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Gesundheit
18.11.2023

Frauengesundheit: Kärnten setzt auf Prävention

Frauen leben länger, haben aber weniger gesunde Jahre als Männer. Aufklärungsarbeit und Gesundheitsförderungsprogramme sollen Abhilfe schaffen.

Die Gesundheit der Frau wird zu 70 % von sozialen Faktoren beeinflusst. „Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer. Das wissen wir seit vielen Jahren. Allerdings – und das weiß kaum jemand – verbringen Frauen weniger Jahre bei guter Gesundheit als Männer. Das ist ein Umstand, der nicht einfach hinzunehmen ist. Nein, das ist eine Herausforderung, die zum Handeln auffordert! Genau das tun wir in Kärnten“, informierte Gesundheitsreferentin LR.in Beate Prettner im Vorfeld des kürzlich stattgefundenen Symposiums „Frauengesundheit“ im Lakeside Spitz in Klagenfurt.

Neuer Fachbereich zur Frauengesund­heit

Im Mai, kurz nach Start der neuen Regierungsperiode, wurde der neue Fachbereich „Frauengesundheit“ innerhalb der Gesundheitsabteilung des Landes eingeführt. „Damit wollen wir ganz gezielt mit vielfältigen frauenrelevanten Angeboten möglichst viele Mädchen und Frauen in Kärnten erreichen. Wir wollen sie sensibilisieren, wir wollen aufklären und wir wollen ihnen Angebote bieten, damit sie ihre Gesundheit stärken können“, erklärte Prettner. Dabei gehe es um körperliche, aber auch um mentale und psychische Gesundheit. Demnach betonte die Gesundheitsreferentin: „Generell ist der Bereich Gesundheitsförderung und Prävention in der Gesundheitspolitik deutlich zu stärken. Darauf nimmt auch die Gesundheitsreform, die aktuell ausverhandelt wird, Bedacht. Es geht um die Frage: Was kann jede Einzelne und jeder Einzelne für sich tun, um länger gesund zu bleiben?“

Umfangreiches Gesundheits­förderungs­programm

In Kärnten wird über das Gesundheitsland, in dem auch die Frauengesundheit verankert ist, ein umfangreiches Gesundheitsförderungsprogramm geschnürt. „Ein Programm, das beispielsweise für Frauen die psychischen Mehrfachbelastungen im Alltag, im Familienleben und im Beruf berücksichtigt“, erklärte Prettner. Über die 125 „Gesunden Gemeinden“ werden Kurse, Seminare, Workshops zu Themen wie Work Life Balance, eine kurze Auszeit vom Alltag nehmen, die Lebensqualität verbessern, Zeitmanagement, Stressbewältigung, Resilienzen, Selbstbehauptung, aber auch diverses Fitnesstraining angeboten. „Zu den Sensibilisierungsmaßnahmen zählt auch das heutige Symposium Frauengesundheit: Erstmals haben wir eine solche Fachtagung auf die Beine gestellt. Im nächsten Jahr wollen wir das Symposium auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen“, so Prettner weiter.

Aufklärung und Prävention

Universitätsprofessorin Beate Wimmer-Puchinger, eine der Vortragenden und Pionierin für Frauengesundheit in Österreich, betonte die Wichtigkeit der Prävention in der Frauengesundheit: „Wir wissen seit Adam und Eva, dass Frauen und Männer anders sind, dass sie einen anderen Körper haben. Ich frage mich, warum das in der Medizin so lange unberücksichtigt geblieben ist. Wir haben bis heute ein von männlichen Forschern und Medizinern geprägtes Körper-Modell, obgleich 51 % der Menschen Frauen sind.“ Abgesehen vom unterschiedlichen Körper spielen laut Wimmer-Puchinger vor allem soziale Faktoren eine große Rolle für die Gesundheit: „70 % der Gesundheitseinflüsse sind auf soziale Faktoren zurückzuführen. Es geht um Bildung, Arbeit, Einkommen. Und hier scheiden sich die Geister: Frauen sind noch immer massiv benachteiligt – man sieht das an den diversen ‚gaps‘, die sich kreuz und quer auftun.“ Als ein weiteres wichtiges Thema in der Frauengesundheit nannte Wimmer-Puchinger auch die Psyche: „Frauen leiden anders als Männer: Sie zweifeln an sich selbst, sie verlieren an Selbstwert und Selbstbewusstsein. Das macht sie unter anderem auch angreifbarer für negative Einflüsse durch die sozialen Medien.“

Soziale Medien und Körperbilder

Sarah Pucker, Leiterin des Gesundheitslandes Kärnten, erklärte im Vorfeld des Symposiums: „Ellen Auer-Welsbach wird zum Thema ‚Beeinflussung des Körperbildes durch Social Media‘ referieren. Tatsächlich steigt die Zahl vor allem von Mädchen und jungen Frauen, die glauben, dass sie erst dann glücklich sein können, wenn ihr Körper vermeintlich perfekt ist.“ Demnach würde das auch die Zunahme von Essstörungen zeigen. „Wir haben versucht, ein vielfältiges, rundes Programm auf die Beine zu stellen“, so Pucker. Ebenso vielfältig und rund seien die Maßnahmen, die man der Bevölkerung nun verstärkt über die Gesunden Gemeinden anbietet: „Mit unseren Angeboten möchten wir Mädchen genauso erreichen wie Frauen jeder Altersgruppe und in jeder Lebensphase. Wir bieten Seminare, Workshops, aber auch regelmäßige Kurse zu Themen wie Balance und mentale Auszeit, körperliche Fitness und Sport, postnatale Depression und Wechseljahre bis hin zu Sicherheit und Gewaltschutz.“ Gesundheitsreferentin Prettner zeigte sich ebenso überzeugt: „Man muss zunächst einmal über gesundheitliche Einflussfaktoren Bescheid wissen, um dann handeln und vorbeugen zu können. Unser Ziel ist es jedenfalls, Frauen, aber auch Männern mehr gesunde Lebensjahre zu ermöglichen.“

© Büro LR.in Prettner
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