Florian Krall schafft als Ziviltechniker für Maschinenbau eine Brücke zwischen Alt und Neu. Foto: KK
Bildung
11.02.2022

Tradition und Innovation

November 2019 - Die Geschichte des Ziviltechnikers geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Ein uralter Berufsstand, der sich bis heute durchgesetzt hat. Eine neue Berufung für Florian Krall, der die historischen Werte mit neuen Ideen kombiniert.

Woher kam die Idee, sich als Ziviltechniker für Maschinen-bau selbstständig zu machen?
 
Der große Traum, selbstständig zu sein, ist schon seit meiner Ausbildung und gesamten beruflichen Laufbahn präsent. Mit dem Ziviltechniker im Bereich Maschinenbau habe ich ein breites und abwechslungsreiches Betätigungsfeld für mich gefunden, das mich herausfordert, interessiert und wo man nie auslernt. Der Beruf übt nicht zuletzt eine große Faszination auf mich aus, als dass historisch gewachsene Werte und Ansprüche wie Unabhängigkeit, Sorgfalt, Verschwiegenheit und Unbestechlichkeit an den Ziviltechniker auf fundiertes Wissen am Puls der Zeit in Technologie und Wissenschaft treffen. Der Anstoß für die Idee kam schlussendlich durch meinen Bruder, der als Ziviltechniker im Bereich Elektrotechnik bereits seit zwei Jahren aktiv war. Dadurch bekam ich einen Eindruck von seiner Arbeit und seinen Aufgaben.
 
Was hat Sie in der Zeit Ihrer Ausbildung besonders geprägt?
 
Als damals 13-jähriger betrat ich zum ersten Mal die HTL Lastenstraße am Tag der offenen Tür und war sofort von den Möglichkeiten und Anwendungen des Maschinenbaus begeistert. Da wusste ich instinktiv, dass diese Ausbildung zu mir passt. Darauf folgte ein Jahr freiwilliges Bundesheer mit der Ausbildung zum Fernmeldeunteroffizier. Hier waren Durchhaltevermögen, Disziplin und Kameradschaft vordergründig – diese Zeit hat mich sicherlich sehr geprägt. Danach wechselte ich nach Graz auf die Technische Universität und kann heute auf eine äußerst interessante, abwechslungsreiche und schöne Studienzeit zurückblicken. Besonders gut erinnere ich mich an meine Tätigkeit als studentischer Mitarbeiter am Institut für Umformtechnik, wo ich gleich zu Beginn des Studiums sowohl an Industrieprojekten, als auch bei der Lehrtätigkeit eingebunden war. Heute weiß ich, dass es sich lohnt, seine Ziele hoch zu stecken und vehement zu verfolgen. Der Zweifel schleicht sich oft genug ein, aber man darf sich davon nicht unterkriegen lassen.
 
Sie haben einen längeren Aufenthalt in den USA hinter sich – woran haben Sie gearbeitet?
 
Ich war Teil eines Ingenieur-Teams, das sich aus einer Partnerschaft meines früheren Arbeitgebers mit einer Firma in den USA ergeben hat. Gemeinsam arbeiteten und lebten wir direkt vor Ort in Florida. Der Kunde hatte eine neu- und einzigartige Produktionsanlage für chemiefreie, kompostier-bare Verpackungen errichtet. In den ersten Monaten stellte sich heraus, dass die Fabrik zahlreiche „Kinderkrankheiten“ technischer und organisatorischer Natur hatte. Wir analysierten den Herstellprozess und die organisatorischen Abläufe, um die richtigen Maß-nahmen zu setzen und die unrentable Produktion auf Erfolgskurs zu bringen. Dafür habe ich eine elektronische Produktionsdatenerfassung zur Prozesssteuerung und Qualitätssicherung entworfen und implementiert, parallel war ich für die Planung und Durchführung von Tests auf einer separat stehenden Versuchsanlage sowie den laufenden Produktionsmaschinen verantwortlich, um maßgebende Prozessparameter zu identifizieren. Diese Prozessparameter fanden in der Entwicklung eines neuen Maschinenkonzepts Anwendung.
 
Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit für Ihre Tätigkeit hierzulande?
 
Inspiriert hat mich die „amerikanische Herangehensweise“ – ohne langes Drumherum, jegliches Scheitern wird als „learning“ verwertet. Eine Grundeinstellung, mit der ich auch hier weiter arbeiten möchte. Außerdem: Erfolge feiern! Man darf stolz sein auf das, was man geleistet hat.
 
Wie darf man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
 
Ich wache zeitig auf und frühstücke. Dann noch ein paar Liegestütze und ab ins Büro. Angesiedelt habe ich mich im Makerspace Carinthia – es war schon immer ein Traum von mir, in einem offenen Arbeitsumfeld tätig zu sein. Das passt vielleicht nicht ganz in das konservative Bild des Ziviltechnikers, ich nutze aber diesen Brückenschlag, um ein Netzwerk von Experten aufzubauen. Dort arbeite ich die meiste Zeit am Computer, dazu kommen Kundenbesuche und Termine – Mittags- und Kaffeepausen mit den Leuten vor Ort dürfen da nicht fehlen. Zu späterer Stunde macht sich dann meine Frau per Anruf bemerkbar, je nach Dringlichkeit der Tätigkeit kann ich dann schneller oder nicht so bald meine Heimkehr in Aussicht stellen (lacht).
 
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
 
Aktuell befinde ich mich in der Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft. Mit diesem neu erworbenen Wissen kann ich mein Leistungsportfolio für den Kunden maßgeblich vergrößern. Ich bin ständig auf der Suche nach interessanten Projekten und Entwicklungen – auch im Bereich für mögliche Zusammenarbeiten mit Neugründungen und Start-ups. Ich denke, dass sich hier optimale Synergien zwischen verschiedenen fachlichen Disziplinen ergeben werden. Hier ist mein Arbeitsplatz im Makerspace Carinthia mit den dort ansässigen Unternehmern stets ein inspirierendes Umfeld. Die Menschen dort sind für mich ein Vorbild hinsichtlich Menschlichkeit, handwerklichen, fachlichen und theoretischen Fähigkeiten, Erfindergeist, Motivation und sozialem Engagement. Ich lege Wert auf Vernetzung und engere Zusammenarbeit – bestenfalls in Form von Partnerschaften mit Kollegen und Unternehmen. Dadurch kann ein größerer Kundennutzen durch Flexibilität und kompetenzübergreifenden Leistungen erzeugt werden. Ich fordere mich täglich selbst heraus, in dem ich aus meiner persönlichen Komfortzone heraustrete und mich auf neue Ideen und Konzepte einlasse.
Florian Krall schafft als Ziviltechniker für Maschinenbau eine Brücke zwischen Alt und Neu. Foto: KK
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