Credit: Karin Wernig/Helge Bauer
Wirtschaft
09.11.2020

Partner der ersten Stunde

Wie Michaela Tiefenbacher, Naturel Hotels, und Andreas Jesse, autArK, im Gespräch Zwischenbilanz über die Mitwirkung im Netzwerk Verantwortung zeigen! ziehen.

„Ich bin seit mehr als einem Jahrzehnt im Unternehmen und von Anbeginn war es mir ein Anliegen, Qualität und Umweltverantwortung hier in den Hotels in Prozesse zu gießen und systematisch im gesamten Betrieb umzusetzen“, erzählt Michaela Tiefenbacher, die Geschäftsführerin der Naturel Hotels an Faakersee. Seit der Gründung des Netzwerks ist sie mit ihrem Unternehmen als Partnerin an Bord. Damals schon war der Tourismusbetrieb mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet, als Erster in der Branche. „Zu Beginn war Verantwortung zeigen! für mich und uns eine Möglichkeit, nach außen zu kommunizieren, was wir im Bereich Umwelt und Soziales in den Häusern schon machen. So haben wir begonnen.“ Mittlerweile ist der Marketingaspekt anderen Motivationen gewichen, wenngleich der Wert, als engagiertes und nachhaltig agierendes Unternehmen gerade in der Tourismusbranche wahrgenommen zu werden, noch immer mitschwingt. „Wir haben langfristig durch die Mitwirkung im Netzwerk auch viele Gäste dazugewonnen, gerade im Seminarbereich. Das wäre über klassische Werbung nie gegangen“, ist Tiefenbacher sicher.

Dass Achtsamkeit gegenüber der Umwelt und den Menschen im Tourismus zentrale Werte sind, formuliert die engagierte Unternehmerin aus tiefer Überzeugung. „Wir müssen sorgsam mit den Menschen und der Umwelt umgehen, damit wir wirtschaftlich Erfolg haben. Unsere Mitarbeiter stehen voll zum Unternehmen, das sehen wir jeden Tag auch in den aktuell schwierigen Zeiten. Es ist die Grundbasis für unseren Erfolg.“ Da schließe ich auch die Lieferanten ein. Der regionale Bauer, der die Kartoffel liefert, pflegt auch die Landschaft, die ein Teil des Leistungsangebotes für die Gäste ist. „Die Dinge hängen zusammen, das müssen wir alle begreifen“, so die Hotelierin.

„Die Dinge hängen zusammen, das müssen wir alle begreifen.“

Michaela Tiefenbacher

Gleichklingend die Motivation des Geschäftsführers der gemeinnützigen Organisation autArK, Andreas Jesse, frühzeitig Partner im Netzwerk geworden zu sein. autArK war damals eine noch junge Einrichtung. Das unternehmerische Leitziel von Andreas Jesse damals wie heute, das Sozialunternehmen entlang des Dreisäulenmodells von Nachhaltigkeit in die Zukunft zu führen. Ökonomie, Ökologie und Soziales - alle drei Dimensionen brauche es auch in einer Organisation, um erfolgreich zu sein. „Das war mir damals schon bewusst. Und Verantwortung zeigen! war und ist eine perfekte Plattform, um Wissen ins Unternehmen zu holen und um sich auszutauschen. Da wollten wir dabei sein. Und das ist bis heute so geblieben. Wir haben viel gelernt und auch einiges einbringen können, glaube ich.“ Schließlich seien die drei Säulen und neuerdings auch die Sustainable Development Goals als Orientierungsrahmen von Beginn an Teil des Leitbildes von autArK, sie beeinflussen die gesamte strategische Unternehmensplanung. Als Resultate stehen neben Effizienzsteigerungen vor allem hohe Innovationspotentiale, die sich in Leistungsangeboten und Prozessen spiegeln. Aber vor allem spricht Jesse so wie auch Tiefenbacher von der hohen Motivation und Loyalität der Mitarbeiter. „Das Vertrauen, das nach innen aufgebaut wird, wirkt als Reputation nach außen“, ist Jesse sicher. Und es ist ihm wichtig, die eigene Vorbildfunktion zu betonen: „Es geht nur top down. Die eigene Ehrlichkeit multipliziert sich perfekt nach unten“, ist Jesse überzeugt.

