der Motivation der Menschen.

Die Firma Ortner wurde kürzlich mit dem Gütesiegel „Beruf und Familie“ zertifiziert. Wie werden Familie und Arbeit vereinbart?

Rud: Flexible Arbeitszeitmodelle bzw. Teilzeitkräfte sind bei uns willkommen. Es ist eine wichtige Botschaft, dass das sein darf. Wir beschäftigen sowohl Frauen als auch Männer, die alleinerziehend sind. Es wird versucht, so gut wie möglich auf deren Bedürfnisse einzugehen. Entscheidungen bei uns sind offen und fair, müssen aber vor allem für das Teamgefüge passen. In den Sommerferien wird zudem Ferienbetreuung in Form von Sommercamps angeboten.

Wie werden Mitarbeiter und Führungskräfte bei Ortner gefördert?

Rud: Die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter ist uns ein wichtiges Anliegen. Für jede Karrierestufe gibt es bei uns gezielte Karriereprogramme. Die Teamleiter etwa durchlaufen einen zweijährigen internen Ausbildungszyklus. Auf was wir zudem sehr großen Wert lege ist, dass alle Führungskräfte dreimal pro Jahr verpflichtend zur Supervision gehen. Denn wenn sich die Führungskräfte entwickeln, entwickeln sich auch die Teams. |

Fotocredit: Ortner Reinraumtechnik

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