Plastiksackerl gibt es bei Wienerroither schon lange nicht mehr. Bei Wienerroither gibt es bald den „Keep Cup“, ein To-Go-Glas.
Innovative Ansätze bei der Vermeidung von Abfall
Die Bäckerei Wienerroither unternimmt sehr viele Anstrengungen, um Plastik zu reduzieren. Ein paar Beispiele: Bereits 2013 wurde begonnen, Plastiksackerl zu verbannen. Heute können Kunden zwischen Papier-Tragetasche, Bio-Baumwoll-Beutel und Fair-Trade-BW-Tasche wählen. Dafür zahlen sie einen kleinen Unkostenbetrag, denn sie sollen animiert werden, zum Einkaufen eigene Taschen mitzunehmen.
Becher ohne Plastik
Die Coffee-To-Go-Becher bei Wienerroither sind aus Papier mit kompostierbarer Bio-Plastik-Beschichtung. Derzeit arbeitet die Lieferfirma Volckmar aus Graz an Bechern gänzlich ohne Plastik-Beschichtung. Und Wienerroither wiederum wird bald den „Keep Cup“, ein To-Go-Glas, anbieten. Plastik-Löffel wurden ohnehin bereits durch Holz-Löffel ersetzt.
Bei Verpackungen, bei denen es noch keinen nachhaltigen Ersatz für Plastik gibt, wird rPET (recyceltes PET) verwendet. Doch auch hier sucht man derzeit nach einer Alternative aus Glas. Bei alkoholfreien Erfrischungsgetränken ist Wienerroither zum Großteil auf Glasflaschen von „Pona“ umgestiegen (Bio-Fruchtsäfte). Und bei den Mineralwasser-Fläschchen zum Mitnehmen hofft man auf eine baldige Lösung in Glas ohne Pfand.
Gar nicht so einfach
Doch auch bei den Rohstoffen verzichtet Wienerroither, wenn es möglich ist, auf unnötige Verpackung. So wird etwa das Mehl von der Kärntner Mühle lose angeliefert und in Silos gelagert. Plastik-Kübel fallen als Müll vor allem bei Milchprodukten (Milch, Joghurt, Schlagobers ...) an. „Hier besteht Handlungsbedarf“, heißt es von Wienerroither. „Im Moment haben wir leider aus Platzgründen noch keine Alternative, doch mit Ausbau der Produktionsräume werden Milch etc. und Marmeladen in Großgebinden bestellt werden.“
Der „Bäck vom See“ kritisiert, dass es gerade für Klein- und Mittelbetriebe nicht einfach ist, auf alltagstaugliche Plastik-Alternativen umzusteigen. „Zum Beispiel kommt bei den jetzt sehr trendigen Verpackungen aus Maisstärke das Material großteils aus Fernost. Es muss von den Verpackungs-Großhändlern in Europa in riesigen Mengen abgenommen werden.“ Entweder es fehlt dann der Lagerraum oder es muss viel entsorgt werden, weil diese Stoffe nur begrenzt haltbar sind. Was noch bemerkt wird: „Snacks, die viel Flüssigkeit oder Öl enthalten, oder Heißgetränke können nicht ohne Qualitätsverlust in unbeschichtete Verpackungen gehüllt werden. Und auch Kunden bevorzugen Verpackungen mit Sichtfenster.“ Doch ein Sichtfenster ist eben aus Kunststoff.
Aufruf an die advantage-Leser
Wienerroither würde sich freuen, wenn Kunden sich mit Vorschlägen zu nachhaltigen Verpackungen melden. „Bitte streckt eure Fühler aus! Weist uns auf mögliche Alternativen hin! Wir nehmen die Spur dann gerne auf, testen und können im Idealfall einen weiteren Schritt in die richtige Richtung tun!“
Harald Kogler, Vorstand der Hirsch Servo Gruppe, ist Nachhaltigkeit besonders wichtig.
Die Hirsch Servo Gruppe ist europäischer Markt- und Technologieführer in der Styropor-Verarbeitung – mit 30 Standorten in Mitteleuropa sowie 1.700 Mitarbeitern und der Zentrale in Glanegg. Verantwortung wird beim Dämmstoff- und Verpackungshersteller Hirsch Servo groß geschrieben. „Wir setzen uns mit gesellschaftlicher Verantwortung, nachhaltiger Unternehmensführung sowie Umwelt- und Ressourcenschonung laufend auseinander“, sagt Vorstand Harald Kogler. Man achtet auf einen sparsamen Einsatz von Ressourcen. Beispiele dafür sind 40-prozentige Dampf-Einsparung, 60 Prozent Einsparung von elektrischer Energie oder bis zu 31 Prozent Kühlwasser-Einsparung.
