Fotocredit: © KWF/Johannes Puch
Wirtschaft
19.12.2022

„Wir wollen, dass die Projekte wirken, die wir fördern!“

Seit 1993 präsentiert sich der Kärntner Wirtschaftsförderungs

Fonds (KWF) als verlässlicher Partner für die Kärntner Unternehmen.

„Der KWF hat sich gut entwickelt – unabhängig und mit Rückgrat!“

Erhard Juritsch, KWF-Vorstand

INTERVIEW mit den KWF-Vorständen Mag. Dr. Erhard Juritsch und Mag. Sandra Venus: Langzeit-Vorstand Erhard Juritsch verabschiedet sich 2023 in den Ruhestand und gibt im advantage Interview gemeinsam mit Vorstands-Kollegin Sandra Venus einen Rückblick mit Ausblick.

advantage: Der KWF wurde vor nunmehr 30 Jahren gegründet. Was waren die zentralen Herausforderungen?

Erhard Juritsch: Die größte Leistung war zunächst sicherlich die Ausgliederung des KWF. Das war schon sehr visionär und österreichweit einzigartig. Es hat damals auch keine Forschungsförderung gegeben. Die Zusammenarbeitskultur zwischen der Forschung und Wirtschaft hat noch Potenzial, denn die Distanz zwischen Akademikern und Fachkräften ist nach wie vor groß.

Sandra Venus: Es geht darum Diversität hineinzubringen: Voneinander zu lernen, miteinander zu wachsen, so dass der eine vom anderen profitieren kann. Kooperatives Denken ist ganz wichtig, um Projekte zuzulassen.

Juritsch: Die Intensität in der Forschung und Entwicklung hat durch Digitalisierung, Produktivitätssteigerung und internationale Verflechtungen zugenommen, das muss man einfach sagen. Kärnten war immer schon exportorientiert.

Wie sehen Sie das Jahrhundertprojekt Koralmbahn und den Wirtschaftsraum Südösterreich?

Juritsch: Wir haben 2014 mit dem Silicon Alps Cluster begonnen, den Wirtschaftsraum mit einem Thema zu erschließen und fiskalpolitische Grenzen zu überwinden. Das funktioniert gut, ist aber aufwendig und braucht Zeit. Ähnliche Beispiele sind die Silicon Austria Labs (SAL), das Green Tech Valley oder auch das Kompetenzzentrum Holz in St. Veit/ Glan.

Venus: Das Projekt Koralmbahn ist für Kärnten sicherlich von großem Vorteil, auch in Verbindung mit den Möglichkeiten in punkto Aus- und Weiterbildung sowie Wissenstransfer.

Wie bewerten sie die Kooperationsbereitschaft in Kärnten?

Juritsch: Die Kooperationsbereitschaft ist unterschiedlich und branchenabhängig. Auftragsbezogene Partnerschaften, wo beide Seiten einen Nutzen haben, sind das Gebot der Stunde. Zukunftsbezogen wird sicherlich eine Überwindung des Branchendenkens notwendig sein.

Venus: Es hängt immer an den Menschen, das Vertrauen spielt eine ganz große Rolle. Der KWF fördert Kooperationen gezielt. Die Tendenz zeigt: Eher weg von den klassischen einzelbetrieblichen Förderungen hin zu überbetrieblich vernetzenden Programmen.

Herr Juritsch, was waren Ihre Highlights und Meilensteine in Ihrer Zeit beim KWF?

Juritsch: Die Grundsteinlegung für den Lakeside Park, aber auch die Stiftungsprofessuren an der Universität Klagenfurt sowie die Umstellung des Förderregimes auf europäisches Niveau. Der KWF hat sich gut entwickelt – unabhängig und mit Rückgrat! Das gehört zum Mindset des KWF. Das heißt nicht, dass man sich gute Ideen aus der Politik nicht anschaut. Wir sind kooperativ, haben eine Projektkultur entwickelt. Wir fördern nicht Wirtschaftsgüter, sondern Projekte. Das Unterstützen muss nicht immer mit Förderungen verbunden sein, das ist immer sehr individuell.

Wo setzt der KWF an, um in Zukunft noch zielgerichteter zu unterstützen?

Venus: Die große Überschrift bei den Förderungen ist abgeleitet einerseits vom Green Deal der EU und andererseits von der KWF-Strategie 2030. Die zwei zentralen Themen sind sicherlich Digitalisierung und Klimaneutralität.

Juritsch: Energie hat aufgrund der aktuellen Situation einen hohen Stellenwert – wir hatten dazu schon vor Jahren ein Angebot, das damals leider wenig angenommen wurde.

Venus: Es geht darum, als KWF First Mover und Impulsgeber zu sein: Vorausdenken, auch was Trends betrifft. Ein wichtiges Thema ist auch der Wissenstransfer bzw. die Frage, wie Wissen in die Unternehmen kommt.

Juritsch: Was wir gern tun, ist Wissen und Geld verknüpfen, um intelligent zu investieren. Unser Engpass sind gute Projekte. Wir müssen keinen Umsatz generieren.

Venus: Wir wollen nicht an der Anzahl der Förderfälle gemessen werden. Wir wollen, dass die Projekte wirken, die wir fördern. Wir selber wirken ja auch: Mit dem Wissen, das wir als KWF aufgebaut haben. Das zeichnet uns als Team aus.

 

„Ein wichtiges Thema ist auch der Wissenstransfer bzw. die Frage, wie Wissen in die Unternehmen kommt.“

Sandra Venus, KWF-Vorstand
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