„Die eigene Ehrlichkeit multipliziert sich perfekt nach unten.“

Andreas Jesse

Gesellschaftliche Beiträge als Chance erkennen

Michaela Tiefenbacher kann so überzeugend wie kaum eine andere Unternehmerin erklären, warum sich gesellschaftliches Engagement auszahlt. Das Gartenteam der Lebenshilfe Kärnten pflege zum Beispiel seit vielen Jahren die vielen Grünflächen des Hoteldorfes. „Die Mitarbeiter gehören zu uns dazu, es ist eine Win-win-Sitation, diesen Menschen mit besonderen Bedürfnissen bei uns Arbeit zu geben. Sie bringen über die Gartenpflege hinaus so viel ein“, erzählt Tiefenbacher. Und es ist ihr ein Anliegen ein Thema zu ergänzen, dass sie seit fünf Jahren beschäftigt. Die jungen Asylwerber, die sie im Unternehmen ausbildet, liegen ihr am Herzen. „Wir haben durchwegs gute Erfahrungen gemacht und brauchen die Fachkräfte, die nun ausgelernt sind. Es kann nicht sein, dass wir Facharbeiter ausbilden und sie dann gehen lassen müssen.“ Die Vernetzung im VZ Netzwerk hat viel dazu beigetragen, dass die Ausbildung der jungen Leute gut gelungen ist. Und es ist ein Anliegen, dass sie im Netzwerk weiter thematisiert haben möchte.

Andreas Jesse nickt: „Unser Leitsatz lautet ‚Es ist normal verschieden zu sein‘. Ich stimme voll zu, dass wir Vielfalt und Diversität als Chancen begreifen und da auch investieren müssen.“ Wie auch Investitionen in eine regionale und qualitätvolle Beschaffung sich lohnen würden. Jeder, der regional beschaffe, sei ein Wirtschaftsfaktor und sichere Arbeitsplätze und Wohlstand in unserem Land. „Wir tragen kärntenweit mit unseren dezentralen kleinen Standorten dazu bei und kaufen vor Ort. Wenn hochwertige Lebensmittel ein paar mehr Cent kosten, muss es uns das wert sein“, so Jesse. Dass sich eine Organisation dies auch wirtschaftlich leisten kann, das ist der Aspekt der ökonomischen Nachhaltigkeit, den er ebenfalls betont.

Highlights im Netzwerk

Gefragt danach, was die Highlights der Jahre im Netzwerk waren, sind sich Tiefenbacher und Jesse einig: Der alljährliche Thementag sei ein wirkliches Highlight, ein Pflichttermin im Jahr. Die Themen, der Austausch unter Gleichgesinnten und nicht zuletzt die besonderen Locations regen zum Weiterdenken an und stoßen interne Entwicklung an. „Wir sind oft so in der Gegenwart verflochten, dass wir kaum Raum für die Zukunft haben“, meint Tiefenbacher. Und sie verbindet damit das Anliegen, im Netzwerk weiterhin Austausch zu fördern, Zukunftsthemen anzubieten und neue Trends aufzubereiten. „Die Zukunft war noch nie so unsicher wie derzeit, da braucht es Perspektiven, Handlungsoptionen und Raum, um uns damit auseinanderzusetzen“, so die Touristikerin.

„Wünsche ans Netzwerk? Machen wir gemeinsam so weiter. “

Andreas Jesse

Als Geschäftsführer einer gemeinnützigen Organisation ist für Andreas Jesse die Vernetzung mit den Unternehmen ungemein wertvoll. „Die wirkt auf allen Ebenen und an allen Standorten. Über die Engagementaktionen kommen unsere Mitarbeiter und Klienten in Kontakt mit Mitarbeiten aus den Firmen, es entstehen Partnerschaften und auch Freundschaften.“ Und er blickt gerne auf eine Denkwerkstatt mit dem Innovationsverantwortlichen von Philips Roland Waldner zurück, die einen Innovationsprozess initiierte, den Waldner auch weiter begleitete. „Solche Impulse bringen Bewegung und verändern die Kultur in der Organisation“, so Jesse.

Es lohnt sich

Und zwar in vielerlei Hinsicht, das ist das Resümee der beiden auf die Frage, was denn die Mitwirkung im Netzwerk bringe. Die Kontakte, die tragfähigen Verbindungen, die unter den teilnehmenden Unternehmen entstehen und über die Jahre auch zu Freundschaften geworden sind. Man weiß, wen man anrufen kann und in einzelnen Themen zurate ziehen kann. Neben den Impulsen fürs eigene Unternehmen und der Motivation für die MitarbeiterInnen aus den Projektaktionen hat sich die Mitwirkung aber auch wirtschaftlich positiv zu Buche geschlagen. „Wir haben einige integrative Lehrlinge im Hotel, die von autArK begleitet werden“, erzählt Michaela Tiefenbacher und Andras Jesse ergänzt: „Und wir haben das Seminarzentrum bei Euch schon für Matineen und Fortbildungen genutzt“. Es ist ein Geben und Bekommen im Netzwerk auf vielen Ebenen und immer bereichernd, sind die beiden Netzwerkpartner der ersten Stunde überzeugt.

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