Recycling in allen Bereichen
Hirsch Servo verarbeitet EPS (Polystyrol), welches chemisch neutral, nicht wasserlöslich ist und keine Stoffe abgibt, die zu Verunreinigungen führen könnten. Bei der Verarbeitung von EPS entsteht Abdampfenergie, die großteils wieder in Heizungsenergie für die Gebäude umgewandelt wird. EPS besteht zu 98 Prozent aus Luft und zu zwei Prozent aus Polystyrol. Es ist zu 100 Prozent recyclebar.
Schon seit 1992 produziert Hirsch zu 100 Prozent recycelte Ausgleichsschüttung unter der Marke Thermozell. Gebrauchte Styropor-Verpackungen und -Dämmstoffe werden in einer besonderen Recycling-Anlage in Rohstoffperlen extrudiert. Gesammelt wird das Verpackungs- und Baustyropor in eigenen „Hirsch-REuse-Sammelsäcken“. Der Inhalt wird recycelt und dann eben wieder zu Verpackungs- und Dämmmaterial. Hirsch Servo nutzt für Verpackungen aber auch Altpapier oder nachwachsende Faserstoffe. Auch diese sind vollständig recyclebar.
Aufgrund dieser und vieler weiterer Maßnahmen ist die Hirsch Servo Gruppe vielfach zertifiziert – nach ISO 9001 (Qualitätsmanagement-System), ISO 14001 (Umweltmanagement-System) und einige Werke nach ISO 50001 (Energiemanagement). Die EPS-Dämmstoffe tragen das Gütesiegel „100 % ÖKU“ – das bedeutet, dass sie frei vom Flammschutzmittel HBCD und damit ökologisch unbedenklich sind. Hirsch Servo ist auch Teilnehmer am Audit „berufundfamilie“ und wurde als familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet.
Bei Kärntnermilch wird Nachhaltigkeit groß geschrieben, so Geschäftsführer Helmut Petschar.
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein spielen bei Kärntnermilch seit jeher eine große Rolle. Kärntnermilch ist beispielsweise als einzige Molkerei Österreichs bereits seit 2003 EMAS-registriert (europäisches Umweltmanagement-System). Alle drei Jahre veröffentlicht man auch einen Nachhaltigkeitsbericht. Daher ist es nur logisch, dass auch beim Thema Verpackung auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Derzeit werden etwa alle Verpackungen für flüssige Milchprodukte der Marke Kärntnermilch und Bio-Wiesenmilch auf ein pflanzenbasiertes Verpackungsmaterial umgestellt. Die neue Verpackung von Tetra Pak besteht zu mehr als 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie besteht aus Karton (aus Holz) und aus einem Kunststoff aus Zuckerrohr für die Verschlusskappe, die Beschichtung und das Top der Verpackung.
Auswirkungen auf das Klima
Der CO2-Fußabdruck sei bei der neuen Verpackung für flüssige Milchprodukte um 40 Prozent geringer und die Auswirkungen auf das Klima seien im Vergleich zu Glas-Mehrwegflaschen um 86 Prozent geringer. Kärntnermilch-Geschäftsführer Helmut Petschar dazu: „Wir setzen damit ein klares Zeichen und unterstreichen mit dieser Maßnahme, wie groß Nachhaltigkeit bei der Kärntnermilch geschrieben wird.“
Weniger Kunststoff
Ein weiteres Beispiel: Laut aktuellem Nachhaltigkeitsbericht ermöglichte eine Umstellung auf eine dünnere Handwickelfolie jährliche Einsparungen von rund zehn Tonnen Kunststoff. Seit letztem Jahr wird diese Folie auch CO2-neutral produziert. Und im September 2020 stellte Kärntnermilch auf einen leichteren Drehverschluss um, wodurch wiederum jährlich ca. 16 Tonnen Kunststoff eingespart werden können. Petschar: „Für das Recycling dieser Verpackungsstoffe bezahlen wir eine sogenannte ,Lizenz-Entsorgungsgebühr’. Sie garantiert uns, dass jedes Stück Verpackung gesammelt, recycelt und wiederverwendet wird. Für diese Maßnahme erhalten wir jährlich eine Gutschrift für die ,Einsparung von CO2-Äquivalenten in Tonnen’.“
Martin Grünwald (PMS): „Verbundstoffe sind möglichst sortenrein zu trennen!“
Das Unternehmen PMS Elektro- und Automationstechnik in St. Stefan im Lavanttal setzt bei der Mülltrennung darauf, Verbundstoffe so sortenrein wie möglich zu trennen. „Das bedeutet, wir trennen die Wertstoffe sauber, um so den Kunststoff-Anteil zu reduzieren und damit den Wertstoff-Anteil, welchen wir verkaufen, zu erhöhen. Des Weiteren versuchen wir, mit unseren Lieferanten auf Mehrweggebinde umzustellen. Das bedeutet, die Materialien werden in Mehrweggebinden angeliefert, welche wir einlagern. Der Lieferant nimmt das Gebinde bei der nächsten Lieferung wieder mit. Auch das trägt zur Reduktion von Müll bei“, erzählt Martin Grünwald, Leiter der Geschäftseinheit HSEQ-IT und Beteiligungen, aus der Praxis.
