Die Ursachen der Privcatkonkurse 2020 – Grafik: KSV1870
Wirtschaft
19.02.2021

Persönliches Verschulden ist Hauptursache bei Privatkonkursen

2020 hat es in Österreich ca. 23 Prozent weniger private Schuldenregulierungsverfahren gegeben als 2019. Die häufigste Ursache von Privatkonkursen war persönliches Verschulden mit fast 30 Prozent. KSV1870 sieht geplante Gesetzesnovelle, wonach die Entschuldungsdauer von Privaten erneut gesenkt werden soll, kritisch.

Ursachen für Privatkonkurse in Österreich 2020

Verschulden (Vorsatz – Fahrlässigkeit) – 29,4 Prozent

  • Überschätzung der eigenen Leistungskraft – 20 %
  • Konsumverhalten (schlechter Umgang mit Geld) – 8,6 %
  • Spekulation (verantwortungslose Lebensführung) – 0,4 %
  • unrechtmäßige Kreditaufnahme – 0,4 %

ehemalige Selbständigkeit – 28,4 Prozent

Reduktion des Einkommens – 17,4 Prozent

  • Arbeitslosigkeit – 14,8 %
  • Reduktion des Familieneinkommens – 0,7 %
  • Einkommensverschlechterung – 1,9 %

Lebenskrisen – 11,6 Prozent

  • Scheidung – 4,4 %
  • Unfall (höhere Gewalt) – 0,5 %
  • sonstiger Schicksalsschlag (z. B. chronische Krankheit) – 6,4 %
  • Pandemie – 0,3 %

Persönliche Probleme – 8,6 Prozent

  • Glücksspiel – 0,8 %
  • Drogenkonsum – 1,3 %
  • andere Probleme – 6,5 %

Lasten aus dem Bereich Familie – 4,6 Prozent

  • Haftungsübernahme für Angehörige – 3 %
  • Unterhaltspflichten – 0,8 %
  • Pflege von Angehörigen – 0,2 %
  • Schwangerschaft / Karenz – 0,6 %

7.300 Privatkonkurse wurden in Österreich 2020 verzeichnet – knapp 23 Prozent weniger als 2019. Persönliches Verschulden ist die häufigste Ursache (29,4 Prozent) – und da wiederum eine "Überschätzung der eigenen Leistungskraft" und übermäßiger Konsum. Ursachen wie eine Reduktion des Einkommens (17,4 Prozent) oder Lebenskrisen (11,6 Prozent) lagen 2020 auf ähnlichem Niveau wie 2019. Zu den Lebenskrisen zählt auch die Corona-Krise, auf welche nur 0,3 Prozent der Privatkonkurse 2020 zurückzuführen sind.

Steigerung der Privatkonkurse mittel- bis langfristig

Der Gläubigerschutzverband KSV1870 rechnet nicht damit, dass Personen, die von der Corona-Krise hart getroffen wurden (Arbeitslosigkeit, weniger Einkommen durch Kurzarbeit), sofort insolvent werden. Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz: "Mittel- bis langfristig gesehen ist jedoch damit zu rechnen, dass reduzierte Einkommen, auch aufgrund von Kurzarbeit, zu einer Steigerung der Privatkonkurse führen werden." Für 2021 rechnet der KSV1870 mit einem Anstieg in Richtung des Niveaus 2019.

Entschuldungsdauer neuerlich senken?

Eine bevorstehende Gesetzesnovelle sieht der KSV1870 kritisch: Die Entschuldungsdauer von Privaten soll von fünf auf drei Jahre gesenkt werden. Erst 2017 wurde sie von sieben auf fünf Jahre reduziert. "Wir stehen einer neuerlichen Verkürzung der Entschuldungsdauer für Privatpersonen sehr kritisch gegenüber und unterscheiden klar zwischen Unternehmern und Privatpersonen. Der KSV1870 plädiert seit vielen Jahren dafür, Unternehmer schneller zu entschulden, jedoch sehen wir diesen Bedarf nicht bei Privatpersonen. Zumal aktuell noch nicht einmal die Auswirkungen der Gesetzesänderung aus dem Jahr 2017 abschließend beurteilt werden können", so Götze.

KSV1870 gegen Senkung der Entschuldungsdauer

Welche Argumente sprechen laut KSV1870 also dagegen? Der Verschuldung könnte Tür und Tor geöffnet werden, denn in nur drei Jahren könnte man die Schulden wieder los sein. Außerdem würde eine neuerliche Verkürzung das "finanzielle Loch der Konsumenten noch weiter auf die Unternehmen verlagern – und das in wirtschaftlich schwierigen Zeiten". Während derzeit in 70 Prozent der Privatkonkurse Zahlungspläne abgeschlossen werden, könnte sich das ändern. Die Rückzahlungsquoten werden wahrscheinlich niedriger und viele Schuldner hätten – so befürchtet der KSV1870 – keinen Antrieb mehr, überhaupt Zahlungspläne anzubieten. Außerdem sei die Zeit von drei Jahren zu kurz, um Schulden zurückzuzahlen.

 

Die Ursachen der Privcatkonkurse 2020 – Grafik: KSV1870
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