Jugendliche haben nach der Ausbildung "Lehre und Studium" beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. – Foto: FH Kärnten
Bildung
22.01.2021

"Lehre und Studium" startet heuer ins zweite Jahr

Seit dem Wintersemester 2020/21 gibt es in Kärnten ein einzigartiges Ausbildungsmodell: Lehre und Studium. Es ist auch ein Ansatz, wie man dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Im Herbst 2021 startet der nächste Jahrgang.

Als Nachfolgemodell zu Lehre mit Matura gibt es in Kärnten seit dem Wintersemester 2020/21 das Ausbildungsmodell "Lehre und Studium". Angeboten wird die Doppellehre in "Prozesstechnik + Elektrotechnik: Anlagen- und Betriebstechnik" sowie parallel das berufsbegleitende Studium "Systems Engineering" an der FH Kärnten. "Kärnten ist österreichweit das erste Bundesland, das dieses attraktive neue Bildungsangebot umsetzt. Für die Teilnehmenden bedeutet ,Lehre und Studium' einen fixen Arbeitsplatz und einen Bachelor-Abschluss, für das Land Kärnten bedeutet es ein Alleinstellungsmerkmal", betont Landeshauptmann Peter Kaiser. Heuer startet das Modell ins zweite Jahr.

Theorie und Praxis vereint

Das Angebot richtet sich vor allem an AHS- und BHS-Maturanten, so Ulla Birnbacher, stellvertretende Leiterin im Studienbereich Engineering & IT an der FH. "Und das Projekt hält junge Leute auch in der Region, in Kärnten." Mit der FH Kärnten kooperieren die Berufsschule Villach, die GPS Lehrwerkstätte und die Unternehmen Infineon, Flex und RHI Magnesita. Im Studium werden theoretische und konzeptionelle Fähigkeiten vermittelt, in der betrieblichen Ausbildung liegt der Fokus auf der Praxis (handwerkliche Kenntnisse).

Weitere Betriebe sollen mitmachen

Josef Stocker ist Direktor der Fachberufsschule Villach: "Der deutliche Facharbeitermangel einerseits und das Thema der Abwanderung von jungen Erwachsenen andererseits beschäftigen uns schon lange. Viele Gespräche mit Führungskräften aus Kärntner Betrieben und der Bildungsdirektion haben dieses Projekt entstehen lassen: Jungen Erwachsenen kann nach abgeschlossener Matura – insbesondere AHS – eine weitere Ausbildungsmöglichkeit im Rahmen des tertiären Bildungsbereiches geboten werden. Damit wird dieser Generation eine berufliche Entfaltung im technischen Bereich ermöglicht, die den Lebens- und Arbeitsraum Kärnten attraktiv macht." Er lädt weitere Betriebe ein, bei diesem Projekt mitzumachen. Heuer geht es in die zweite Runde.

Die teilnehmenden Betriebe brachten in der Entwicklung der Lehrpläne viele Erfahrungen ein. "Die Herausforderung war, den Lehrplan der Berufsschule mit jenem der Fachhochschule zu kombinieren", sagt Herbert Torta von der Bildungsdirektion Kärnten.

Start mit zwölf Lehrlingen

"Wir stellen in Villach fast 2.000 verschiedene Produkte auf 1.500 Produktionsanlagen her. Menschen müssen diese Anlagen verstehen und effizient steuern können", freut sich Infineon-Vorstand Thomas Reisinger über das neue Ausbildungsmodell. "Es ist genau die Lücke, die uns in unserer Ausbildungssystematik noch gefehlt hat."

Dabei ist auch Flex Althofen, denn "es ist eine exzellente Möglichkeit, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken", so Geschäftsführer Martin Reiner. "Da wir stark auf hausinterne Ausbildung setzen, unterstützen wir solche neuen Konzepte. Drei Lehrlinge von Flex haben damit im September 2020 begonnen." Sechs Lehrlinge sind es bei Infineon, ebenfalls drei bei RHI Magnesita.

Simone Oremovic (Executive Vice President People, Projects & Communications RHI Magnesita) weiß auch: "Je breiter die Ausbildung, desto höher die Chancen für junge Leute. Ich hoffe, dass das Projekt auch in anderen Bundesländern umgesetzt wird. Kärnten ist hier Vorreiter."

GPS unterstützt die Betriebe und Teilnehmer in der praktischen Fachausbildung. "Wir haben einen Großteil der Teilnehmer hier im Ausbildungszentrum und vermitteln ihnen die technischen Grundkenntnisse von beiden Lehrberufen", ist Bereichsleiter Thomas Petschnig stolz.

Chiara Egarter verbindet als Lehrling bei Infineon theoretisches Wissen mit praktischen Anwendungen. – Foto: Infineon Austria
Daten und Fakten zu "Lehre und Studium"

Dauer der Ausbildung: Doppel-Lehre verkürzt auf drei Jahre, Bachelor-Studium an der FH Kärnten kann parallel zur Lehre absolviert werden

Aufwand pro Woche: 4 Tage Lehre (im Unternehmen bzw. Berufsschule), 2 Tage Studium an der FH Kärnten

Bewerbung:

  • Bewerbung für eine Lehrstelle in einem Unternehmen, das den Lehrberuf "Prozesstechnik + Elektrotechnik: Anlagen- und Betriebstechnik" anbietet
  • nach Zusage für die Lehrstelle Bewerbung an der FH Kärnten für das berufsbegleitende Bachelor-Studium "Systems Engineering"
  • Durchlauf Aufnahmeverfahren an der FH Kärnten
  • Studienbeginn Mitte September
Sechs Infineon-Lehrlinge nehmen am Pilotmodell bereits teil. Hier sind sie mit Produktionsvorstand Thomas Reisinger vor der neuen Chipfabrik. – Foto: Infineon-Gruppe
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