Bei der Präsentation des Wasserstoff-Busses: Landesrat Martin Gruber mit den Partnern – Foto: Büro LR Schuschnig
Umwelt
21.05.2021

Wasserstoff-Bus wird in Region Villach getestet

Im Rahmen des Projekts "H2Carinthia" testet Kärnten einen mit Wasserstoff betriebenen Bus im Linienbetrieb – in der Region Villach. Infineon soll schon ab 2022 grünen Wasserstoff produzieren, der einen doppelten Nutzung zugeführt werden soll – für Industrie und Mobilität.

Kärnten setzt – unter anderem – auf grünen Wasserstoff. Bereits letztes Jahr wurde das Projekt "H2Carinthia" im Rahmen der Wasserstoff-Strategie vorgestellt. Mit Partnern wir Infineon, Postbus, OMV oder Linde Gas soll in Kärnten schon ab 2022 grüner Wasserstoff produziert werden. Nach industrieller Nutzung soll der Wasserstoff einer zweiten Verwendung als Treibstoff zugeführt werden. Dafür wird an einem europaweit neuen Aufreinigungsverfahren gearbeitet.

Kärnten als Modellregion

Dazu bemerkt Mobilitäts-Landesrat Sebastian Schuschnig: "Nachhaltig produzierter Wasserstoff bietet uns die Chance, Mobilität und Industrie zu ökologisieren und auch wirtschaftlich als Region zu profitieren. Wir machen Kärnten schrittweise zu einer Modellregion, denn Klimaschutz funktioniert am besten durch Innovation. Besonders im Busverkehr hat Wasserstoff durchaus Vorteile."

Wasserstoff-Anlage ab 2022 in Villach

Thomas Reisinger ist Vorstand für Operations bei Infineon Technologies Austria. Zum Stand des Projekts sagt er: "Die Vorbereitungen für die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen am Infineon-Standort Villach laufen nach Plan. Wir werden die Wasserstoff-Anlage aus heutiger Sicht Anfang 2022 in Betrieb nehmen. Wir begrüßen im Sinne einer intelligenten Kreislaufwirtschaft sehr, dass sich die Pläne, den grünen Wasserstoff nach dem Einsatz in der Chip-Produktion im öffentlichen Busverkehr zu nutzen, nun konkretisieren. Bei einer Menge von rund 300 Kilogramm auf gereinigtem grünen Wasserstoff täglich können rund 1,5 Millionen Buskilometer jährlich klimaneutral betrieben werden, das entspricht in etwa den Buskilometern, die in der Stadt Villach in zwei Jahren zurückgelegt werden."

Bis 350 Kilometer Reichweite

Ein Wasserstoff-Bus wird noch bis 28. Mai im Linienverkehr in der Region Villach getestet. Der zwölf Meter lange "Solaris urbino 12 hydrogen" wird momentan mittels mobiler, nach Kärnten gelieferter Wasserstoff-Tankstelle befüllt. Der Bus wird täglich mit 37 Kilogramm Wasserstoff betankt – das dauert zehn Minuten. Die Reichweite beträgt damit bis zu 350 Kilometer. Schuschnig zeigt sich optimistisch: "Wir arbeiten mit den Partnern intensiv daran, dass schon 2023 die ersten Busse im Dauerbetrieb eingesetzt werden. Bereits zuvor soll die erste Wasserstoff-Tankstelle in Kärnten errichtet werden."

Erneuerbare Quellen

Das Projekt "H2Carinthia" wird auch wissenschaftlich begleitet. Dafür zeichnet die HyCentA Research GmbH verantwortlich. Geschäftsführer Alexander Trattner zur Technologie: "Wasserstoff-Brennstoffzellen-Busse haben eine hohe technische Reife erlangt und ermöglichen im öffentlichen Verkehr eine Flexibilität und Reichweite wie Diesel-Busse bei doppelter Effizienz und vollständiger lokaler Emissionsfreiheit. Wasserstoff ist ein sicherer und effizienter Kraftstoff, der aus verschiedenen erneuerbaren Quellen herstellbar ist. Die Besonderheit des H2Carinthia-Projektes ist die Aufbereitung und Wiederverwertung des Wasserstoffs aus dem Industrieprozess für den Einsatz in der Mobilität."

Schuschnig will in Gesprächen mit dem Klima-Ministerium Bundesmittel und EU-Gelder für das Projekt nach Kärnten holen.

Postbus ist bereit für emissionsfreie Busse

Die Partner sind jedenfalls gespannt und gerüstet. Postbus etwa "ist es als größtes Busunternehmen Österreichs ein zentrales Anliegen, alternative Antriebstechnologien wie Wasserstoffbusse und E-Busse zu erproben. Und Postbus ist jedenfalls bereit für den Einsatz von vielen emissionsfreien Bussen auf Österreichs Straßen", sagt Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin der Österreichische Postbus AG.

Bewegung in Villacher Verkehrsfrage

Villachs Bürgermeister Günther Albel freut sich über die Testphase in seiner Region – das passe perfekt, denn: "Wir haben zuletzt mehr als eine Million Euro in den Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur gesteckt, einen elektrisch betriebenen E-Citybus installiert, 25.000 Villacherinnen und Villacher mit Taktbus-Linien versorgt, mit den ÖBB um mehr als eine Million Euro eine Stadtbahn-Station in Landskron gebaut und Sharing-Modelle gefördert. Noch nie war in der Villacher Verkehrsfrage so viel Bewegung. Wasserstoff-Busse sind ein höchst willkommener weiterer Schritt."

Keine Zusatz-Fahrzeuge

Für das Unternehmen Solaris spricht General Managerin Anna Mejer: "Somit können die Busbetreiber die Busse mit den konventionellen Antrieben eins zu eins gegen die wasserstoffbetriebenen Buse ersetzen, d. h. es müssen keine zusätzlichen Fahrzeuge beschaffen werden und die bestehenden Fahrpläne können erhalten werden."

Technologie mit Zukunft

Auch die OMV ist mit von der Partie. "Grüner Wasserstoff hat das Potenzial, den Schwerlast- und den öffentlichen Verkehrssektor zu dekarbonisieren und bietet unseren Kundinnen und Kunden Zugang zu einer vollständig emissionsfreien Technologie mit vergleichbaren Tankzeiten, Reichweiten und potenziellen Gesamtbetriebskosten zu den heute eingesetzten Fahrzeugen", ist Sorin Ivanovici, OMV-Projektverantwortlicher, überzeugt.

Teil der Linde-DNA

Für Linde Gas ist das Thema Wasserstoff kein neues, so Andreas X. Müller, Geschäftsführer der Linde Gas GmbH: "Wasserstoff ist seit mehr als 100 Jahren Teil der Linde-DNA – wir sind führend in der Entwicklung der Wasserstofftechnologie und decken als einziges Unternehmen weltweit die komplette Wertschöpfungskette von der Produktion und Aufbereitung über die Distribution und Speicherung bis hin zu täglichen Anwendungen für Industrie und Verbraucher ab."

Bei der Präsentation des Wasserstoff-Busses: Landesrat Martin Gruber mit den Partnern – Foto: Büro LR Schuschnig
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