Werksleiterin Dipl.- Ing. Sandra Greßl. © Philipp Kogler
Wirtschaft
07.09.2022

Wir wollen ständiges Lernen vorleben

Neben Digitalisierung und Automatisierung liegt der Fokus bei Geislinger vor allem auf nachhaltigem Wachstum – auch in punkto Personalentwicklung.

Das Familienunternehmen Geislinger ist in den letzten 50 Jahren zu einem der größten Arbeitgeber im Lavanttal herangewachsen. In Bad St. Leonhard werden auf rund 78.000 Quadratmetern modernster Betriebs- und Büroflächen individuell maßgeschneiderte Kupplungs-, Dämpfer- und Antriebsstranglösungen entwickelt und produziert. Mit „Levitaz“ wurde zudem ein innovatives Produkt für den Leistungssport Kitefoil Racing kreiert, der 2024 zur olympischen Disziplin wird. Werksleiterin Dipl.- Ing. Sandra Greßl, MA im Interview mit advantage.

advantage: Mittlerweile blicken Sie selbst auf fast zwei erfolgreiche Jahrzehnte in unterschiedlichsten Positionen bei Geislinger zurück. Frau Greßl, wie begann Ihre persönliche Karriere im Unternehmen?

Sandra Greßl: Während ­meiner Studienzeit – ich habe Maschinenbau in Graz studiert – konnte ich bereits wertvolle Erfahrungen als Praktikantin bei Geislinger in Bad St. Leonhard sammeln. Nach einem kurzen Ausflug in die Elektrotechnik-Branche habe ich das Angebot bekommen das Projektmanagement bei Geislinger aufzubauen. Wenn man als Praktikantin bei einem innovativen Unternehmen arbeitet und alles passt, geht man gern zurück. Deswegen ist es mir unter anderem ein wichtiges Anliegen, aktiv mit Studierenden aus der Region zusammen-zuarbeiten. Mittlerweile bin ich seit 18 Jahren bei Geislinger tätig und habe in nahezu alle Bereiche hineingeschnuppert – vom Projektmanagement, über den Einkauf, die Instandhaltung und die Produktion bis hin zur stellvertretenden Werksleitung. Ich freue mich, dass ich seit März 2020 als Werksleiterin für rund 500 Mitarbeiter am Standort Bad St. Leonhard personalverantwortlich sein darf.

Stichwort Mitarbeitermotivation: Wie inspirieren Sie Ihre Mitarbeiter?

Der Faktor Mensch spielt bei Geislinger und auch für mich persönlich eine zentrale Rolle. Zunächst muss die Arbeit interessant sein, sodass man als Mitarbeiter wirklich gern in die Firma kommt, auch einen Bezug zum Produkt hat und für seine Tätigkeit brennt. Und natürlich müssen auch Umfeld und Arbeitsklima passen. Betriebliche Gesundheit hat bei uns einen hohen Stellenwert. In unserer Kantine achten wir darauf, regionale und saisonale Menüs anzubieten. An diesen Stellschrauben feilen wir ständig, versuchen mit unseren Mitarbeitern in Kontakt zu sein und sie zu motivieren. Unsere Führungskräfte werden zudem kontinuierlich rund um das Thema Kommunikation geschult.

Gute Kommunikation ist ein Schlüssel zum Erfolg. Geislinger verfügt seit kurzem über sogenannte „Konfliktlotsen“. Was ist darunter zu verstehen?

Konflikte und Kommunikationsschwierigkeiten können Verschwendungen erzeugen und hohe Kosten in Unternehmen verursachen. Das Thema Kommunikation ist uns ein großes Anliegen, weshalb es inzwischen hausintern speziell mit dem Thema Konfliktbearbeitung betraute Personen – 15 sogenannte „Konfliktlotsen“ – gibt, die eine mehrmonatige, fundierte Ausbildung hinter sich haben. Diese können von den Mitarbeitern jederzeit zur Hilfe gezogen werden. Konfliktlotsen sind top ausgebildet und wissen genau, wie sie mit der jeweiligen Situation umgehen, auch was sie selbst lösen können oder wo sie Führungskräfte oder mich persönlich – ich bin ja die oberste Konfliktlotsin sozusagen – mit ins Boot holen müssen. Zu glauben, ein Konflikt löst sich von selbst, ist ein Irrglaube.

Sie beschäftigten in Bad St. Leonhard unterschiedliche Generationen und Altersgruppen von Mitarbeitern. Welche Herausforderungen kann das mit sich bringen?

Es ist wichtig, sich als Arbeitgeber wirklich auf alle Altersstrukturen einzulassen, denn die Bedürfnisse der älteren Generation sind unterschiedlich im Vergleich zu jenen der jüngeren Generation. Da treffen oft Welten aufeinander, gerade was die Kommunikation betrifft: Ein 14-jähriger Lehrling hat natürlich komplett andere Vorstellungen vom Leben und von der Arbeit, als jemand, der kurz vor der Pensionierung steht und Altersteilzeit in Anspruch nimmt. Wir haben immer ein offenes Ohr und ver­suchen diese Bedürfnisse individuell abzustimmen und einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Welche Schwerpunkte setzt Geislinger in punkto Personalentwicklung?

Nachhaltigkeit nimmt bei Geislinger nicht nur in Bezug auf Produktionsprozesse, ­Lieferketten und die Energieversorgung einen zentralen Aspekt ein, sondern auch in Hinblick auf die Mitarbeiterentwicklung. Wir wollen ständiges Lernen vor­leben. Wenn man sich nicht weiterent­wickelt, ist man nicht motiviert. Daher ist es uns wichtig, gerade die eigenen Mitarbeiter zu fördern. Neben attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten für Lehrlinge bilden wir auch unsere Führungskräfte selbst aus, haben da ein eigenes, speziell zugeschnittenes Programm. Es gibt die Möglichkeit das erste Mal in eine Führungsrolle hineinzuschnuppern und sich sukzessive bis hin zum Abteilungsleiter weiterzuentwickeln. So gelingt es uns, stets motivierte Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen hervorzubringen. Denn auch Pensionierungen müssen natürlich nachbesetzt werden. Ich glaube, nachhaltige Mitarbeiterbindung wird künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Der Wolfsberger Michael Eberhard, Lehrling bei der Firma Geislinger konnte beim Metalltechnik-Landeslehrlingswettbewerb überzeugen. HIER gehts zum Artikel.

Mehr Infos

Das Familienunternehmen Geislinger GmbH mit Sitz in Hallwang bei Salzburg ist Weltmarktführer in der Herstellung von Kupplungen und Dämpfern und „built to last“ Produkten im Bereich Antriebs­technik. Geislinger beschäftigt rund 700 Mitarbeiter in fünf Ländern. Produziert wird in Bad St. Leonhard im Lavanttal auf rund 78.000 Quadratmetern modernster Betriebsfläche.

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