© StudioHorst, Helge Bauer
Umwelt
07.04.2022

„Umweltschutz ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn“

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan stellt sich der Herausforderung eines ökologisch orientierten Krankenhausbetriebs. Umweltrelevante Ressourcen lassen sich nur mit geeigneter Infrastruktur und motivierten Mitarbeitenden einsparen.

Der Gesamtleiter des Krankenhauses Dir. Mag. Michael Steiner, MAS im Interview mit advantage über das nachhaltige Denken und Handeln des Ordenskrankenhauses und darüber, warum der grüne Daumen alleine noch lange nicht ausreicht.

advantage: Was bedeutet verantwortungs­volles Wirtschaften für das Krankenhaus St. Veit?

Michael Steiner: Seit vielen Jahren stehen Umwelt- und Klimaschutz im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan weit oben auf der Agenda. Wir sind fest davon überzeugt, dass medizinische Spitzenleistung im Einklang stehen kann mit Effizienz und Umwelt. Mit der Entscheidung im Ordensspital ein Umweltmanagementsystem EMAS III (Eco-Management and Audit Scheme) durch die Quality Austria einzuführen, hat mit der ersten Zertifizierung im Jahr 2016 eine neue Phase des aktiven Umwelt- und Klimaschutzes begonnen, die heute solide auf vielen Pfeilern steht. Nach über fünf Jahren als EMAS-zertifiziertes Haus kann ich sagen, dass Umwelt- und Klimaschutz kein Verzicht, sondern ein Gewinn ist. Getreu dem Leitsatz des Ordens der Barmherzigen Brüder „Gutes tun und es gut tun“ verstehen wir Umweltschutz als ganzheitlichen Ansatz, der sich auf alle Unternehmensbereiche, Prozesse, Ressourcen und Materialien erstreckt. Wir streben im Rahmen der vorhandenen Ressourcen die kontinuierliche Verbesserung unserer Umweltbilanz an.

Warum ist es heutzutage so wichtig, auf den Umweltschutz bzw. auf das Thema Nachhaltigkeit zu setzen?

Auf der einen Seite ist es unsere Kernaufgabe, die Gesundheit unserer Patienten wiederherzustellen bzw. zu erhalten, indem wir sie medizinisch versorgen und auf der anderen Seite ist ein Krankenhaus gleichzeitig ein großer Verursacher und ein „umweltbelastender Faktor“. Der Betrieb wirkt sich auf die Umwelt und das Klima aus. Uns ist es wichtig, mit all unserem Handeln eine lebenswerte Zukunft für Menschen in einer intakten Umwelt zu ermöglichen. Allein weil wir hier am Standort von wunderschöner Natur umgeben sind, fühlen wir uns dem Umweltschutz besonders verpflichtet. Unser Krankenhaus ist auch Mitglied im Österreichischen Netzwerk Gesundheitsfördernder Krankenhäuser (ÖNGKG) der WHO.

Welche Schwerpunkte und Projekte werden im Rahmen des Umweltschutzes/Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit im Krankenhaus in St. Veit umgesetzt?

Wir bemühen uns den Energieverbrauch zu reduzieren, den Ressourcenverbrauch im Blick zu behalten, ein effizientes Abfallmanagement zu betreiben und zudem Lebensmittel aus dem regionalen Anbau zu beschaffen. Auch die Einhaltung der Gesetze ist bei uns ein Selbstverständnis und eine Verantwortung, die wir gerne wahrnehmen. Generell entwickeln wir Strategien und Maßnahmen, die einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt fördern. Ausgehend von den Daten der Umweltprüfung, wird jedes Jahr durch das Umweltteam in Zusammenarbeit mit dem Umwelt­managementbeauftragten für unser Haus ein Umweltprogramm erstellt. Dabei werden für den einzelnen Bereich wie Abfall, Energie, Beschaffung usw. Einzelziele, bestehend aus der Zielsetzung, langfristige und kurzfristige Maßnahmen zur Erreichung der Ziele erarbeitet. Ebenso werden jährlich Umweltkennzahlen des Hauses ermittelt.

Wo gibt es in Ihrem Unternehmen noch Handlungsbedarf? Was wollt ihr im Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit/ verantwortungsvolles Wirtschaften/Regionalität in den nächsten Jahren noch umsetzen?

Das Thema Umwelt- und Klimaschutz ist ein Dauer­thema. Als Krankenhaus-Gesamtleiter ist es mir bewusst, dass der Weg dahin nur über die Mitarbeitenden führt. Die treibende Kraft hinter der nachhaltigen Transformation ist unser Umweltteam mit Vertretern aus allen Bereichen unseres Hauses. Sie haben auch die Zahlen und Fakten im Blick. Um im Bereich Umwelt etwas zu verändern, muss man diese nämlich erheben, zusammenführen und auswerten sowie alle Prozesse genauestens durchleuchten. Trotz unseres grünen ­Daumens gibt es noch reichlich Optimierungsbedarf. Argumentiert das Umweltteam mit realen Zahlen und zeigt konkrete Verbesserungspotenziale auf, dann hat das gute Erfolgschancen. Wir wollen mit mehreren Projekten und Maßnahmen einen greifbaren Beitrag zu mehr ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ­leisten. Zum Beispiel planen wir mit unserem Küchenbetreiber, die Kooperation „Gut zu wissen“ mit regionalen Betrieben und Produzenten in der Speisenver­sorgung noch weiter auszubauen. In unserem Krankenhaus wird nicht nur auf Frischküche höchsten Wert gelegt, sondern auch darauf die Speisepläne mit möglichst viel regionalen Zutaten zu gestalten. Ich sehe aber nicht nur ein großes Potenzial bei den Krankenhäusern selbst, sondern auch bei der Produktion und den Lieferketten im Gesundheitswesen. Langfristig arbeiten wir auch auf größere Maßnahmen hin, wie der Sicherstellung einer möglichst unabhängigen Energieversorgung für unserer Krankenhaus und wir wollen unsere Energieeffizienz noch weiter steigern und bis 2030 CO2-neutral sein. Mit elf EMAS-zertifizierten Standorten sind die Barmherzigen Brüder in Österreich eine große Organisation mit entsprechender in- und externer Hebelwirkung.

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