Reinhard Wallner, ÖBB-Regionalmanager. © Kristina Orasche
Wirtschaft
05.07.2022

„Kärnten und Steiermark werden durch die Koralmbahn zusammenwachsen“

ÖBB-Regionalmanager Reinhard Wallner hat mit uns darüber gesprochen, welche Chancen sich durch die Koralmbahn für Kärnten und die Steiermark ergeben.

Kärnten ist das Bundesland in Österreich, in dem es am meisten motorisierte individuelle Transportmittel gibt. „Das heißt, wir Kärntner sind diejenigen in Österreich, die am meisten mit dem Auto unterwegs sind. Im Durchschnitt sind das 8.000 Kilometer pro Kopf – vom Baby bis zum Rentner – und das jedes Jahr“, erklärt Reinhard Wallner. Das bringt Herausforderungen mit sich, denen wir uns jetzt stellen müssen, wie Wallner weiß. „Wir befinden uns derzeit bereits mitten in der Klimakrise und deshalb müssen wir jetzt etwas tun und jeder muss hier seinen Beitrag leisten.“

Klimafreundliche Zukunft

Und der Weg in eine klimafreundliche Zukunft beginnt damit, dass wir unser Mobilitätsverhalten ändern. „Als erstes müssen die Menschen ihr Mindset ver­ändern. Dann ist es aber auch wichtig, dass Rahmenbedingungen geschaffen und Alternativen angeboten werden, um das, was wir verändern wollen, auch wirklich verändern zu können“, so der ÖBB-­Regionalmanager. In Kärnten sei in den letzten Jahren diesbezüglich bereits viel passiert, es gibt jedoch immer noch viel zu tun. „Die S-Bahn ist fast in ganz Kärnten im Stundentakt unterwegs. So können wir rund 80 Prozent der Kärntner erreichen. Das ist ein Angebot, das bereits vieles ­möglich macht“, so Wallner.

Kombination aus vielen Dingen

Um die Menschen jedoch dazu zu bewegen, das Auto noch öfter stehen zu lassen und auf die Bahn umzusteigen, sei eine Kombination aus vielen Dingen notwendig. „Als erstes muss die Infrastruktur dafür gegeben sein. Geld sparen zu können, wenn man mit der Bahn statt mit dem Auto unterwegs ist, ist ein weiterer ausschlaggebender Punkt. Dann muss wie gesagt, auch das Mindset der Menschen stimmen und es muss genügend Angebot geben.“

Zuspruch ist sehr gut

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist das Klimaticket, das es seit Jänner in Österreich gibt. „Der Zuspruch ist wirklich sehr gut und die Nachfrage steigt immer weiter. Regional konnten bereits 3.000 Klimatickets verkauft werden, in ganz Österreich sind es rund 7.000. Das heißt, mehr als ein Prozent der Kärntner haben derzeit ein Klimaticket, was für den Start nicht schlecht ist.“ Den Zuspruch, den die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit erfahren, schreibt Wallner aber auch den steigenden Benzinpreisen zu: „Autofahren ist sehr teuer geworden. Die Menschen fangen an nachzudenken und sehen dann, dass sie mit der Bahn billiger und auch noch umweltfreundlicher unterwegs sein können.“

Kärnten-Abschnitt 2023 fertig

Noch leichter, schneller und komfortabler wird das Pendeln nach der Fertigstellung der Koralmbahn sein. „Die Koralmbahn ist derzeit eine der größten Investitionen in Österreich. Im Dezember 2023 kann bereits der Kärnten-Abschnitt in Betrieb genommen werden. Bis dahin kommen aber noch große Herausforderungen auf uns, aber auch auf unsere Kunden, zu“, erklärt Wallner. Um den Kärnten-Abschnitt der Koralmbahn fertigstellen zu können, wird es zwischen Klagenfurt und Wolfsberg einige Zeit lang nur einen Schienenersatzverkehr geben. „Für die Unannehmlichkeiten möchte ich mich bereits jetzt bei unseren Kunden entschuldigen. Dafür wird es nach der Fertigstellung aber große Verbesserungen geben.“

Lebenszeit gewinnen

Tausende Tonnen CO2 können durch die Koralmbahn eingespart werden, sicherheitstechnisch wird alles auf dem neuesten Stand sein und die Fertigstellung der Koralmbahn bringt auch enorme Fahrzeitverkürzungen mit sich. „Diese, wirklich großen, Fahrtzeitverkürzungen bedeuten für unsere Kunden natürlich auch, dass
sie wertvolle Lebenszeit gewinnen“, so Wallner.

Enorme Fahrtzeitverkürzung

Derzeit ist die S-Bahn von Wolfsberg nach Klagenfurt, über die Bleiburger-Schleife, rund 80 Minuten unterwegs. Nach der Fertigstellung der Koralmbahn verkürzt sich die Fahrtzeit über die Schnellfahrstrecke Bahnhof Lavanttal nach Klagenfurt auf 40 Minuten und über die Bleiburger Schleife auf 60 Minuten. „Das ist natürlich unschlagbar im Vergleich zum Auto. Ich bin nur 40 Minuten unterwegs, muss aber nicht selbst fahren, kann also während der Fahrtzeit andere Dinge erledigen, muss keinen Parkplatz suchen und bin auch noch klimaschützend unterwegs. Von den Abfahrtszeiten her werden wir diese natürlich so gestalten, dass diese auch für Pendler attraktiv sind“, so der ÖBB-Regionalmanager.

Viele Chancen für Kärnten

Für das Jauntal und das Lavanttal bedeutet die Koralmbahn einen großen Schritt in Richtung Zentralraum. „Im Dezember 2025 wird der Koralmtunnel fertiggestellt sein. Somit kommt der Fernverkehr auch nach Unterkärnten, es gibt internationale Anbindungen. Die Lebensräume Kärnten und Steiermark werden durch die Koralmbahn zusammenwachsen. Das ist nicht nur attraktiv für Pendler, sondern auch für ­Studenten und Urlauber. Die Anreise zum Flughafen Graz wird enorm erleichtert, Kärnten kann sich als die ökologische Urlaubsdestination positionieren. Die Koralmbahn bietet so viele Chancen, die es jetzt zu nutzen gilt.“

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