Papierloses Büro
In den PMS-Büros gibt es bei den Schreibtischen ausschließlich Papier-Mülleimer. Grünwald: „Damit wollen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dahingehend sensibilisieren, den Müll dann bei den großen Müllinseln auf den Gängen zu trennen bzw. bewusst auf Plastik-Verpackungen zu verzichten. Zudem gibt es bei den Kaffeeautomaten keine Einwegbecher, sondern Tassen! Außerdem werden die Mitarbeiter animiert, möglichst ,papierlos’ zu arbeiten.“
Herfried Lammer (Wood K plus) über die Reduktion von (Plastik-)Müll
„Wood K plus“, mit Sitz auch in St. Veit vertreten, ist eine Forschungseinrichtung für Holz und nachwachsende Rohstoffe. Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeiten ist auch die Weiterentwicklung von Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen (abbaubare Verpackungen). „So wollen wir Möglichkeiten schaffen, entsprechenden Müll in Zukunft zu reduzieren“, sagt Herfried Lammer, Bereichsleiter für „Projects & Services“. Er führt weiter aus: „Im Unternehmen selbst fällt als Forschungseinrichtung vermutlich eine ,durchschnittliche’ Menge an Plastikmüll an, der getrennt gesammelt wird und einer entsprechenden Entsorgung zugeführt wird.“
Peter Lamprecht ist „Waste Manager“ bei Flex Althofen.
Bei Flex Althofen fängt Müll-Reduktion bereits im kleinen Bereich an: So wird in der Kantine die Jause nicht extra verpackt, wenn der Mitarbeiter sie gleich verspeist, den Kaffee aus den Automaten gibt es im Papier-Becher. „Jährlich veranstalten wir zum internationalen Tag der Erde einen Umwelttag im Unternehmen, bei dem wir auch unsere Mitarbeiter auf Umweltschutz durch unterschiedliche Initiativen aufmerksam machen. Es gibt bei Flex Althofen ein eigenes Umweltteam, dass aus Mitarbeitern aller Abteilungen besteht. Neben Projekten zur Reduzierung von Emissionen und zu Energieeffizienz wird hier natürlich auch der Fokus auf Müllreduzierung im Unternehmen gelegt.
Vor allem durch die Digitalisierung unserer Prozesse können wir im Unternehmen unseren Müll reduzieren, durch den Einsatz der digitalen Möglichkeiten sparen wir uns mehrerer Tonnen Papier ein“, berichtet „Waste Manager“ Peter Lamprecht. Es gibt auch ein eigenes Recycling-Center, wo Elektromüll sortenrein entsorgt und auch wiederverwertet wird.
Bei Frutura werden innovative und ökologische Verpackungsmethoden getestet.
Vor allem empfindliche Lebensmittel brauchen hohen Schutz – für den Transport, für die Einhaltung von Hygiene-Standards und für das Erreichen einer definierten Mindesthaltbarkeit. Noch ist dies primär mit Kunststoff-Verpackungen möglich, es gibt dazu wenige Alternativen. Doch in der Frutura Unternehmensgruppe gibt es ein eigenes Innovationsteam, das neue Entwicklungen am Markt analysiert, mit spezialisierten Maschinenbauern neue Verpackungsmethoden testet und erfolgreiche Projekte in den Echtbetrieb übernimmt. Dort, wo ein positiver ökologischer Effekt mit den Anforderungen an eine Verpackung vereinbar ist, werden bei Frutura sukzessive Verpackungsoptimierungen umgesetzt.
Beispiele: Bio-Äpfel, Bio-Avocados oder Blumauer Spitzpaprika sind nicht mehr in Kunststoff-Folie verpackt, sondern werden von einer Banderole aus Papier fest mit der Tasse verbunden. Bei loser Ware gelang es, die Einlagen aus Plastik durch Holzschliff zu ersetzen. Bei Mangos wurden die Etiketten auf Lasergravur umgestellt und bei Schnittkräutern wurde der Kunststoff-Anteil an der Verpackung deutlich gesenkt. Das Ergebnis: Durch Innovationen bei Verpackungen können insgesamt rund 40.000 Kilo Kunststoff bzw. Zellulose-Folie und rund 2.000 Kilo Etiketten jährlich eingespart werden. Dies entspricht einer Reduktion von umgerechnet 80 Tonnen CO2.